Erdogan-Besuch in Deutschland

Auch in Gesprächen macht der Ton die Musik

Der türkische Präsident Erdogan und Bundespräsident Steinmeier stehen nebeneinander und nehmen die Ehrenformation der Bundeswehr ab.
Der türkische Präsident Erdogan und Bundespräsident Steinmeier © dpa/ Michael Sohn
Wolfgang Petritsch im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
Den umstrittenen Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland beurteilt der österreichische Diplomat Wolfgang Petritsch positiv. Es sei ein guter Zeitpunkt, um Erdogan mit Respekt zu begegnen - aber klar in der Sache.
Rund um den Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland gibt es einige Empörung und Proteste. Berlin ist am Freitag Hochsicherheitszone, da Erdogan heute mit Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel in der Hauptstadt zusammenkommt.
Es sei grundsätzlich wichtig, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, sagt der österreichische Diplomat Wolfgang Petritsch (SPÖ) im Deutschlandfunk Kultur. Der frühere europäische Chefunterhändler bei den Kosovo-Friedensverhandlungen (1998-99) und Hohe Vertreter für Bosnien und Herzegowina (1999-2002) hatte früher auf dem Balkan viel mit schwierigen Gesprächspartnern zu tun.
10.06.2013., Zagreb,Croatia - Wolfgang Petritsch, Austrian diplomat of Slovene ethnicity and former High Representative for Bosnia and Herzegovina.He is author of book Odrediste Europa. Photo: Anto Magzan/PIXSELL |
Der österreichische Diplomat Wolfgang Petritsch © Anto Magzan / dpa
Gerade in Demokratien sei es wichtig, das Gespräch mit der Türkei aufzunehmen. "Das heißt nicht, dass wir alles anerkennen damit, was in den letzten Jahren gerade mit der Türkei und mit Erdogan schief gelaufen ist." Petritsch bewertete die Visite in Deutschland positiv, in Österreich sei das in absehbarer Zeit nicht vorstellbar. Es sei ein guter Zeitpunkt, um Erdogan mit Respekt zu begegnen, aber klar in der Sache.

Auf demokratischen Standard achten

Es hänge jetzt vor allem von den beteiligten Persönlichkeiten ab, wie der Besuch verlaufe. "Wenn man mit polternden Politikern, mit Autokraten umgeht, dann glaube ich, sollte man sich nicht auf dieses Niveau einlassen, sondern den eigenen demokratischen Standard ganz klar in den Vordergrund stellen und die Themen ansprechen", sagte der Diplomat. "Ich glaube, dass der Ton in dieser Frage sehr wichtig sein wird." Allerdings warnte Petritsch davor, alles bereits in diesen ersten Besuch hineinzupacken, was gelöst werden müsse.
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