Ernst-Dieter Lantermann: Die radikalisierte Gesellschaft
Von der Logik des Fanatismus
220 Seiten, 19,99 Euro
Blessing-Verlag
Die Logik des Fanatismus
Wo beginnen Radikalisierung und Fanatismus? Der Sozialpsychologe Ernst-Dieter Lantermann zieht nach drei Jahrzehnten der Forschung Bilanz und entdeckt erstaunliche Parallelen zwischen Fitness-Fetischisten, Fremdenhassern und Veganern.
Was haben strikte Veganer mit Pegida-Anhängern gemein? Was eint Fitness-Fetischisten und die Bewohner geschützter Wohnviertel mit eigenem Sicherheitsdienst? Mehr als ihnen bewusst und lieb sein dürfte – das wird in dem Buch "Die radikalisierte Gesellschaft" des Sozialpsychologen Ernst-Dieter Lantermann deutlich. Er untersucht seit Jahrzehnten die Logik des Fanatismus. Auch im Alltag. Dort beobachtet der Wissenschaftler immer wieder die gleichen Muster: Wer durch plötzliche Veränderungen und durch Unwägbarkeiten verunsichert wird, sucht sich kleine Lebensbereiche, in denen er die totale Gewissheit zurückgewinnt.
Brutalität und Gewalt nehmen zu
Wenn schon die Welt im Chaos versinkt, dann will ich zumindest meinen Körper kontrollieren und stählen. Wenn sich die Nationalstaaten aufzulösen drohen – dann soll zumindest ein bewaffneter, privater Sicherheitsdienst mein Wohnhaus schützen. Und wenn in einer pluralistischen Gesellschaft moralische Normen ihre Gültigkeit verlieren – dann weiß ich: für meine Ernährung leidet kein Tier, die anderen sind Mörder.
Ernst-Dieter Lantermann spitzt rhetorisch zu, er formuliert pointiert und voller Witz, aber stets durch jahrelange Forschung abgesichert. Sein Thema ist ernst, denn die Radikalisierung, die er beschreibt, greift um sich. Sie gewinnt an Brutalität und Gewalt. Und sie wird zunehmend auch politisch.