Erinnerungen von Frederick Forsyth

Der Thrillerautor, der ein Spion war

Der britische Bestsellerautor Frederick Forsyth
Der britische Bestsellerautor Frederick Forsyth © Imago
Von Jens-Peter Marquardt |
In seinen Thrillern schildert Frederick Forsyth die Welt der Geheimdienste. Und die kennt er aus eigener Anschauung, wie er nun in seiner Autobiografie verrät. Er spionierte für den MI6 - aus Biafra, Südafrika und der DDR.
"Die Akte Odessa" oder "Der Schakal" - Frederick Forsyth schildert in seinen Bestsellern akribisch die Arbeit der Geheimdienste. Und jetzt erfahren die Leser, warum er sich so gut auskennt: Er arbeitete selber für die Firma, für den britischen Auslandsgeheimdienst, besser bekannt unter dem Namen MI6. Nicht als festangestellter James Bond, der Autor war kein 007, eher eine Art IM, ein freier Mitarbeiter, der noch nicht einmal Honorar für seine Spionagetätigkeit bekam.
"Der Geist der damaligen Zeit, der Zeitgeist, wie die Deutschen sagen, war damals anders als heute. Der Kalte Krieg herrschte, unser Feind war die Sowjetunion, insbesondere das Politbüro und der KGB, sie haben uns bedroht. Und wenn dich dann einer von den Unseren fragte, Hey, könntest du uns einen Gefallen tun?, dann konnte man schwerlich Nein sagen."
Frederick Forsyth versorgte den MI6 mit Berichten aus Biafra
Forsyths erste Berührung mit der Firma hatte allerdings noch nichts mit der Sowjetunion zu tun. Bei ihm meldete sich 1968 ein Mensch namens Ronnie, ein Orientalist, der fließend Mandarin sprach, den die Firma aber aus unerfindlichen Gründen zum Chef der Afrika-Abteilung gemacht hatte. Ronnie wollte von Forsyth Insider-Informationen aus Biafra.
"Ich war damals als Journalist immer wieder im Kampfgebiet in Biafra. Und in London meldete sich ein Mann bei mir, der später ein guter Freund wurde, und sagte: Schauen Sie, wir haben in Biafra keine eigenen Quellen - können Sie uns vielleicht aushelfen?"
Und so wurde Forsyth zum Mitspieler eines Machtspiels in der britischen Regierung. Das diktatorische Regime in Nigeria kämpfte damals mit britischen Waffen und britischer Unterstützung gegen die Aufständischen in Biafra, das Außenministerium dementierte alle Presseberichte über die Gräueltaten gegen die Menschen dort, während Forsyth den MI6 mit authentischen Berichten über die Tragödie von dann einer Million toten Kindern versorgte.
Die Erinnerungen lesen sich so spannend wie seine Romane
Die Erinnerungen des heute 77-Jährigen lesen sich streckenweise so spannend wie seine Romane. Mit dem Unterschied: Das hier ist Wirklichkeit und nicht Fiktion. Da der Autor und Journalist fließend Deutsch spricht, schickte die Firma ihn auch in die DDR.
"Beim Essen sagten sie mir, Freddie, wir haben da noch ein kleines Problem. Kannst du dich nach Ostdeutschland einschleichen und für uns etwas abholen?"
Das "Etwas" war ein Paket, das ihm ein russischer Oberst auf der Toilette des Albertinum-Museums in Dresden übergab. Forsyth brachte es in seinem Triumph Kabrio sicher über die Grenze. Natürlich hatten die Techniker des MI6 das Auto vorher aufgerüstet, Q lässt grüßen.
Ob in Nordirland oder im ehemaligen Rhodesien - Forsyth war ein fleißiger Mitarbeiter des MI6. Er bekam so einen tiefen Einblick in die Arbeit des Geheimdienstes: die Basis für seine Bestseller. Und er bekam ein Lob von Margaret Thatcher, die einmal mit ihrer Piepsstimme sagte: Gut gemacht, Freddie! Danke, Premierministerin.

Frederick Forsyth: Outsider. Die Autobiografie
C. Bertelsmann Verlag, München 2015
384 Seiten, 19,99 Euro

Mehr zum Thema