Ernst Huberty

Mister Sportschau wird 90

Der Sportmoderator Ernst Huberty im Januar 1983 während einer Sendung. | Verwendung weltweit
Ernst Huberty im Januar 1983 © Horst Ossinger / picture-alliance / dpa
Marcel Reif im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese · 22.02.2017
Der legendäre Sportmoderator Ernst Huberty wird 90 Jahre alt. Für Marcel Reif war er ein Vorbild und Meister: "Er kommentierte auf den Punkt, ließ die Fernsehbilder wirken und zerlaberte nicht."
Als "Mister Sportschau" ist er in die Fernsehgeschichte eingegangen. Heute feiert der legendäre Sportmoderator Ernst Huberty seinen 90. Geburtstag. Im Gegensatz zu seinen heutigen Kollegen strahlte er als als Kommentator von Fußballspielen auch in aufregenden Situationen noch eine ruhige Gelassenheit aus – und sorgte damit für goldene Fernseherinnerungen seiner Zeitgenossen.
Sportkommentator Marcel Reif am 10.07.2013 in Hamburg.
Sporkommentator Marcel Reif© picture alliance / dpa / Georg Wendt

Erinnerung an ein Jahrhundertspiel

Das bestätigt auch der Fußballkommentator Marcel Reif, der damals als kleiner Junge vor dem Schwarzweißgerät saß. "Er hat das Wort Fernsehen noch ernst genommen", sagte Reif im Deutschlandradio Kultur. Mit höchstem Respekt spricht er von Hubertys Stil: Dieser kommentierte auf den Punkt, ließ die Fernsehbilder wirken, "zerlaberte" nicht, so Reif. Nach dessen Verständnis eine "angemessene" Form der Fußballkommentierung, die er an einem Beispiel veranschaulicht:
"Damals 1970, Halbfinale, Deutschland/Italien in Mexiko. Ein absurd irres Spiel, ein Jahrhundertspiel. (…) Wir haben geraucht, gesoffen an dem Abend. Wir waren fix und fertig von dem Spiel. Dann passiert das Tor, Deutschland bleibt noch im Turnier, in der Nachspielzeit eigentlich. Schnellinger, der hat damals als einer der ersten Deutschen in Italien gespielt. Der macht das Tor – und Huberty sagt: ‚Schnellinger. Ausgerechnet – Schnellinger.‘ So, was wollen Sie da noch mehr sagen? Da ist doch alles drin."

"Wir werden schon von alleine berühmt"

Ein guter Fußballkommentator, sagte Reif im weiteren, müsse das Richtige zum richtigen Zeitpunkt sagen und daneben noch die Fußballexperten vor dem Fernsehgerät ebenso abholen wie die eigene Schwiegermutter. Der heutige Kommentatorenstil sei ihm im Vergleich zu Hubertys Zeiten allerdings ein wenig zu laut geworden: "Wir Reporter haben angefangen uns manchmal wichtiger zu nehmen als die Sache." Zwar waren auch Huberty und seine Kollege sicher eitel gewesen, meint Reif weiter. Doch eines hätten sie wohl begriffen: "Wenn wir es gut machen, werden wir schon von alleine berühmt."
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