Ein enttäuschender "Tannhäuser"
10:11 Minuten
Die Bayreuther Festspiele haben einen neuen "Tannhäuser". Regisseur Tobias Kratzer hat am Donnerstag seine Version vom "Sängerkrieg auf Wartburg" auf dem Grünen Hügel inszeniert. Unser Kritiker Jürgen Liebing ist verärgert.
Richard Wagners "Tannhäuser" wurde von Tobias Kratzer neu inszeniert. Nach der Premiere gab es einige Buhs, aber auch großen Jubel, Bravo-Rufe und Getrampel. Einige begeisterte Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen.
Jürgen Liebing erklärt nach der Premiere im Deutschlandfunk Kultur, dass er eher zu den Kritikern dieser Aufführung gehöre.
In dieser Inszenierung wird das Festspielhaus selbst zur Wartburg, wie Liebing berichtet. Und der Zwerg Oskar Matzerath aus dem Roman "Die Blechtrommel" von Günter Grass entert gemeinsam mit einer Drag-Queen dieses Festspielhaus - und am Ende stürmt sogar die Polizei die Bühne, sprich das Festspielhaus, sprich die Wartburg. Dabei wird viel mit Videos gearbeitet. Dazu erklärt Jürgen Liebing: "Es ist ein bisschen trashig."
Unpassendes Gelächter
Und gerade diese Präsenz der Videoprojektionen stellt für unseren Kritiker einen weiteren Minuspunkt dar. Es mache ihn einfach misstrauisch, wenn nicht auf die Kraft der Musik und auf die Mittel der Oper vertraut und stattdessen mit Videos gearbeitet werde, sagt Jürgen Liebing.
Dabei beschreibt er Situationen, in denen das Publikum die Musik verlacht hat. Selten habe er so oft Gelächter gehört wie in dieser Aufführung – und das in eigentlich unpassenden, melancholischen Momenten. Das habe ihn sehr gestört, sehr geärgert.
Dabei beschreibt er Situationen, in denen das Publikum die Musik verlacht hat. Selten habe er so oft Gelächter gehört wie in dieser Aufführung – und das in eigentlich unpassenden, melancholischen Momenten. Das habe ihn sehr gestört, sehr geärgert.
Die Gesangsleistungen der vier Protagonisten hingegen waren alle wunderbar, wie Liebing berichtet, "aber das größte Problem bei dieser Aufführung ist der Orchestergraben". Dirigent Waleri Gergijew wisse gar nichts mit "Tannhäuser" anzufangen, eine Darbietung ohne jeglichen Esprit.