Neue Wege in der Erinnerungskultur
07:05 Minuten
Wie hält man die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach, wenn es immer weniger Zeitzeugen gibt? Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" fördert jetzt innovative Projekte, die vor allem Jugendliche ansprechen sollen.
Geschichtsrevisionismus, Rechtspopulismus, mehr antisemitische Übergriffe: Gegen diese Strömungen und Entwicklungen starten nun 17 Pilotprojekte, die die Erinnerungskultur zeitgemäß gestalten sollen.
Die "Bildungsagenda NS-Unrecht" der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" will vor allem Kompetenzen vermitteln. Besonders wichtig sei es, junge Menschen zu aktivieren, sagt die Vorstandsvorsitzende Andrea Despot. Sie dürften nicht in eine "ritualisierte, phrasenhafte Erinnerungskultur" geraten.
Theaterlabor mit den Kammerspielen
Die Projekte, so Despot, müssten an die Lebenswirklichkeit Jugendlicher andocken, innovativ und kreativ sein. So stehen zum Beispiel über 200 Schicksale von früheren Angestellten der Münchner Kammerspiele bei einem künstlerischen Projekt im Fokus.
Im Münchner Stadtteil Neuperlach gibt es dazu ein Theaterlabor mit Jugendlichen, die Migrationsbiografien haben. Besonders nachhaltig funktioniere Lernen über aktives Mitwirken, ist Despot überzeugt.
Über die NS-Zeit lernen
Angesichts eines wachsenden Antisemitismus hält Despot Bildung für unabdingbar. "Es braucht Faktenwissen", sagt sie. Das gehe auch aus ersten Ergebnissen der neuen "MEMO-Jugendstudie" hervor: Demnach gibt es unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein großes Interesse, sich mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. "Fast 85 Prozent sagen, wir wollen darüber lernen", so Despot.
Das sei ein höherer Anteil als in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings gebe es auch einen "schwierigen Befund" der Studie: Jeder Fünfte sei nicht in der Lage, sich von geschichtsverzerrenden Argumenten abzugrenzen. "Da sehen wir, dass es umso notwendiger ist, eine Bildungsagenda, wie wir sie aufgesetzt haben, ins Werk zu setzen."
(bth)