Ernährung

Der stille Killer in Bangladesch

Ein Mädchen in Bangladesch wartet auf Trinkwasser.
Ein Mädchen in Bangladesch wartet auf Trinkwasser. © dpa picture alliance
Von Thomas Kruchem |
Über zwei Milliarden Menschen sind von Mangelernährung betroffen - in Südasien ist es die Mehrheit aller Kinder. Doch Armut ist nur eine Ursache, eine nicht minder wichtige ist Unwissenheit und das starre Festhalten an Traditionen.
Badatoli, ein Dorf aus strohbedeckten Bambushütten im Süden von Bangladesch. In der Grundschule deutet die Rektorin Sumea Nasrin auf einige still in der Bank sitzende Kinder - Kinder mit leerem Blick, viel zu klein für ihr Alter.
"Um diese Kinder mache ich mir große Sorgen. Ständig sind sie müde. Sie können sich nicht konzentrieren und verstehen fast nichts von dem, was wir ihnen erklären. Bei mindestens 20 unserer 200 Kinder sieht es ähnlich aus. Und noch viel mehr solcher Kinder leben versteckt irgendwo im Dorf. Ihre Eltern schicken sie gar nicht erst zur Schule, weil sie es für sinnlos halten."
Die Sorgenkinder der Grundschule in Badatoli leiden an Mangelernährung; sie sind stunted - erklärt der deutsche Kinderarzt und Ernährungsexperte Professor Michael Krawinkel.
"Bei dem Zurückbleiben des Längenwachstums, dass wir mit diesem Begriff stunting ausdrücken, handelt es sich darum, dass die Kinder chronisch entweder zu wenig Nahrungsenergie und Eiweiß bekommen oder aber, dass bestimmte Spurenelemente wie Kupfer und Zink nicht ausreichend aufgenommen werden."
Ein Drittel der Weltbevölkerung ist mangelernährt
2,5 Milliarden Menschen und damit mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung, sind mangelernährt. Sie sättigen sich vor allem mit poliertem Reis, Mais oder Maniok - die viel Stärke enthalten; doch es fehlt an Obst, Gemüse und Eiern; an Milchprodukten, Fleisch und Fisch - die Proteine und wichtige Spurenelemente enthalten; Vitamin A, B-Vitamine, Eisen, Zink oder Folsäure. Dieser versteckte Hunger hat dramatische Folgen: Weltweit 170 Millionen Kinder unter fünf Jahren und 41 Prozent der Kinder in Bangladesch sind in ihrer Entwicklung stark beeinträchtigt. Sie sind höchst anfällig für Infektionskrankheiten; zeitlebens bleiben sie kleiner als andere Menschen. Sie lernen später als andere laufen und sprechen, berichtet Professor Tahmeed Ahmed aus Dhaka.
"Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Mangelernährung auch sehr stark die Gehirnentwicklung betroffener Kinder beeinträchtigt. Sie versagen in der Schule, weil es ihnen an kognitiven Fähigkeiten fehlt. Als Erwachsene werden sie Probleme haben, Dinge zu verstehen. Sie werden deshalb deutlich weniger als andere Menschen zur Entwicklung unseres Landes beitragen."
Rosina, die sich den Arm abgesägt hat, um aus den Trümmern des Rana Plaza zu entkommen
Rosina, die sich den Arm abgesägt hat, um aus den Trümmern des Rana Plaza zu entkommen© Deutschlandradio Kultur / Jürgen Webermann
Millionen Bangladeschis seien heute behindert, weil Regierungen und Entwicklungspolitiker jahrzehntelang weggeschaut haben, klagt Professor Ahmed.
Eine Ursache der verbreiteten Mangelernährung in Bangladesch springt dem Besucher sofort ins Auge. Auf fast allen bebaubaren Flächen steht Reis, nichts als Reis. Gemüsefelder, Obstbäume, Rinder, Ziegen und Hühner sind nur vereinzelt zu sehen. Für die Konzentration der Landwirtschaft auf den Reisanbau gibt es gute Gründe: Bis vor 30 Jahren erlebte Bangladesch immer wieder Hungersnöte. Heute kann das kleine Land mit einer Fläche von gerade zweimal Bayern seine 160 Millionen Menschen selbst mit dem Grundnahrungsmittel Reis versorgen. Durch hocheffizienten Reisanbau ernten viele Bauern dreimal im Jahr. Reissicherheit jedoch sei keine Ernährungssicherheit, sagt Sukanta Sen, Leiter der lokalen Hilfsorganisation BARCIK. Es fehle den Menschen an Proteinen und Spurenelementen. Für einen Liter Milch, zum Beispiel, muss ein Bauer fast einen Tag arbeiten.
