Ernährung

Ein Hoch auf den Kinderteller

03:44 Minuten
Vor einem Teller sitzt ein Kind mit Pommes und Chicken-Nuggets.
Immer wenn ich mit Erwachsenen in einem Restaurant verabredet bin, gucke ich als allererstes auf die Rubrik mit den Kinderessen, so Klaus Pokatzky. © picture alliance/dpa/Foto: Tobias Hase
Von Klaus Pokatzky |
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Experten haben herausgefunden: Die meisten Kindergerichte sind ungesund! Ernährungsministerin Julia Klöckner will deshalb jetzt an die Pommes und Chicken-Nuggets ran. Unser Autor Klaus Pokatzky leidet in seiner Glosse mit den Kindern.
Ihr lieben Kinder!
Ich leide mit Euch. Ich bin auf Eurer Seite. Jetzt soll Euch und mir das Letzte genommen werden, was diesen quälenden Besuch in einer ganz normalen Speisegaststätte wenigstens halbwegs erträglich gemacht hat: der Kinderteller mit Pommes und Majo oder mit Fischstäbchen und Ketchup drauf. Oder ganz Multikulti: Spaghetti mit so viel köstlicher Tomatensauce, dass die italienischen Nudelchen direkt darin schwimmen können.
Immer wenn ich mit lauter ernsten Erwachsenen in einem Restaurant verabredet bin, gucke ich in der Speisekarte als allererstes auf die Rubrik mit den Kinderessen. Da strahlt dann mein Magen, da lacht mein Herz. Da finde ich all die leckeren und deshalb natürlich total ungesunden Teile mit Majo und Ketchup, die auf der Speisekarte der Erwachsenen seit Ewigkeiten schon nicht mehr stehen: Da haben sich nämlich gedünsteter Blumenkohl mit Avocadobrot und Salat mit Kichererbsen breit gemacht.

Köstlichkeiten in der Speisekarte

Und weil wir natürlich alle total vernünftig und öko und manchmal sogar vegan sind, schieben wir Erwachsenen uns das dann rein – und mir schmeckt es überhaupt nicht, Ihr lieben Kinder. Mir würde das schmecken, was auf Eurer Kinderkarte steht; das lässt mir stets das Wasser im Munde zusammenlaufen. Eure Kindergerichte bekomme ich natürlich nicht; ich muss das Erwachsenenzeugs runterschlingen – aber allein eben dieser kleine kurze verbotene Blick auf Eure Köstlichkeiten in der Karte lassen mich das dann viel besser durchstehen.
Und jetzt wollen sie selbst an diese kleine letzte Freude ran – die Erwachsenen. Die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner macht Treffen mit Experten und mit Vertretern von Gaststätten und Restaurants. Die Experten haben herausgefunden, dass die meisten Kindergerichte ungesund sind; dabei haben die Experten wahrscheinlich immer knackige Karotten gekaut: Das ist gesund und schmeckt auch nicht.

Messer rechts, Gabel links

Den Kindern aber, so die Experten, werden zu viel Fett und Kalorien gereicht und zu wenig Nährstoffe. Und das sollen die Gastronomen jetzt mal anders machen, will unsere Ernährungsministerin. Am Ende machen die das dann auch noch. Dann müsst Ihr lieben Kindlein diese total stressigen Restaurantbesuche mit Euren Eltern und Großeltern hinter Euch bringen, wo alle Leute gucken, ob Ihr denn auch das Messer in der rechten und die Gabel in der linken Hand haltet.
Und Ihr kriegt noch nicht mal zur Belohnung für diese öffentlichen Vorführungen etwas Anständiges zu Essen. Und mir können keine herrlichen Speisen von der Kinderkarte den Magen vor Begeisterung zum Brummen bringen. Erwachsene können ganz schön nervig sein; aber wem sage ich das; Ihr wisst das schließlich am besten. Wisst Ihr, was mich so unterscheidet von all diesen über-strengen total-korrekten Erwachsenen? Ich war selber mal ein Kind!
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