Sagenhaftes Turan
Ein türkisch-aserbaidschanisches Doppelkonzert steht am Anfang des Morgenland Festivals Osnabrück. 15 Jahre Festivalgeschichte gibt es zu feiern mit dem Sänger Alim Qasimov aus Baku, dem Serpent-Vituosen Michel Godard und dem Taksim Trio.
Das Eröffnungskonzert des 15. Morgenland- Festivals bringt den Star des aserbaidschanischen Mugham-Gesangs, Alim Qasimov, zusammen mit dem Serpent-Virtuosen Michel Godard. Mit dabei auch der aserbaidschanische Kamantsche-Spieler Rauf Islamov. Im ersten Teil spielt das berühmte türkische Taksim-Trio aus Istanbul um den Klarinettisten Hüsnü Şenlendirici.
Mythischer Ursprung
Irgendetwas verbindet die Musikkulturen der Türkei und Aserbaidschans. In mythischer Vorzeit - im sagenhaften Turan - soll es einen gemeinsamen Ursprung gegeben haben. Und verständigen können sich die Menschen auch, das heutige Türkisch ist für Menschen aus Aserbaidschan verständlich. Umgekehrt ist es schon ein bisschen schwieriger. Während Alim Qasimov und Rauf Islamov traditionelle Kunstmusik aufführen, handelt es sich bei dem, was die drei Musiker des Istanbuler Taksim-Trios bieten, um eine typisch metropolitane Mischung aus nahöstlichen, mediterranen und transatlantischen Stilen.
Rasante Klangkaskaden
Atemberaubend ist die Virtuosität der drei Künstler aus Istanbul. Sie kennen sich quasi seit Kinderzeiten. Und haben in unzähligen anderen Formationen gearbeitet, bis sie sich entschlossen, regelmäßig gemeinsam zu spielen und ihren ganz eigenen Stil zu kreieren. Der ist per se orientalisch, denn zwei der drei Instrumente stammen aus der nahöstlichen Kunstmusik: Die Trapezzither Kanun und die Langhalslaute Bağlama. Die aus Westeuropa stammende Klarinette habe sich schon im 19. Jahrhundert in allen Sparten der türkischen Musik perfekt akklimatisiert, sagt der Klarinettist Hüsnü Şenlendirici. Wenn er sein Instrument hören lässt, fühlt man sich allerding losgelöst von Raum und Zeit, so rasant, himmlisch hoch und lyrisch breit kann er sie spielen. Wie in einem Schweizer Uhrwerk greifen die Kaskaden der beiden Saiteninstrumente ineinander und bilden mit den Klängen des schreienden und jubilierenden Blasinstruments eine energetische Einheit.
Eher meditativ und episch wirkt die Musik, die der französische Serpent-Spieler Michel Godard und die beiden Mugam-Virtuosen Alim Qasimov und Rauf Islamov spielen. Der Klang ist bei ihnen das einzige Verständigungsmittel, sprachlich geht es eher intuitiv und still zu, denn die Universalsprache Englisch hat bei diesem Trio keine Funktion. Umso intensiver ist die Gemeinsamkeit durch musikalische Gesten spürbar. Selten hat man den Weltstar Alim Qasimov so gelöst erlebt wie im Zusammenspiel mit Michel Godard und dem Kamantsche-Spieler Rauf Islamov an diesem Abend in der Osnabrücker Marienkirche.
Meditativer Appetitmacher
Strahlender Schlusspunkt war eine kurze gemeinsame Session von Qasimov/Godard/Islamov mit Hüsnü Şenlendirici. In diesem Konzert bringen wir Ausschnitte aus dem sehr langen Eröffnungskonzert des Morgenland Festivals, das in seinem Jubiläumsjahrgang mit besonders vielen Kostbarkeiten aufwartet. Dieser erste Abend hat großen Appetit gemacht.
Taksim-Trio:
Hüsnü Şenlendirici, Klarinette, Duduk
İsmail Tunçbilek, Bağlama
Aytaç Doğan, Kanun
Hüsnü Şenlendirici, Klarinette, Duduk
İsmail Tunçbilek, Bağlama
Aytaç Doğan, Kanun
Alim Qasimov, Gesang
Rauf Islamov, Kamantsche
Michel Godard, Tuba, Serpent
Rauf Islamov, Kamantsche
Michel Godard, Tuba, Serpent