"Immer weniger Kleinbauern hier halten Rinder und Kühe, weil es ihnen an Futter fehlt. Freie Gemeinflächen, auf denen die Kühe grasen können, gibt es kaum mehr. Weil der heute angebaute Hochertragsreis kürzere Halme hat als traditionelle Reissorten, haben die Bauern auch weniger Stroh."
Auch Hühnerfleisch ist knapp. Seit die Bauern zur Zeit der Vogelgrippe vor einigen Jahren ihre Hühner keulen mussten, scheuen sie das Federvieh wie der Teufel das Weihwasser. Und: immer weniger Fische tummeln sich in Bangladeschs Flüssen, Teichen und Reisfeldern. Die Gewässer versanden zusehends, weil zum Schutz des Reisanbaus tausende Dämme und Deiche das Land durchziehen und weil zahlreiche zuvor öffentliche Teiche privatisiert wurden. Dort betreiben jetzt kommerzielle Unternehmen Aquakultur für den Konsum der Wohlhabenden und für den Export.
Straßenbauarbeiter mit mühsamem Tagewerk
"Fast alle Teiche gehören inzwischen wohlhabenderen Leuten, die die Fische darin für sich beanspruchen. Sicher, unsere Regierung sagt, dass vorrangig arme Fischer bei der Vergabe von Fischereilizenzen berücksichtigt werden sollen. Tatsächlich aber schauen die Fischer in die Röhre."
Die Privatisierung, erzählt Sukanta Sen, habe auch die öffentlichen Landflächen erfasst, in denen sich früher Millionen Arme mit wild wachsendem Obst und Gemüse versorgten.
Morgens vor sechs rufen die Muezzine der Stadt Mymensingh zum Frühgebiet; die Straße erwacht zum Leben: Ladenbesitzer ziehen Rollläden hoch, stapeln Brennholz zum Verkauf, schieben Ständer voll blinkender Töpfe nach draußen; alte Männer mit weißer Kipa auf henna-gefärbtem Haar trinken auf schmalen Bänken ihren ersten Tee - während ein fetter Viehhändler eine sich heftig sträubende Ziege zum Schlachter zerrt.
Wenig später herrscht auf der holprigen Deichstraße vor der Stadt reger Verkehr aus grünen Motorrikschas, verbeulten Bussen und Lastwagen. Kinder in rot-weißer Uniform machen sich auf den Schulweg. Ihre Eltern bücken sich in hellgrün leuchtende Reisfelder.
Eine Kolonne von vielleicht 50 Straßenbauarbeitern beginnt ihr mühsames Tagewerk. Auch etliche Frauen graben mit der Hacke Löcher, balancieren Körbe voll Erde und rotem Schotter auf dem Kopf. Frauen wie Musamat Fatima Begum.
Händler bieten auf einem Mark in Dhaka Jack-Früchte an.
Händler bieten auf einem Mark in Dhaka Jack-Früchte an.© picture alliance / dpa - Tim Brakemeier
"Mein Mann ist vor drei Jahren nach Dhaka gegangen und hat dort eine andere Frau geheiratet. Meine beiden Söhne ziehe ich jetzt allein groß - indem ich hier arbeite und in einer Ziegelei Lastwagen belade.Zum Essen kaufe ich auf dem Markt Bruchreis und Dal, Linsen. Gemüse haben wir nur während der Regenzeit. Dann pflanze ich vor meiner Hütte Spinat und Kürbisse."
Bittere Armut ist die weitere zentrale Ursache von Mangelernährung in Bangladesch: Alleinstehende Mütter wie Musamat Fatima Begum können keine Vorräte anlegen; sie müssen kleinste Portionen Reis und Hülsenfrüchte teuer auf dem Markt kaufen. Viele gehen in ihrer Not hohe Risiken ein, berichtet die Lehrerin Sumea Nasrin.
