Objekt der Begierde: Ausstellung über Elfenbein [AUDIO]:
In allen Zeiten war Elfenbein begehrt. Dafür tötet der Mensch die Elefanten, die vom Aussterben bedroht sind. Die Ausstellung "Schrecklich schön. Elefant. Mensch. Elfenbein" widmet sich diesem Themenkomplex. Kurator Daniel Tyradellis spricht von einer multiperspektivischen Schau.
Was die Besucher erwartet
Das Berliner Humboldt Forum gilt als das Prestigeobjekt der deutschen Kulturpolitik. Nun wird der knapp 680 Millionen Euro teure Bau in Teilen eröffnet. Umstritten war er von Anfang an. Die Debatten sollen weitergehen.
Nun ist es soweit: Das Berliner Humboldt Forum in Berlin öffnet für die Öffentlichkeit, zumindest teilweise. Die Eröffnung der Westflügel der zweiten und dritten Etage mit dem Ethnologischen Museum und des Museums für Asiatische Kunst folgt am 22. September. Diesen Schritt hält Generalintendant Hartmut Dorgerloh für richtig. "Das Humboldt Forum ist riesengroß", sagt er. Schon vor Corona sei entschieden worden, in Etappen zu öffnen. "Das macht auch sehr viel Sinn."
Insgesamt werden sechs Ausstellungen eröffnet, unter anderem eine zum Thema Elfenbein. "Es geht um das Dreiecksverhältnis 'Elefant-Mensch-Elfenbein'", erklärt Dorgerloh. "Was ich zum Beispiel in dieser Ausstellung gelernt habe: Hinter jedem schönen Elfenbeinobjekt steckt mindestens ein totes Tier. Das hätte man sich auch schon vorher klar machen können, aber die Ausstellung führt einem das sehr eindrücklich vor Augen."
Schon vor der Eröffnung hatte es viele Diskussionen um das Humboldt Forum gegeben. Und die Debatte ist noch längst nicht zu Ende. Wie das Forum angenommen wird, ob und wie es das hochgesteckte Ziel, ein Ort für Kunst, Wissenschaft und Kultur zu sein, umsetzen kann, muss sich erst noch zeigen.
Was die Besucher erwartet
Dass die Debatten um das Forum fortgesetzt werden, da ist sich auch der Generalintendant sicher.
"Wir wollen aber diese Debatten über das Humboldt Forum künftig im Humboldt Forum führen", betont Dorgerloh [AUDIO]
. "Denn das ist eine der wichtigen Aufgaben dieses Ortes, dass wir uns zu den zentralen Fragen der Welt und unserer Gesellschaft verständigen." Dazu gehöre vor allem die Diskussion um Kolonialismus und Raubkunst. Dem Journalisten Nikolaus Bernau zufolge hat die viele Kritik am Forum viel Gutes bewirkt: "Ohne Kritiker wäre es ein konventionelles Völkerkundemuseum geworden[AUDIO]."
Das Humboldt Forum steht gegenüber dem Berliner Dom und am ehemaligen Standort des DDR-Prestigebaus "Palast der Republik", der asbestverseucht war und bis 2008 abgerissen wurde. Nach der Wiedervereinigung war zunächst keine Berliner Stimme zu vernehmen, die die Rekonstruktion des Stadtschlosses gefordert hätte. Es war der Hamburger Landmaschinenhändler Wilhelm von Boddien, der sich an die Spitze einer Bewegung für einen Wiederaufbau setzte und der bis heute mit seinem Förderverein 100 Millionen Euro an Spenden eingesammelt hat.
Die Entscheidung zum Bau des Ausstellungs- und Veranstaltungsortes im historischen Zentrum Berlin traf der Bundestag 2002. Das Gebäude ist eine Teil-Rekonstruktion des 1950 gesprengten Hohenzollern-Schlosses – mit dessen barocken Außenfassaden und auch mit dessen Ausmaßen.
Insgesamt hat der Bau knapp 680 Millionen Euro gekostet. Es hat acht Jahre von der Grundsteinlegung bis zu seiner Fertigstellung gedauert.
"Entscheidend wird sein, wie das Haus am Ende wahrgenommen wird", sagt
Deutschlandradio-Kulturkorrespondent Jürgen König [AUDIO]
. Es könne gelingen, wenn das Humboldt Forum zu einem Ort werde, der einen eigenen Charakter hat, glaubt er. Beispielsweise, wenn es – wie vorgesehen – zu einem Debattenort wird, in dem Ausstellungen und öffentliche Diskussionen inhaltlich Bedeutendes hervorbringen. Dann wäre die im Vorfeld immer wieder debattierte Frage, ob es das Humboldt Forum brauche, obsolet.
Obwohl noch nicht alles eröffnet ist, gebe es bereits jetzt sehr viel zu sehen, sagt König. "All das wird überwiegend in einer enormen Verdichtung gezeigt." Gleichzeitig kämen aber die großen Ausstellungen ohne erkennbaren roten Faden daher. Die Besuchenden müssten sich ihre Wege selbst suchen und sich die Zusammenhänge erschließen. Dafür müsse viel gelesen werden – dies habe "auf die Dauer etwas Anstrengendes", findet König.
Mit dem 20. Juli sind sechs Ausstellungen für das Publikum geöffnet, darunter zwei Dauerausstellungen. Eine davon ist auf 4000 Quadratmetern die Schau "Berlin Global". In der Ausstellung gibt es sieben Stationen mit jeweils einem Stichwort: Revolution - Freiraum - Grenzen - Vergnügen - Krieg - Mode und Verflechtung.
Die Ausstellung ist der Beitrag des Landes Berlin für das Humboldt Forum. Dabei wird davon ausgegangen, dass Berlin sich seit Jahrhunderten im Austausch mit der Welt befindet. Daran mitgewirkt hat auch das Stadtmuseum Berlin.
Dessen Direktor Paul Spies erläutert [AUDIO],
dass man sich dazu entschlossen habe, eine Globalgeschichte von Berlin zu zeigen: Die Geschichte werde dabei nicht chronologisch erzählt, vielmehr würden die wechselseitigen Beziehungen der Metropole im deutschen, aber auch im internationalen Kontext beleuchtet.
Man wolle dabei zeigen, dass die Welt sehr komplex sei, "man diese Komplexität aber umarmen muss". Denn meist sei es nicht so eindeutig wie behauptet oder gedacht wird. So werde unter anderem in dem Bereich zur Mode nicht nur die ansehnliche Seite betrachtet, sondern auch auf die Produktionsbedingungen – von einst ebenso wie von heute – geschaut.
Auch die Geschichte des Gebäudes, in dem das Humboldt Forum seinen Ort gefunden hat, wird beleuchtet. Unter anderem werde im Bereich "Vergnügen" der Palast der Republik thematisiert. Dabei haben die Ausstellungsmacher versucht, "so wenig wie möglich selber zu urteilen", sagt Spies. "Wir überlassen das Urteil unseren Besuchern."
"Berlin Global" sei auch die Chance, ein junges Publikum zu erreichen, so Spies. Das Humboldt Forum sei dafür ein guter Ort im Zentrum der Stadt. So werde in der Ausstellung auch Urban Art zu sehen sein, zudem werde die subkulturelle Geschichte der Stadt gezeigt.
Gleichzeitig sollen aber auch Migranten und Geflüchtete angesprochen werden, denn "diese Stadt ist immer eine wichtige Stadt für Migration gewesen", so der Museumsdirektor. Diese Geschichte solle für ein breiteres Publikum erzählt werden, als das, was man sonst in einem Geschichtsmuseum empfange.