Ersan Mondtag

Theatermacher der Stunde

Der Theaterregisseur Ersan Mondtag
Der Theaterregisseur Ersan Mondtag © dpa / picture alliance / Soeren Stache
Ersan Mondtag im Gespräch mit André Mumot |
Nachdem der 29 Jahre alte Ersan Mondtag beim diesjährigen Theatertreffen für Furore gesorgt hatte, wurde er nun zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt. Dass Theaterarbeit einen gewichtigen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten leistet, glaubt er nicht.
Er ist der Theatermacher der Stunde: Ersan Mondtag, 29 Jahre alt und aufgewachsen in Berlin Kreuzberg, inszeniert demnächst landauf, landab an den größten Häusern, unter anderem an den Münchner Kammerspielen und am Berliner Maxim Gorki Theater. Nun aber hat erst einmal seine Version von "Iphigenie" in Frankfurt Premiere, und die Spannung ist besonders groß: In der vergangenen Woche ist Ersan Mondtag schließlich bei der Kritikerumfrage der "Theater heute" zum Nachwuchsregisseur, Nachwuchsbühnenbildner und Kostümbildner des Jahres ernannt worden.

Selbstbewusst und streitbereit

Das alles für seine Kasseler Produktion "Tyrannis", mit der er beim diesjährigen Theatertreffen für Furore sorgte. Endlich, hieß es, hat es ein Theater aus der sogenannten Provinz zur großen Leistungsschau nach Berlin geschafft und dann gleich noch mit der progressivsten Arbeit des ganzen Festivals. Trotzdem flogen die Fetzen zwischen dem Staatstheater Kassel und dem Regisseur. Das ging so weit, dass Ersan Mondtag dem Theater die Produktion abkaufte. Nun ist sie in Wiesbaden zu erleben.
"Ich versuche jetzt immer, vertraglich alles festzuhalten, damit ich auf der sicheren Seite bin",
verrät Mondtag im Gespräch mit André Mumot. Und zeigt sich weiter streitbereit.

Debatte über Burkaverbot - nur "Wählerstimmenfang"

Die aktuellen Debatten um Burkaträgerinnen und Integration, die auch von vielen Theatern ausgetragen wird, hält er für reinen Wählerstimmenfang:
"Man hat den Eindruck, die Leute sind so dumm, dass sie auf so etwas reinfallen und sich einfach manipulieren lassen. Und dann diskutieren alle mit, aber es ist doch nur eine Scheindiskussion."
Seine eigenen Theaterarbeiten sieht Mondtag eher als indirekten Kommentar zur politischen Situation und zeigt sich skeptisch:
"Ich glaube nicht, dass das Theater eine große Stimme in der gesellschaftlichen Debatte hat."
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