"Viele Arme bei uns essen die Saatplatterbse, die wir Kesari Dal nennen. Sie ist eiweißreich und billig, weil sie auch bei Trockenheit wächst. Kesari Dal jedoch enthält ein Nervengift, das zu Lähmungen und Krämpfen führt. Ich kenne mehrere Leute, die deshalb ihre Beine nicht mehr bewegen können."
Ein Armenviertel, ein Slum im Süden des 16 Millionen-Molochs Dhaka - ein Labyrinth aus schmalen, von Fahrradrikschas und Ochsenkarren befahrenen Wegen.
Inmitten von Hütten und Kiosken aus Bambus, Wellblech und ein Betonhäuschen. Hier betreibt die Hilfsorganisation BRAC ein Zentrum, das Frauen in den letzten drei Monaten ihrer Schwangerschaft betreut - Frauen wie die blutjunge, blass wirkende und kaum 1 Meter 45 große Afsana Begum.
"Ich habe bis vor ein paar Tagen in einer Textilfabrik gearbeitet - von morgens um acht bis abends um acht. Gegessen habe ich zwischendurch. Jetzt bin ich ganz nervös wegen der Entbindung. In drei, vier Monaten will ich wieder arbeiten; auf das Kind passt dann meine Schwiegermutter auf."
Mangelernährung beginnt im Mutterleib, sagt die junge Ernährungsexpertin Sabrina Rasheed.
Stunting` im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren lässt sich später kaum mehr ausgleichen - weil, wie wir heute wissen, die Entwicklung des Menschen extrem früh programmiert wird. Das heißt: Mangelernährung der Mutter während der Schwangerschaft überträgt sich auf das Kind und prägt dessen ganzes Leben. Solch ein Kind lebt mit einem deutlich erhöhten Risiko als erwachsener Mensch fettleibig zu werden und chronische Erkrankungen wie Diabetes, Herz- und Nierenleiden zu bekommen."
Frauen essen, was die Männer übrig lassen
Acht, neun junge Frauen lauschen einer Hebamme, die ihnen kritische Momente der Entbindung erläutert. Fast alle diese Frauen haben mit kaum 16 Jahren geheiratet und wurden schwanger, bevor sie ausgewachsen waren. Fast alle essen zuhause nur, was die Männer übrig lassen; sie essen bei Schwangerschaftsbeschwerden sogar weniger als sonst - obwohl ihr Körper und der des Kindes nach Proteinen und Mineralien lechzen; fast alle arbeiten bis kurz vor der Geburt. Eine regelmäßige Folge: schwere Blutarmut, Anämie, die das Kind schädigt und das Leben der Mutter gefährdet. Die Hebammen des Zentrums können die Auswirkungen nur mildern: Sie beraten und betreuen die Frauen; sie geben ihnen Tabletten mit Eisen und Folsäure sowie nach der Geburt eine Vitamin A-Kapsel. Die versorgt das Baby mit dem lebenswichtigen Vitamin, wenn es denn - wie empfohlen - sechs Monate lang von der Mutter gestillt wird.
Leider stillen die meisten Mütter gar nicht oder zu wenig - sagt im Rehabilitationszentrum für akut unterernährte Kinder der Arzt Munirul Islam. Ab dem siebten Monat soll die Mutter protein-, vitamin- und mineralienreichen Brei zufüttern. Tatsächlich kommen 30 Prozent aller Kinder in Bangladesch mit Untergewicht zur Welt - und werden anschließend Opfer schwerer Ernährungsfehler. So wie die kleine Fatima, Tochter der Lehrerin Musamat Salma.
"Fatima wog bei der Geburt weniger als zwei Kilo. Zwei Wochen lang musste sie künstlich ernährt werden. Ich habe dann versucht, sie zu stillen; aber sie wollte meine Brust nicht. Ich habe deshalb Milchpulver gekauft; und als Fatima sechs Monate alt war, habe ich angefangen, Reis mit Linsen zuzufüttern. Das hat leider nicht funktioniert. Die Kleine bekam noch häufiger Durchfall als schon zuvor."
