Eröffnung Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch

Wo Schostakowitsch Urlaub machte

Die vier Musiker des Quator Danel sitzen und stehen auf einer Treppe aus dunklem Holz und markanter weißer Handhalterung.
Das Quator Danel wurde 1991 gegründet und ist im britischen Manchester zu Hause. © Marco Borggreve
Moderation: Mascha Drost |
Klein, sächsisch: Gohrisch. Wo einst Schostakowitsch kurte, findet heute ein bedeutendes Festival statt, zu dem Schostakowitsch-Fans aus der ganzen Welt pilgern. Das Eröffnungskonzert spielte das Quatuor Danel, seit ihrer Gründung Schostakowitsch-Jünger.
Gelernt haben sie von langjährigen Wegbereitern des Komponisten, und sind so tief in das Quartettschaffen von Schostakowitsch eingetaucht. Schon zwei Mal haben sie eine Gesamtaufnahme vorgelegt, und sind immer wieder erstaunt, welche klanglichen Facetten, welche Abgründe aber auch wieviel Heiterkeit sich in seinen Werken findet. Dazu Marc Danel, erster Geiger im Quatuor Danel:

Schostakowitschs Humor war nicht immer sarkastisch, es steckt auch viel Leichtigkeit darin. Bestes Beispiel: Das 6. Streichquartett - luftig, liedhaft, als hätte sich Haydn auf ein russisches Landgut verirrt.

Musik für den friedlichen Lebensabend

Und auch das späte 14. Streichquartett ist alles andere als ein düsterer Rückblick auf ein versehrtes Leben: Schostakowitsch lässt Geige und Cello zarte Dialoge führen „wie ein Ehepaar, das erkennt: Das Leben liegt hinter uns, aber was wir erlebt haben, hat Sinn gemacht“, so Marc Danel. Es sei Musik wie ein Abendlicht.

Musik eines Freundes

Alexander Raskatow war ein Weggefährte von Dmitri Schostakowitsch, für ihn ein großes Vorbild, künstlerisch aber auch menschlich.
In der Mitte des Konzert steht sein Werk „Kaddish“: Erinnerung an den verstorbenen Vater, ein Klagegesang, der mit dem hohen Ton eines Glöckchens endet, mit einem Hoffnungsschimmer.
Aufzeichnung vom 27.06.2024 bei den Internationalen Schostakowitsch Tagen in der Konzertscheune Gohrisch

Dmitrij Schostakowitsch
Zwei Stücke für Streichoktett op. 11
Streichquartett Nr. 6 G-Dur op. 101

Alexander Raskatov
"Gebet (Kaddish)" für Sopran und Streichquartett

Dmitrij Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 14 Fis-Dur op. 142

Dmitrij Schostakowitsch
Nachgelassene Romanze für Bass und Klavier auf ein Gedicht von Jewgeni Jewtuschenko vervollständigt durch Alexander Raskatov (Uraufführung)
Auftragswerk der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch

Fritz Busch Quartett (Schostakowitsch op. 11)
Tibor Gyenge, Violine
Federico Kasik, Violine
Michael Horwath, Viola
Titus Maack, Violoncello

Elena Vassilieva, Sopran
Matthias Goerne, Bariton

Quatuor Danel:
Marc Danel, Violine
Gilles Millet, Violine
Vlad Bogdanas, Viola
Yovan Markovich, Violoncello

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