Notizen aus der Hölle
Im August jährt sich der Beginn des I. Weltkriegs zum 100. Mal. Aus diesem Anlass wurden nun Tagebücher britischer Offiziere online zugänglich gemacht. Deren Eindrücke von den Schlachtfeldern führen das Grauen vor Augen.
"Überall dieselben harten, abstoßenden und erbarmunglosen Zeichen von Schlachten und Krieg. Ich habe die Nase davon voll. Entsetzlich, absolut entsetzlich."
Ein Tagebucheintrag des englischen Hauptmanns James Paterson, verfasst im Schützengraben während der ersten Schlacht an der der Marne – im September 1914 – gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs in dem bis 1918 mehr als 8 Millionen Soldaten fielen.
Der Kriegbeginn ist im August 100 Jahre her und in ganz Großbritannien wird an den Great War mit unzähligen Veranstaltungen, Lesungen, Theaterstücken, Geschichtswerkstätten oder Ausstellungen erinnert.
Das Nationalarchiv startete jetzt eine der bemerkenswertesten Aktionen: Es stellt die Kriegstagebücher der britischen Offiziere ins Internet – 2.000 Bücher mit 300.000 Seiten sind bereits zugänglich, 1,5 Millionen Seiten werden es in drei Jahren sein, sagt William Spencer, der Militärspezialist des Archivs.
"Wir haben uns für die Digitalisierung entschieden, um die Aufzeichnungen auch für zukünftige Generationen zu erhalten, da die Originale oft in schlechtem Zustand sind, aber auch um das Material jedem zugänglich zu machen, wo auch immer er ist auf der Welt. Vor der Digitalisierung, musste jemand hierher kommen nach Kew, um sie zu lesen."
Mit einem Mouseklick sind nun die täglichen Aufzeichnungen der Soldaten an der Front in Flandern und Frankreich nachlesbar: Angriffe Schlachtendetails, Alltag, Fußballspiele, das Leid, Verletzungen, Tote.
Rohmaterial zum Verständnis des I. Weltkriegs
"Die Veröffentlichung der Kriegstagebücher ist wirklich bedeutend", sagt der Historiker Andrew Robertshaw, "sie sind das Rohmaterial, um den Ersten Weltkrieg zu verstehen. Kein Stoff, den man aus Büchern zieht, die später geschrieben wurden. Sondern damals verfasst, jeden Tag, von Einzelnen und Einheiten, über Verluste, was sie gemacht haben, wo sie waren. Ungeheuer wertvoll".
Die Wissenschaftler hoffen darauf, dass ihnen nun historisch interessierte Laien helfen werden. Sie sollen nicht bloß die Tagebücher im Internet lesen, sondern sie auswerten: Luke Smith vom Internationalen Kriegsmuseum:
"Es sind eineinhalb Millionen Seiten, die meisten handgeschrieben. Wir wissen einfach nicht, was alles da drin steht. Operation Kriegstagebuch wird eine Armee von Freiwilligen mobilisieren, wir nennen sie Bürgerhistoriker, die Leute finden sollen, Plätze, Aktivitäten, Daten, Wetterbedingungen, sodass Familienforscher ihre Angehörigen finden können oder Akademiker das, was tatsächlich täglich im Krieg passiert ist."
"Hier sitze ich nun außerhalb unseres Hauptquartiergraben in der Sonne", schreibt Hauptmann Paterson in einem der letzten Einträge in sein Tagebuch. Der Offizier stirbt am 1. November – drei Monate nach Kriegsbeginn.
"Alles sollte nett und friedvoll und hübsch sein, aber tatsächlich ist es unbeschreiblich. Gräben, Munition, Werkzeuge, Hauben ... überall. Arme