Auch in der Mittel- und Oberschicht Bangladeschs wissen junge Mütter frappierend wenig über richtige Kinderernährung, bestätigt Erica Roy Khetran, Mitarbeiterin der amerikanischen Hilfsorganisation "Helen Keller International", die sich auf Ernährungsfragen spezialisiert hat.
Vom "stunting" sind zu einem Viertel auch die Kinder der 20 Prozent wohlhabendsten Bangladeschis betroffen. So bekommen in den meisten Familien Kinder bis zum Alter von einem Jahr keinerlei tierische Nahrung. Die Eltern glauben, Kleinstkinder könnten solche Nahrung nicht verdauen - was einfach nicht stimmt.
Millionen Frauen gehen schon wenige Monate nach der Geburt wieder arbeiten, berichtet Roy Khetran. Mittelschichtfrauen überlassen ihr Baby dann einem Hausmädchen; Slumfrauen der vielleicht achtjährigen Schwester. In der Folge bekommt das Kleinstkind, wenn es Glück hat, Reisbrei mit Zucker zu essen; wenn es Pech hat, Schokolade, Chips und aufgeweichte Kekse vom nächsten Kiosk.
Slumbewohner könnten sich besser ernähren
Auch die ärmsten Bangladeschis könnten sich weit besser ernähren, als sie es tun, sagt die Slum-Ärztin Nauruj Jahan. Tatsächlich aber essen Bangladeschis fast ausschließlich polierten Reis - ohne das Silberhäutchen, das die meisten Vitamine und Spurenelemente enthält. Viele kochen das wenige Gemüse, das sie kaufen, nur mit Wasser und ohne Fett.
So wird die im Gemüse enthaltene Vitamin-Vorstufe Betakarotin nicht in Vitamin A umgewandelt. Viele Slumbewohner geben zudem Unsummen für Handys und für die Hochzeit ihrer Töchter aus; und sparen dagegen am Essen, das sie zunehmend als Junkfood zu sich nehmen - verführt von aggressiver Werbung für bunt verpackte, fette und süße Genussmittel. Achselzuckend hat Nauruj Jahan auf einen Kiosk schräg gegenüber vom Beratungszentrum für Schwangere gedeutet: Regale voller Kekse und Bonbons; Berge glitzernder Chips-Tüten; davor Pfannen und Töpfe, in denen in braun-schwarzem Öl allerlei Teigwaren brutzeln.
"Hier sehen Sie verschiedene Sorten von Snacks, die bei uns "Shingara", "Puri" oder "Jilappi" genannt werden. Diese Snacks enthalten fast nur Kohlenhydrate; das Öl, in dem sie schwimmen, ist oft mehrere Tage alt; und die Zutaten liegen offen herum - inmitten von Staub und Fliegen."
Sechs, sieben Menschen drängeln sich vor der Kiosk-Braterei, derweil der Besitzer des Gemüse- und Obstlädchens daneben beschäftigungslos vor sich hin döst. Für die Schottin Noreen Prendiville, Ernährungsexpertin beim UN-Kinderhilfswerk UNICEF, ist denn auch nicht Armut die wichtigste Ursache für Mangelernährung in Bangladesch. Für sie ist die wichtigste Ursache falsches Verhalten von Menschen, denen Wissen und Problembewusstsein fehlen - falsches Verhalten in allen Lebensbereichen, die mit Ernährung zu tun haben.
"Ein Schlüsselproblem hier in Bangladesch ist die Hygiene. Nach unseren Erhebungen waschen sich gerade zwei Prozent der Mütter die Hände, bevor sie ihr Baby stillen. In der Folge werden Babys öfter krank und haben öfter Durchfall. Bekommen sie zudem qualitativ unzureichende Nahrung, erholen sie sich immer langsamer von den Erkrankungen und sterben möglicherweise sogar daran."
Ein Staatsbediensteter verkauft Reis in Dhaka.
Ein Staatsbediensteter verkauft Reis in Dhaka.© AP
Ein wichtiger Baustein des Kampfes gegen Mangelernährung ist heute die Nahrungsergänzung mit wichtigen Spurenelementen: 80 Prozent der Kinder unter fünf Jahren bekommen halbjährlich Kapseln mit Vitamin A. Eigentlich eine Überbrückungsmaßnahme, meint Erica Roy Khetran.
