Erfinder der E-Mail gestorben

Treiber der digitalen Kultur

Das E-Mail Zeichen
Das wichtigste Zeichen der digitalen Kultur: das "at" © imago/McPHOTO
Wolfgang Hagen im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke |
1971 schickte der amerikanische Ingenieur Ray Tomlinson über ein Rechnernetzwerk eine Nachricht an sich selbst. Der Erfinder der E-Mail ist jetzt gestorben - er hat unser Leben revolutioniert, meint der Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen.
Als der amerikanische Ingenieur Ray Tomlinson 1971 die erste E-Mail von einem Rechner zum nächsten schickte, hatte er noch keine Ahnung, dass er damit die Welt verändern, die Kommunikation grundlegend neu gestalten würde.
Heute, knapp 45 Jahre später, wird die E-Mail immer wieder totgeredet – und dennoch sei sie nach wie vor ein unglaublich wichtiger Treiber, eine "Achse des Internets und der digitalen Kultur", sagte Wolfgang Hagen, Professor für Medienwissenschaften an der Universität Lüneburg, im Deutschlandradio Kultur.

In der digitalen Kultur wird vieles neu arrangiert

Die E-Mail hat laut Hagen Grenzen eingeebnet – was früher getrennt war, ist heute zum Teil untrennbar miteinander verbunden: "Schriftlichkeit, Mündlichkeit, Privatheit, Öffentlichkeit, das Berufliche – das wird in der digitalen Kultur völlig neu geordnet und neu arrangiert."
Die E-Mail habe die Kommunikation zudem beschleunigt, die Inhalte vermehrt. 500 Billionen Mails gehen, so Hagen, täglich um die Welt, drei Viertel davon dürften Werbung sein, und Schadsoftware wird auch reichlich transportiert.

Die E-Mail hat die Akten-Kultur der Amtsstuben zerstört

Alles in der digitalen Kultur sei extrem zweischneidig, gibt der Wissenschaftler zu bedenken. Und erklärt, wie die E-Mail die Akten-Kultur deutscher Amtsstuben zerstört hat.
Der Nachvollzug von Entscheidungswegen werde in Archiven durch die E-Mail inzwischen praktisch verunmöglicht, berichtet Hagen. Denn es gebe niemanden mehr, der Akten hin- und her trage. Es werde stattdessen eine Mail geschrieben. Die Folge: graue Haare bei Archivaren und Bürokraten.
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