Die Literaturkritikerin Wiebke Porombka verfolgt die 42. Tage der deutschsprachigen Literatur bis zur Preisverleihung am Sonntag – und in Fazit wie auch unserem Literaturmagazin "Lesart" ziehen wir Tagesresümees.
Im Dreiklang gegen Unterdrückung
Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist für viele deutschsprachige Autoren ein Sprungbrett und eine Plattform, die mediale Aufmerksamkeit garantiert. In seiner Eröffnungsrede nahm Schriftsteller Feridun Zaimoglu Fremden- und Frauenhasser ins Visier.
"Der Wert der Worte" war der Titel der Eröffnungsrede von Feridun Zaimoglu bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur im österreichischen Klagenfurt. Und mit ihr - so hatte der Schriftsteller durchblicken lassen - wollte er der politischen Rechten den Kampf ansagen. Allerdings, so meint die Kulturjournalistin Wiebke Porombka, in der ihm eigenen Form. "Er ist ein Fabulierer, ein Poet, der seine Worte nicht auf tagespolitische Wendungen hinunterbricht. Normalerweise. Auch heute begann seine Rede sehr poetisch, traumgleich, assoziativ", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur.
Trotz der Härte der Worte blieb der Eklat aus
Später wurde Zaimoglu dann aber "immer konkreter, immer aktueller, immer direkter und immer wütender." Es wurde eine Rede gegen die Unterdrückung und vor allem gegen die Unterdrücker - als Dreiklang aufgebaut, "wie so eine Art Refrain, der sich immer wiederholt."
Angesichts der nationalistischen Entwicklungen in Europa, aber auch mit Blick auf die Bestrebungen der schwarz-blauen Regierung in Österreich oder auf die aktuellen Diskussionen zu Flüchtlingen in Deutschland wurde die Rede "absolut aktuell". Obwohl die konservative Partei FPÖ gegen Kulturschaffende und den Medienbetrieb Attacken fährt, gab es aber im Anschluss an die Rede keinen Eklat.
Die Jury muss sich noch warmlaufen
14 Autorinnen und Autoren haben eine Einladung zum Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten - weitgehend unbekannte Namen. Den Auftakt, so hatte das Los entschieden, macht die einzige österreichische Schriftstellerin Raphaela Edelbauer.
Eine noch junge Autorin, die sprachspielerisch arbeitet, die bis jetzt aber nur in Magazinen veröffentlicht hat und noch an ihrem ersten Roman schreibt. Porombkas Urteil: "Man darf gespannt sein". Aber es sei eine undankbare Aufgabe den Auftakt zu machen - denn "da muss sich die Jury noch warmlaufen".
Gerade für jüngere Autoren sei es eine Möglichkeit, sich eine Stimme zu verschaffen, Beachtung zu erfahren. Doch eins sei klar, so Porombka: "Man kann natürlich als schon bekannter Autor im Grunde nur verlieren, wenn man hier nicht gewinnt."
Die Liste der Ausgewählten: Bov Bjerg, Stephan Groetzner, Joshua Groß, Ally Klein, Stephan Lohse, Lennardt Loß, Özlem Özgül Dündar, Anselm Neft, Jakob Nolte, Corinna T. Sievers, Martina Clavadetscher, Anna Stern, Raphaela Edelbauer und Tanja Maljartschuk