Blumen malen trotz Diskriminierung
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Bei der coronabedingten Variante des Klagenfurter Bachmann-Wettbewerbs lesen Autoren diesmal aus dem Homeoffice. Autorin Sharon Dodua Otoo habe mit ihrer Eröffnungsrede für die Überwindung von Rassismus geworben, sagt Kulturjournalist Jörg Plath.
In ihrer Eröffnungsrede zum Bachmann-Wettbewerb habe die schwarze Autorin Sharon Dodua Otoo den Streit um den kamerunischen Postkolonialismustheoretiker Achille Mbembe aufgegriffen, sagt Kulturjournalist Jörg Plath. Plath hat die Veranstaltung online miterlebt. In Deutschland wird Mbembe Antisemitismus und Relativierung des Holocaust vorgeworfen - Mbembe selbst wirft seinen Kritikern Rassismus vor.
Otoo habe klar gemacht, dass sie beides eigentlich zusammendenken wolle "nämlich den Kampf gegen Antisemitismus und den Kampf gegen Rassismus". Das sei der Grundton ihrer Rede gewesen, so Plath: "die Sehnsucht nach Einigkeit im Kampf gegen Diskriminierungen." Über die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft - einer Community - und ihre Arbeit als Schriftstellerin wolle Otoo Allianzen schaffen.
Verbindungen schaffen für einen Wandel
Sharon Dodua Otoo sagte:"Wie können wir auf Allianzen bauen, im Dialog bleiben und zu einem Verständnis kommen, das der Komplexität von Erinnerung und Mahnung gerecht wird? Ich begreife meine Arbeit als Teil eines solchen Austausches. Erst durch die Rezeption wird das, was ich schreibe, zur Literatur. Vorher ist es bestenfalls ein Monolog, und ich möchte mit meinem Schreiben auf gesellschaftliche Missstände hinweisen. Dafür brauche ich Verbündete."
Otoos Vortrag sei eine Empowerment-Rede gewesen, erläutert Plath: "in der man sich und anderen Mut zuspricht, Missstände anzugehen und Blumen zu malen, trotz Diskriminierung."
Dabei habe sie auch eine Reihe von schwarzen Organisationen, People of Color, sowie Autorinnen und Autoren erwähnt. Plath erkennt Otoos Überzeugung, dass Kunst und Literatur helfen sollen, die Communities zu einen, aber auch gleichzeitig dazu beitragen müssen, deren Positionen zu öffnen: "Das war eine richtige Klagenfurt-Rede: Literatur als große Hoffnung."
(mle)