"Wir wollten Vitamin A-Kapseln nie zu einem festen Bestandteil der Gesundheitsversorgung zu machen. Wir wollten nur die Kinder hier solange vor Mangelerkrankungen schützen, wie es keine Ernährungssicherheit gab. Heute bekommen die Kinder hier zwar genug zu essen, aber selten das Richtige. Sie leiden nach wie vor unter einem eklatanten Mangel an Mikronährstoffen."
Hilfsorganisationen verteilen deshalb Zinktabletten und Eisenpräparate; Speisesalz ist mit Jod angereichert, Öl mit Vitamin A. Um Schlüsselnährstoffe in das Grundnahrungsmittel Reis zu bekommen, wurden Reissorten gezüchtet, die viel Zink oder Vitamin A enthalten. Künstliche Nahrungsergänzung allerdings kuriere nur einzelne Symptome des Mangels, gibt Erica Roy Khetran zu bedenken. Ein nachhaltiger Kampf gegen Mangelernährung müsse das Ziel haben, dass sich die Bevölkerung Bangladeschs aus eigener Kraft gesund ernährt. Die Bauern müssten, neben Reis, viele andere Nahrungsmittel produzieren; die Regierung müsse die Rinder-, Milch- und Gühnerproduktion ankurbeln und - soweit nötig - den Import wichtiger Nahrungsmittel. Am wichtigsten jedoch sei die Aufklärung der Menschen.
"Es wäre falsch zu denken, dass wir Armut überwinden müssen, um Mangelernährung zu überwinden. Die meisten Haushalte in Bangladesch können mit den Mitteln, die sie haben, die Ernährung ihrer Mütter und Kinder dramatisch verbessern. Sie müssen nur in Schlüsselbereichen ihr Verhalten ändern."
Im Dorf Badotoli tut Schulleiterin Sumea Nasrin ihr Bestes: Sie hat die Anlage eines Schulbrunnens durchgesetzt; sie plant die Anlage eines Schulgartens. Und:
"Wir sagen den Kindern im Unterricht, dass sie Fleisch, Fisch, Eier und Gemüse essen sollen. Zugleich aber wissen wir, dass sich viele Eltern außer Reis nicht viel leisten können. Blattgemüse allerdings, das viel Vitamin A und Eisen enthält, ist meist billig; und auch ein kleiner Fisch ab und zu ist selbst für die Ärmsten nicht unerschwinglich."
Krabbenfischer in Bangladesch
Krabbenfischer in Bangladesch© Claudia Gorille
Aufklärung müsse sich vor allem an Frauen und Mütter als Träger der Familienernährung richten, meint der Gießener Professor Michael Krawinkel. Er zitiert eine wissenschaftliche Untersuchung in mehreren Ländern.
"In dieser Untersuchung wurde hervorgehoben, dass die Verbesserung des Zugangs zu Bildung für Mütter, für Frauen, die Verbesserung des Status von Frauen, allein, dass diese beiden Felder über 50 Prozent der Verbesserungen in der Kinderernährung erklären."
Die Mobilisierung von Frauen für gesunde Ernährung schreiben sich denn auch immer mehr Entwicklungsorganisationen auf die Fahnen. Sie beraten Bäuerinnen, wie sie auf kleinstem Raum Tomaten, Zwiebeln, Kürbis und Beeren anbauen oder Hühner halten; sie bilden Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen und kommunale Gesundheitsarbeiter aus, die den Frauen Bangladeschs helfen, Mangelernährung auszurotten. - Erste Erfolge seien sichtbar, meint Sabrina Rasheed.
"Wenn wir vor zehn Jahren junge Frauen auf dem Land fragten, von wem sie Ratschläge annehmen, dann sagten sie: von der Schwiegermutter. Heute sagen immer mehr Frauen: Wir fragen Fachleute oder Frauen unseres Alters, die schon Kinder haben. Und in der Stadt kontrollieren Frauen inzwischen große Teile des Familieneinkommens. Sie verdienen Geld und treffen Entscheidungen, wofür sie es ausgeben - nicht immer kluge Entscheidungen; aber Entscheidungen, die orientiert sind am Wohlergehen der Frauen selbst und ihrer Kinder."
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