Erfolgscomic "IdentiKid"

Mit Humor durch die Lebenskrise

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Ausschnitt aus dem Comic "IdentiKid". Drei verschiedene Versionen derselben Comicfigur stehen nebeneinander.
Figuren mit breiten Schultern und großen Händen: Der Comic "IdentiKid" pflegt einen ganz eigenen Stil. © Avant Verlag / Moa Romanova
Jule Hoffmann im Gespräch mit Nana Brink |
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Die schwedische Zeichnerin Moa Romanova legt ihren ersten Comic vor. "IdentiKid" erzählt von Depression und Panikattacken, lässt aber auch den Humor nicht zu kurz kommen. Die Geschichte ist autobiographisch, sensibel erzählt und grandios gezeichnet.
Die Indie-Comicszene hält immer wieder Überraschungen bereit an neuen aufstrebenden Comictalenten – so eines ist die schwedische Comiczeichnerin Moa Romanova, Jahrgang 1992, deren Debüt laut Verlag bereits in sieben Sprachen übersetzt wurde.
In den USA und im Comicland Frankreich wird Romanova von Kritikern und Kollegen gerade gleichermaßen gefeiert. Nun erscheint ihr Comic mit dem Titel "IdentiKid" (Immer abgefuckt) auch auf deutsch, eine autobiografische Erzählung aus dem krisenhaften Leben einer 25-jährigen.
Ausschnitt aus dem Comic "IdentiKid". Eine weibliche Comicfigur schwebt unter Wasser, in einem gefluteten Zimmer.
Visuelles Erlebnis: Dieser Comic ist nicht nur Bildergeschichte, sondern eine eigene, kleine Kunstwelt.© Avant Verlag / Moa Romanova
Unsere Kritikerin Jule Hoffmann hat den Comic gelesen und ist rundum begeistert. Der Comic habe einen sehr eigenen, visuellen Stil, sagt Hoffmann: "Er sieht einfach sehr geil aus, mit klaren Linien und körnigen Texturen." Die Figuren seien alles andere als realistisch gezeichnet, hätten riesige Hände und breite Schultern. "Die Hauptfigur hat einen winzigen Kopf und übergroße Ohren."
Dadurch wirkten die Zeichnungen sehr ausdrucksstark - sie illustrierten nicht nur die Story, vielmehr werde eine komplett neue Kunstwelt erschaffen. Außerdem werde ein sehr relevantes Thema verhandelt, es gehe um eine Depression, berichtet Hoffmann: "Die Hauptfigur steckt in einer schweren Lebenskrise, das wird sehr ehrlich erzählt und extrem gegenwartsbezogen."

Offener Umgang mit der Lebenskrise

Wie die Autorin selbst heiße auch die Hauptfigur im Comic Moa. "Sie hängt viel im Bett rum, guckt Pornos, sie tindert, es geht um Elektroparties und Drogen und auch um ihre Therapie", sagt Hoffmann. "Sie leidet unter wiederkehrenden Panikattacken und steckt in dieser Krise fest." Im Laufe des Comics überwinde Moa diese Krise mit Hilfe eines Tindermatches: Es ist ein nicht näher beschriebener "Fernsehpromi, 53", mit dem sie viel telefoniert und chattet.
Hoffmann lobt ausdrücklich die Übersetzung aus dem Schwedischen, denn die Sprache in den Sprechblasen wirke wie aus dem Leben gegriffen und lege gleichzeitig die Trivilität eines bestimmten Sprechens offen.
Die Autorin habe den Comic bewusst autobiographisch verfasst, so Hoffmann. Romanova gehe mit ihrer eigenen Lebenskrise auch auf Instagram offen um. Im Comic bediene sie sich einiger Kunstgriffe, in dem sie beispielsweise ihre Mutter als "Mumientroll" bezeichne und der Fernsehpromi immer eine Tüte mit Augenschlitzen auf dem Kopf trage. "Dass es autobiographisch ist, macht die Erzählung so sensibel."

Humorvolle Erzählung trotz trauriger Momente

Der Comic lebt auch von seinem Humor: "Und schon haben wir eine weitere Minute überlebt", sagt die Therapeutin von Moa. Das mache das Thema erträglicher, so Hoffmann. Die Bilder transportierten wiederum sehr gut, wie sich eine Depression anfühle. Moa weine, kauere sich zusammen und sei einsam.
Ausschnitt aus dem Comic "IdentiKid". Zwei Comicfiguren unterhalten sich über eine Katze.
Ausschnitt aus dem Comic "IdentiKid": Autobiographisch und sensibel erzählt.© Avant Verlag / Moa Romanova
Hoffmann attestiert dem Werk künstlerischen Anspruch und einen originellen Stil. Das finde sich in der Illustratorenszene nicht so häufig: "Jedenfalls nicht in Kombination mit einer so klaren, narrativen Erzählung, wie es hier der Fall ist." Der Comic sei klug erzählt.
Moa überwindet am Ende ihre Krise und beschreibt eher unspektakulär ihre letzte Panikdebatte: "Ich finde das wirkt sehr stark und ich kann mir vorstellen, dass da viele anknüpfen können, die vielleicht ähnliche Krisen durchmachen."
(gem)

Moa Romanova: IdentiKid
Übersetzung aus dem Schwedischen von Katharina Erben
avant-verlag, Berlin 2020
184 Seiten, 25 Euro

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