Zeichentrick-Pionier Walt Disney starb vor 50 Jahren
Sein Name ist untrennbar mit der Kunst des Trickfilms verbunden, mit dem Einstieg ins Fernsehgeschäft und der Eröffnung von Vergnügungsparks wurde Walt Disney endgültig zu einer Ikone US-amerikanischer Unterhaltungskultur.
"Es war der Wunsch eines kleinen Jungen, der unbedingt Cartoons zeichnen wollte, ausgerechnet in dem Augenblick, als der Zeichentrickfilm erfunden war. Es war Glück."
Der Weg zum Erfolg war jedoch steinig. Walter Elias Disney wurde am 5. Dezember 1901 in Chicago geboren und wuchs auf einer Farm in Missouri auf. Bereits als Neunjähriger musste er um halb fünf aufstehen, um vor Schulbeginn Zeitungen auszutragen. Nach einem freiwilligen Einsatz als Ambulanzfahrer 1918 in Frankreich begann er, als Werbegrafiker zu arbeiten, bevor er sich in Los Angeles als Trickfilmer selbstständig machte. Frühe Serien wie "Alice in Cartoonland" und "Oswald the Rabbit" waren populär, jedoch wenig einträglich, da Disney die Filmrechte an den Verleiher abtreten musste. Das Blatt wendete sich mit der Erfindung der Micky Maus, die ab 1928 ein Welterfolg wurde. Was machte Disney schon zu dieser Zeit führend in der Kunst der bewegten Cartoons? Sein Biograph Andreas Platthaus erklärt:
"Das unglaubliche Perfektionsstreben und das ganz, ganz sichere Gespür dafür, was sehr, sehr gut funktioniert - und zwar nicht nur bei dem kindlichen Publikum, sondern das Bemerkenswerte, sowohl an den Zeichentrickfilmen wie auch an den besseren Comics von Disney, ist, dass es auch als Erwachsener einen Heidenspaß macht, sie zu lesen oder zu sehen."
Walt Disney war kein guter Zeichner
Selbst kein begnadeter Zeichner, scharte Disney mit sicherem Gespür die besten Autoren, Zeichner und Techniker um sich. In den Disney-Studios in Hollywood herrschte ein kreativer Wettbewerb, bei dem die Ideen aller Künstler gefragt waren. Der Studiochef hatte jedoch bis ins Detail das letzte Wort.
"Letztlich ist es eben doch sehr schnell für Disney klar geworden, dass Zeichentrickfilm die einmalige Chance bietet, alle Ideen umzusetzen, die man hat. Und das ist natürlich für jemanden wie Disney, der absolut überzeugt war, dass alles, was er machte, richtig war und dem Publikum gefallen würde, ein unglaublich tolles Medium gewesen, denn ihm konnte da niemand reinreden, er konnte so lange weiterzeichnen lassen, bis das rauskam, was er wollte."
Alle Altersgruppen erreichen
Nach großartigen Cartoons wie den "Silly Symphonies", den "Drei kleinen Schweinchen" und den Filmen mit Micky Maus, Pluto und Donald Duck wagte sich das Studio an den ersten Langfilm, für den eine Million Zeichnungen angefertigt wurden. Das war ein Wagnis, denn anders als bei slapstickartigen Kurzfilmen mussten die gezeichneten Figuren in dem Märchenfilm "Schneewittchen und die sieben Zwerge" beim Publikum echte emotionale Anteilnahme erzeugen. Dabei wollte Disney immer alle Altersgruppen ansprechen:
"Wenn du etwas für Kinder machen willst, musst du dir immer genau überlegen, welches Alter willst du erreichen. Deshalb mache ich meine Filme einfach für Erwachsene, das heißt, für das Kind, das doch in jedem von uns steckt."
Rettung durch Aufträge der Regierung
Der im Dezember 1937 uraufgeführte Film wurde zu einem Kassenschlager und spielte die enormen Produktionskosten wieder ein. Mit den weniger erfolgreichen Nachfolgern "Pinocchio" und "Fantasia", einer ambitionierten Visualisierung klassischer Musik, geriet Disneys Firma jedoch an den Rand des Ruins. Die Rettung kam durch Regierungsaufträge, nachdem die USA im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintraten. Disney produzierte Lehrfilme für die Armee, machte einen Werbefilm für Langstreckenbomber und spannte den populären Pechvogel Donald Duck in Anti-Hitler-Propaganda ein, indem er die Ente in einem Alptraum nach NS-Deutschland versetzte:
"Heil Hitler! Heil Hitler! Heil Hitler! Heil Hitler!"
Nach dem Krieg begann das Studio auch Spielfilme und unterhaltsame Tierdokumentationen wie den gefeierten Film "Die Wüste lebt" zu drehen. Der Firmenpatriarch konzentrierte sich auf seinen Traum eines eigenen Freizeitparks, der 1955 im kalifornischen Anaheim die Tore öffnete. Der US-amerikanische Filmkritiker Richard Schickel nannte "Disneyland" ein "Mahnmal der Künstlichkeit unserer Zeit". Der Park wurde desungeachtet, fleißig beworben durch eine wöchentliche Fernsehshow, zu einem riesigen Erfolg, der Disney endgültig aller finanziellen Sorgen enthob. Bald machte er sich an die Planung eines zweiten, noch größeren Themenparks in Florida, dessen Eröffnung Walt Disney aber, der am 15. Dezember 1966 starb, nicht mehr erleben sollte.