Johannes Schmidl: Energie und Utopie
Sonderzahl Verlag
400 Seiten, 25 Euro
Ideen fürs Ressourcensparen
Wie können wir leben, ohne mehr Ressourcen zu verbrauchen als die Erde zu bieten hat? Mit dieser Frage beschäftigen sich Utopisten schon seit Hunderten von Jahren. Ihre Ideen beleuchtet der Physiker und Philosoph Johannes Schmidl in "Energie und Utopie".
Nachdem er sich fünfzehn Jahr lang mit erneuerbaren Energien beschäftigt hatte, wollte Johannes Schmidl sein Arbeitsgebiet einmal im größeren Zusammenhängen betrachten: "Gibt es andere Lösungen als die Dämmung der obersten Geschossdecke oder ein Fotovoltaikmodul?"
Viele Utopisten ohne konkreten Plan
Herausgekommen ist das Buch "Energie und Utopie", in dem sich der Physiker und Philosoph mit einer 500-jährigen utopischen Tradition beschäftigt, deren Fokus stets auf einem energetischen Aspekt lag: "Was brauchen wir, um mit begrenzten Ressourcen so zurande zu kommen, dass jeder das hat, was er benötigt?" So gibt es hunderte utopischer Vorschläge, die beschreiben, wie die Menschheit mit Ressourcenmangel umgehen kann.
Frühe Utopisten wie Thomas Morus leiden dabei noch unter der Bürde eines unzureichenden Naturverständnisses. Sie kannten weder den physikalischen Energiebegriff, noch die unhintergehbaren Hauptsätze der Thermodynamik. So erleichtert auf Morus' ausgedachter Insel "Utopia" noch ein Perpetuum mobile den Menschen das Leben. Obwohl die meisten Utopisten die konkrete Realisierung ihrer Ideen unterschlagen und nur den idealen Endzustand beschrieben, seien "Utopien kein Synonym für 'Geht nicht'!", sagt Johannes Schmidl.
Frühe Utopisten wie Thomas Morus leiden dabei noch unter der Bürde eines unzureichenden Naturverständnisses. Sie kannten weder den physikalischen Energiebegriff, noch die unhintergehbaren Hauptsätze der Thermodynamik. So erleichtert auf Morus' ausgedachter Insel "Utopia" noch ein Perpetuum mobile den Menschen das Leben. Obwohl die meisten Utopisten die konkrete Realisierung ihrer Ideen unterschlagen und nur den idealen Endzustand beschrieben, seien "Utopien kein Synonym für 'Geht nicht'!", sagt Johannes Schmidl.
Utopien - nötig und gefährlich
Ein besonders beeindruckendes Beispiel gibt Johann Adolph Etzler ab. Der utopische Sozialist, der im frühen 19. Jahrhundert Wind-, Wasser- und Sonnenenergie gewinnen wollte, ersann das theoretische Konzept des Pumpspeicherwerks – sechzig Jahre vor seiner technischen Realisierung. "Eine hervorragendes Beispiel für ein rationales Geisteskonstrukt eines Utopikers", betont Schmidl. Utopien folgten überhaupt grundsätzlich einer rationalen Logik und stellten positive Bilder vom Gelingen unserer Zukunft dar.
Die aktuelle Energiewende sieht der Physiker und Philosoph zwischen erträumter Utopie und erreichter Utopieverwirklichung. Einerseits sei der "erneuerbare Energiefluss, der uns zur Verfügung steht, über alle Maßen größer als das, was wir jetzt und in ferner Zukunft an Energie benötigen werden". Andererseits bewege man sich bei utopischen Vorstellungen – hier die einer Verteilungsgerechtigkeit knapper Ressourcen – immer auf einem gefährlichen Terrain. Klassische Utopisten schränkten beispielsweise gerne die Rechte des Individuums zugunsten des Kollektivs ein, bis hin zu Vorstellungen, die denen der chinesischen Kulturrevolution glichen. Darum resümiert Schmidl: "Wir brauchen das Utopische – aber wir müssen uns auch vor ihm hüten."