Vom Wiener Chanson zu eigenen Songs
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Aktuell ist sie eher als Schriftstellerin präsent. Doch Erika Pluhar ist schon lange auf der Bühne zuhause, als Schauspielerin und seit 1972 auch als Musikerin. Vielleicht wandte sie sich deswegen vom Populären ab und dem Subtilen zu. Heute wird sie 80.
Derzeit ist die Wienerin vor allem als Schriftstellerin präsent, demnächst liest sie in Mannheim. Ursprünglich war sie Schauspielerin, sie gehörte zum Ensemble des Wiener Burgtheaters, spielte vor allem in den 1960-ern aber auch in Filmen und Fernsehserien. Heute feiert sie ihren 80. Geburtstag.
Oft war sie die Femme Fatale oder die selbstbewusst rauchende Frau. Und sie hatte eine charakteristische dunkle Stimme, mit der sie in den 70er-Jahren als Sängerin in Erscheinung trat. Ihren Stil könnte man als "Wiener Chanson" bezeichnen, der auch in Deutschland gut ankam. Auch einige eigene Lieder waren dabei.
Die erste Langspiel-Scheibe
Um 1970 war Erika Pluhar die Traumfrau unter den Wiener Schauspielerinnen. André Heller in ihrem Umfeld ein junger Rundfunkstar. Als sie heirateten, wurden sie das schillerndste Paar der Wiener Kultur- und Medienszene. Und André Heller sprühte vor kreativer Energie.
Pluhar erinnert sich: "Es war ganz einfach, er hat mich gefragt, nein er hat entschieden: Du solltest auch eine Platte machen. Das war dann wie am Theater, er war mein Regisseur und wir haben das professionell gemacht." Heller schrieb daraufhin einige Lieder und Pluhar veröffentlichte 1972 ihr erstes Album: "Erika Pluhar singt".
Auch die nächste Platte, die "Liebeslieder der Erika Pluhar", waren ein Riesenerfolg. Die Scheibe wurde vergoldet. André Heller hätte sie gern in diese Richtung gedrängt. "Er hat ja immer gesagt, du hättest werden können wie die Knef und die Dietrich – aber ich wollte nicht."
Eigner Kopf, eigne Lieder
Trotz der großen Erfolge ließ Erika Pluhar in den 1980-ern die Texte der wichtigen Männer und die Grandezza der Wiener Chansons hinter sich. Sie entwickelte ihren eigenen Stil, inklusive eigenem Text. Geschrieben hatte sie nämlich schon als Kind. Statt Streicherschmelz setzte Erika Pluhar nun auf kleine Ensembles mit Gitarre, zuerst mit dem portugiesischen Komponisten Antonio d'Almeida. Mittlerweile ist der weltoffene Klaus Trabitsch schon lange ihr Begleiter.
So entstand ein umfangreiches Werk von Wiener Liedern mit südlichem Flair bis Bossa Nova mit Pluhar-Texten. Allerdings, der Markt für subtile Klänge war von Anfang an etwas kleiner. Kein Problem für Pluhar.
Und immer noch ruft die Bühne
Erika Pluhar gibt nach wie vor Konzerte. Wie lange noch, das weiß sie nicht genau. "Noch singe ich gut, ich weiß nur, wenn das nicht mehr so ist, wie ich es mir vorstelle, dann werd ich aufhören." Aber sie passe sehr genau auf und möchte den Zeitpunkt gut wählen, um nicht als "geriatrisches Wunder, wie Johannes Heesters" zu enden. Heute feiert sie. Und im Juni wird sie mit eigenen Liedern und Texten bei einem Sängerfest im brandenburgischen Neuhardenberg zu erleben sein. An ihrer Seite dann deutsche Liedergrößen wie etwa Klaus Hoffmann oder Konstantin Wecker.