"Bitte nach Mitte!" - Dokumentarfilm von Anne Osterloh
Filmstart am 21.11.2019
Es erzählen die Absolventen selbst, u.a. Leander Haußmann, Lars Eidinger, Nina Hoss und Thomas Ostermeier.
Im Bootshaus gab's kein Küsschen
Am Ost-Berliner Industriestandort Oberschöneweide angesiedelt, entwickelte sich die Ernst-Busch-Schauspielschule in der DDR-Zeit zur herausragenden Talentschmiede. Die Kino-Doku "Bitte nach Mitte" beobachtet jetzt den Umzug in die Stadtmitte.
"Da haben sich die Schauspieler am Morgen die Hand gegeben. Und das war mir total fremd, denn ich kannte immer nur Schauspieler, die sich umarmen oder Küsschen geben."
So erzählt Schauspieler Lars Eidinger von seiner Ausbildung im Ost-Berlin der Nachwendezeit. Neben vielen anderen - längst berühmten - Ehemaligen der Ernst-Busch-Schauspielschule kommt Eidinger in dem Dokumentarfilm "Bitte nach Mitte" von Anne Osterloh zu Wort. Darunter sind Nina Hoss, Leander Haußmann, Mark Waschke, Claudia Michaelsen oder Thomas Ostermeier.
Ausbildung im Kontakt mit dem Proletariat
Gegründet 1905, damals noch angeschlossen an das Deutsche Theater in Berlin, wurde die Ernst-Busch-Schauspielschule 1951 in der DDR nach Oberschöneweide verlegt. Dort bezog sie ein altes Bootshaus. "Der Sinn sollte sein, dass die Schauspielstudierenden ganz nah mit der Arbeiterklasse in Kontakt kommen. Da war ja das Kabelwerk Oberspree gegenüber", erzählt Regisseurin Anne Osterloh. "Und man sollte halt mit denen aufstehen und die Ausbildung nicht zu weit weg vom Proletariat machen."
Im vergangenen Jahr ist die Schauspielschule zurück nach Berlin-Mitte gezogen, wo die Schülerinnen und Schüler sich einen Neubau regelrecht erkämpft hatten. Dieser Umzug war Anlass für den sehenswerten Film "Bitte nach Mitte", der sich diesem herausragenden Stück deutscher Theatergeschichte widmet.
Die Schule zeichne aus, dass sie Künstlerinnen und Künstler mit einer besonderen Art, die Welt zu sehen, hervorbringe, findet Doku-Regisseurin Osterloh. "Dass dort Absolventen rauskommen, die eine starke Beziehung zur Umwelt haben und die politisch denken und die eine Haltung zum Text und zur Gesellschaft haben."
Osterloh begleitet das Traditionshaus, während es im Sommer 2018 nach jahrelangen Streitigkeiten und Problemen mit Sack und Pack in den neuen schick-modernen Zentralbau in Berlin-Mitte umsiedelt. Dabei geht es auch um die besondere Geschichte der "Ernst Busch" und den Mythos, den diese wandlungsfähige Schule genießt.
(huc)