Fünf Gründe für die Rente mit 68
02:06 Minuten
Der wissenschaftlichen Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium schlägt eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 68 vor. Dies wird jedoch parteiübergreifend abgelehnt. Redakteur Moritz Behrendt findet den Vorschlag gar nicht so schlecht.
Erstens: Es sollte so etwas wie demografische Gerechtigkeit geben. Schon jetzt finanzieren nur zwei Beitragszahler im Schnitt einen Rentner. Wenn sich das Verhältnis weiter verschiebt, wenn immer weniger Menschen arbeiten und immer mehr im Ruhestand sind, dann ist das nicht gesund für die Gesellschaft – und für die Rentenkasse schon gar nicht.
Zweitens: Das Problem wird auch politisch nicht kleiner. In den kommenden zehn Jahren erreichen jeweils mehr als eine Million Menschen das Renteneintrittsalter. Das sind auch mehr als zehn Millionen Wählerinnen und Wähler. Wenn der Politik schon jetzt der Mut für einen solchen Schritt fehlt, wird das in ein paar Jahren nicht besser.
Drittens: die Lebensläufe. Nach Studium, schlecht bezahlten Praktika und kürzeren Arbeitszeiten wegen der Kinder ist für viele Anfang 40 der Blick auf die Renteninformation ein Schock. Wenn die Höhe der erwarteten Rente nur dreistellig ist, dann hilft mehr arbeiten mehr als Baerbocksche Lebenslaufkosmetik.
Viertens: Brauchen wir die älteren Menschen in unseren Unternehmen. Überall wird Vielfalt gepredigt, aber im Berufsleben grenzen wir die Älteren aus: mit ihrer Klugheit, ihrer Erfahrung und – ja manchmal auch ihrer Sturheit. Das ist nicht klug.
Fünftens: Dieser Grund ist für mich der Wichtigste. Arbeit und Beschäftigung sind sinnvoll. Wie viel Unheil und Unfug entstehen kann, wenn das wegfällt, erleben wir in der Pandemie. Von der Querdenkerei bis zu ellenlangen Onlinekommentaren: Wer zu viel freie Zeit hat, der oder die kommt allzu leicht auf dumme Ideen.