Eine klingende Hommage
Zum 80.Todestag des Schriftstellers Erich Mühsam sind seine Gedichte neu vertont worden. Die Band "Der singende Tresen" bringt mit ihrem neuen Album "Mühsamblues" eine klingende Hommage an den anarchistischen Schriftsteller heraus.
Schon früh lernt Erich Mühsam Nein zu sagen. Er ist kein Mitläufer, kein bequemer Mitbürger, kein Allesfresser. Mühsam besticht durch seinen Scharfsinn, der ihn letztendlich das Leben kosten wird.
"Und jubelnd töten sie für ihren Zaren,
für ihren Kaiser, König, Präsidenten;
und starke Männer sinken hin in Scharen
und wissen, dass sie tapfere Streiter waren. -
Blut tropft und Jammer von den Firmamenten.
Und jeder schmäht die andern als Barbaren."
für ihren Kaiser, König, Präsidenten;
und starke Männer sinken hin in Scharen
und wissen, dass sie tapfere Streiter waren. -
Blut tropft und Jammer von den Firmamenten.
Und jeder schmäht die andern als Barbaren."
Diese Strophe aus dem Gedicht "Barbaren" hat - wie viele von Mühsams Werken - bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts benannte er Krisen und Akteure. Durch seinen Freigeist zog er jedoch auch die Kritik anderer auf sich. Die Sängerin Manja Präkels ließ sich früh von Erich Mühsams - durch Worte und Geist - wehrhafte Natur inspirieren.
"Antifaschismus verkörpert er und einen wachen, widerständigen Lebensgeist - eigentlich so ein Leuchtstern am Himmel, so eine Orientierung. Er hat ja - gerade wenn man seine Tagebücher liest oder sein Leben so ein bisschen näher kennenlernt - darüber in finstersten Zeiten, durchaus weder den Mut noch die Hoffnung verloren und seinen Humor schon gar nicht."
So ging es auch den anderen Musikern ihrer Band "Der singende Tresen":
"Mühsam und der singende Tresen, das hat eine ganz lange Geschichte. Wir haben auch gemeinsam eine große Leidenschaft für Mühsam gehabt, schon damals teilten wir, alles mehr oder weniger Exilbrandenburger, die nun die bitteren frühen 90er-Jahren mit Neonaziterror auf dem flachen Land erleben mussten; sind halt als Exilbrandenburger nach Berlin geflohen und haben den Mühsam immer im Gepäck gehabt."
Zwischen Berliner Chanson und Punk
2001 gründete die heute 39-jährige Präkels als Initiatorin das erste Mühsam-Festival. Dort fand sich dann eine Gruppe Musiker, die anfangs ohne Namen Mühsam-Texte interpretierten. Heute, 13 Jahre später, heißt die Band "Der singende Tresen" und bringt mit ihrem neuesten Album "Mühsamblues" eine klingende Hommage an Erich Mühsam heraus. Zwischen Berliner Chanson und Punk haben sich die sechs Musiker um Manja Präkels erneut mit dem Werk befasst.
"Sämtliche Texte sind ja im Prinzip Dopplungen, Überschneidungen zum Erich-Mühsam-Lesebuch, das habe ich ja zusammen mit meinem Mann Markus Liske herausgegeben und zusammengestellt und bei dieser Arbeit vielen mir halt diese Texte in die Hände und das 'Freiheit' hat er niemals unter seinem eigenen Namen sondern unter dem bizarren aber irgendwie wundervollen Synonym [Pseudonym, Anm. d. Red.] 'I. Diot' veröffentlicht. Und insofern ist das jetzt als Mühsam-Schatz gehoben - mit dem Buch zuerst und jetzt auch mit der CD noch mal."
Das Sextett "Der singende Tresen" besteht, ganz Mühsamgleich, aus sechs eigenständigen Musikern. Das hört man auch: Verleihen sie den Liedern dadurch die notwendigen Ecken und Kanten. Diese sind auf dem Album jedoch ein wenig abgeschliffen, wie es deutlich im Kriegslied zu hören ist.
"Ich hab's auch spontan geschrien, es hat aber nicht geklungen. Also das sind tatsächlich einfach Situationen, das merkt man dann im Studio, es hat so ... live ist das eine andere Energie, eine andere Geschichte. Aber das hat so einfach im Studio nicht geklungen. Also wer uns live mit dem, bei dem Lied äh erlebt wird mich schreien hören."
Finanzierung lief über Crowdfunding
Die Finanzierung von 3000 Euro für das fünfte Album der Band lief über eine Crowdfunding-Kampagne im Internet.
"Was ich spannend fand, war über die Auseinandersetzung mit Mühsam in dieser Band, wir sind ja Individualisten, so wie Mühsam ja auch einer war und auch großer Vertreter des Individualismus und ich fand es spannend, zu sehen, wie wir uns abarbeiten, wer auf welche Texte stärker reagiert und wie unterschiedlich dann auch die Lieder ausfallen. Das hat großen Spaß gemacht und hat auch uns mal wieder einen großen Schritt näher gebracht und insofern bin ich Erich Mühsam sehr dankbar ."
So wird das Werk Erich Mühsams am Leben erhalten. Vor allem aber - und das ist bedauernswert - verliert es in seiner Kriegs- und Hassverachtung nichts an seiner Aktualität.