Katharina Wolff: Selbstverständlich Frau
Emanzipation war gestern, heute geht es um Selbstbestimmung
Herbig Verlag
Durchhalten, Mädels!
Emanzipation? War gestern! Gläserne Decke? Längst eingerissen! Die Hamburger CDU-Politikerin Katharina Wolff kämpft in diesem Buch gegen die Frauenquote und fordert mehr weibliches Selbstbewusstsein. Peinliche Dirndl-Ratschläge inklusive.
Katharina Wolff: "Meine Damen und Herren, wir brauchen als Frauen keine Nachhilfelehrer, uns braucht nicht gesagt zu werden, was wir zu tun und zu lassen haben, welche Berufe wir zu ergreifen haben, sondern Sie sollten anfangen, uns als das zu sehen, was wir sind, - selbstbewusst, selbstbestimmt und hundertprozentig in der Lage, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Vielen Dank!"
Katharina Wolff, CDU-Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft, ist keine Frau der leisen Töne, als junge Politikerin nicht und auch nicht als Autorin. Sie sei "Selbstverständlich Frau" steht auf dem Cover ihres ersten Buches und eine junge hübsche Frau strahlt den Leser kampfeslustig an.
"Ich habe nicht die klassischen Maße 90-60-90, aber das gerät mir nicht zum Nachteil, denn dieser 'Makel' macht mich sympathisch. Dass ich oft laut bin, manchmal auch vorlaut, gerade Männern gegenüber, kompensiere ich mit Kleidern. Männer unterschätzen dann eine Weile die Härte, die man als Frau an den Tag legt. Ich ziere mich nicht, wenn Männer mit mir nach einem anstrengenden Tag noch etwas trinken gegen wollen. Es macht mir sogar Spaß und ich weiß es für mich zu nutzen."
Die Frau von heute nimmt sich, was sie will
Soviel zum Selbstverständnis, das sie nun auf 204 Seiten präsentiert. Als Gleichstellungbeauftragte ihrer Partei und Geschäftsführerin einer Personalberatung rechnet die 30-Jährige forsch mit dem ab, was ein Kanzler einst als "Gedöns" abkanzelte. "Emanzipation war gestern, heute geht es um Selbstbestimmung", sagt dann auch der Untertitel, damit erst gar keine Unklarheiten aufkommen. Gläserne Decke? Die sei längst eingerissen. – Als Frau von heute nimmt sie sich, was sie will. Auch wenn das nicht alle tun.
"Zum einen haben junge Frauen, merke ich so, Angst, wenn Gegenwind kommt. Und das zweite ist, auch den Mut dazu zu haben, man selbst zu sein, man selbst zu bleiben, den Mund auch mal aufzumachen und dann auch mal durchzuhalten."
Also Durchhalten. Kein schlechter Ratgeber übrigens auch für die Lektüre von "Selbstbewusst Frau". Die Kapitelüberschriften klingen wie Befehle: "Frauen brauchen keine Quote" oder "Die Zeit der Frauen ist jetzt!".
"Mein ausgeprägtes Selbstwertgefühl lässt mich beruflich selten an mir zweifeln. Eine Eigenschaft, die sicherlich eher Männern zugeschrieben wird. Ihnen wird nachgesagt, dass sie gute Strategen sind, dass sie ihre Karriereplanung niemals dem Prinzip Zufall überlassen und alle Tricks kennen, ihren Plan Wirklichkeit werden zu lassen. Frauen hinterfragen ihre Fähigkeiten zu oft. Ich habe sehr großen Ehrgeiz. Wenn mich jemand fragt: 'Und was machen Sie beruflich', dann antworte ich: 'Ich bin Jongleurin'."
Das klingt cool für eine 30-Jährige. Das klingt nach: Mir steht die Welt offen und ich sage Euch jetzt mal, wie frau das macht. – Heute ist Burnout "Gedöns". Also Mädels, arbeitet hart, dann wird es schon werden mit der Karriere.
Katharina Wolff schreibt Sätze wie Ausrufezeichen:
"Für viele bin ich deswegen das Synonym für Powerfrau!"
Peinliche Dirndl-Ratschläge
Wie auch Angela Merkel. Die Bewunderung für die eigene Parteichefin ist naheliegend, nur hätte es dazu nicht eines ganzen Buches bedurft. Aber nach spätestens 30 Seiten, die sich durchaus flott weglesen – und hier denkt man noch: Super, solche toughen Frauen brauchen wir im von-der-Leyen-Universum – also nach 30 Seiten wird das Bewerbungsschreiben etwas eintönig.
"Die Basis hat gut reagiert, die freuen sich, wenn auch mal ein junges Gesicht in der Zeitung einen großen Artikel bekommt, und damit auch die CDU letztendlich in der Zeitung steht. So mancher Funktionär findet es manchmal nicht ganz so gut, auch Neid ist ein großer Faktor. Da mache ich mir eigentlich wenig Gedanken darüber."
Sollte sie vielleicht. Zumindest die Autorin Katharina Wolff. Als Kämpferin gegen die Frauenquote wirkt sie noch sympathisch, repräsentiert sie doch einen Teil ihrer Frauengeneration in der aktuellen Diskussion. Eher peinlich wird es, wenn sie ihre Vorstellungen eines modernen Feminismus in solche Tipps kleidet:
"So sollten Frauen zum Beispiel in einem männerdominierten Umfeld öfter mal hohe Schuhe tragen. Allerdings muss man auf ihnen laufen können, denn nichts sieht peinlicher aus als Frauen, die in hohen Hacken permanent umknicken! Außerdem hat man auf hohen Schuhen einen anderen Gang, wird dadurch anders wahrgenommen und fühlt sich selbstbewusster."
Und weil es so schön ist, bitte gleich noch der Dirndl-Ratschlag:
"Wenn man als Frau nicht will, dass einem aufs Dekolleté geschaut wird, dann sollte man bitte kein Dirndl tragen! Ich trage gern Dirndl, weil ich finde, dass Hanni und Nanni gut darin aussehen. Warum sollte ich sauer sein, wenn das auch ein Mann bemerkt, der von Natur aus darauf getrimmt ist, dort hinzuschauen."
Bleibt zu erwähnen, dass Katharina Wolff auch gern mit ihrem Vater, der lokalen Showgröße Rüdiger Wolff, im Duett singt. Ein Multitalent eben. Nur mit dem Schreiben hapert es etwas. Oder um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: Viele Frauen können ihren Anspruch nicht auf den Punkt bringen. Zu viele Worte. Denn eigentlich gibt es für diese normierte Form der Hochglanz-Frau eine simple Definition.
"Sie ist unheimlich erfolgreich, anerkannt, hat einen unfassbar netten Mann und zwei entzückende Kinder."