Biodiversität und Nachhaltigkeit
Rewilding nennt man es, wenn man der Natur wieder freien Lauf lässt. (Symbolbild) © picture alliance / blickwinkel / McPHOTO / Helmut Krauss
Mit "Rewilding" Raum für alle Lebewesen schaffen
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Der Mensch verlangt der Erde zu viel ab. Was wir gierig verbrauchen, kann nicht so schnell wieder nachwachsen. Die Methode der gezielten Verwilderung könnte dabei helfen, allen Lebewesen zu ihrem Recht zu verhelfen, sagt die Biologin Andrea Perino.
Heute ist kein schöner Tag für die Erde, heute ist nämlich Erdüberlastungstag. Ab dem heutigen Tag verbrauchen wir mehr biologische Ressourcen, als die Erde in diesem Jahr neu produzieren kann. Nachhaltig aber wäre: Nicht mehr zu entnehmen als nachwächst.
Ausgedacht hat sich diesen Tag die US-amerikanische Denkfabrik Global Footprint Network – dieselbe, die anhand vieler Zahlen den sogenannten ökologischen Fußabdruck ausrechnet.
Rewilding könnte die Erde entlasten
Um die Erde zu entlasten und mehr Nachhaltigkeit zu erreichen, braucht es mehr Wildnis, sagt Andrea Perino. Die Diplombiologin arbeitet am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung an neuen sogenannten Rewilding-Konzepten, die die natürlichen Prozesse in Ökosystemen wiederherstellen.
Dazu gehören: die Verbindungen zwischen verschiedenen Ökosystemen, intakte Nahrungsketten und natürliche Störereignisse wie Überflutungen von Feuchtgebieten. Das erreicht man unter anderem, indem man Flüsse renaturiert, Dämme entfernt und in großen Parks oder in Stadtwäldchen gepflegte Flächen mit Wildwuchs kombiniert.
75 Prozent der Erdoberfläche in Menschenhand
Denn: „Wir verlieren immer mehr Flächen, die anderen Lebewesen zur Verfügung stehen können. Schon um die 75 Prozent der Erdoberfläche sind in menschlicher Nutzung. Das heißt, es wird für alle anderen immer enger“, skizziert Perino den Ernst der Lage. Rewilding sei daher ein Weg, wieder mehr Raum zu schaffen.
Ein wichtiges Prinzip des Rewildings sei, nach und nach immer weniger in die Natur einzugreifen. Solche Maßnahmen sollten jedoch immer gemeinsam mit der ansässigen Bevölkerung besprochen und entschieden werden und im Idealfall auch gemeinsame Konzepte entwickelt werden, betont die Biologin. Zum Beispiel für einen gezielten Naturtourismus. Auf diese Weise hätten am Ende alle etwas davon.
(mkn)