Erst in die Antarktis, dann ins All
Schon als Sechsjähriger sendete er Funksprüche zum Mond. Nun trainiert er für seinen ersten Flug ins All. 2014 soll Alexander Gerst aus Künzelsau in Baden-Württemberg als europäischer Astronaut zur Internationalen Raumstation ISS geschickt werden.
"Also, ich war mal in der Antarktis auf einer Mission unterwegs, die war auf dem Antarktischen Plateau. Das sind mehrere tausend Kilometer Eis, drei bis viertausend Meter über dem Meeresspiegel, minus 45 Grad Celsius. Aber da ist mir klar geworden, wie weit ich jetzt von jeglichem Leben entfernt bin. 800 Kilometer um mich rum, gibt es nichts, noch nicht mal ein Insekt."
"Brüllende Stürme, bei denen man sich anschreien muss im Abstand von einem Meter, und gar nichts versteht. Sichtweiten unter einem Meter."
"Das war immer schon etwas, dass mich sehr fasziniert hat, zu sehen, wo meine Grenzen sind. Das heißt nicht, da unbedingt drüber zu gehen, das wäre schlecht, aber zumindest mal zu sehen, wo sie denn liegen."
Hamburg, März 2009. Alexander Gerst ist Geophysiker und Vulkanologe. Seine Forschungsreisen haben ihn bereits an entlegenste Orte, an den Kraterrand aktiver Vulkane und in die Antarktis geführt. Doch der Doktorand an der Universität Hamburg will mehr. Gerst bewirbt sich als Astronaut bei der Europäischen Weltraumbehörde ESA und absolviert die Tests des langwierigen Auswahlverfahrens. Er möchte sich seinen Kindheitstraum erfüllen.
"Mein Opa hatte so einen kleinen Raum unten bei uns im Haus, das hieß der Check, das war vollgestopft mit elektronischen Geräten, Funkgeräten aller Art, der hatte eine riesen Antenne auf dem Dach."
"Der hatte irgendwie eine Möglichkeit rausgefunden, seine Antenne auf den Mond zu richten, und hat dann sein Funkgerät eingeschaltet, hat mich dann da rein sprechen lassen, so ein paar Worte, und die Worte sind dann zum Mond geschickt worden, sind dann dort an der Oberfläche vom Mond reflektiert und dann wieder zurück zur Erde. Und so zwei bis drei Sekunden später habe ich dann einfach meine eigene Stimme im Funkgerät, im Äther gehört."
"So, now I think that it`s time to introduce the six new astronauts of ESA, ...”"
Zwei Monate später. Paris, Mai 2009. Die Europäische Weltraumbehörde ESA stellt ihre neuen Astronauten- Anwärter vor. Mit dabei:
""... Mr. Alexander Gerst, European astronaut of German nationality ... ”"
Zusammen mit fünf weiteren zukünftigen Astronauten konnte sich der 35-Jährige aus dem baden-würtembergischen Künzelsau gegen mehr als 8000 Mitbewerber durchsetzen. Es folgen zwei Jahre hartes Training.
""Wir stehen hier im Moment in der Trainingshalle des Europäischen Astronautenzentrums in Köln, und hier sind die Module nachgebaut, an denen wir hier in Köln trainieren."
"Wir sind hier gerade im Columbus-Labor, das Forschungsmodul der Europäischen Raumfahrtorganisation, und das ist hier so eine typische Arbeitsgeräusch-Kulisse, das heißt man hat Experimente, die im Hintergrund laufen, man hat Lüfter, die an sind, die machen ‘ne Geräuschkulisse, und man hört nebenbei noch den Funk mit der Bodenkontrolle, den man selber durchführt, den die Kollegen durchführen im anderen Modul, und hier arbeitet man dann ein Großteil des Tages an wissenschaftlichen Experimenten."
Grundlagenforschung in der Schwerelosigkeit, die auch auf der Erde helfen könnte, etwa bei der Heilung von Krankheiten - das ist nur das Eine, das Alexander Gerst an der Arbeit in der Internationalen Raumstation, ISS, wichtig findet. Vor allem ermögliche uns Raumfahrt einen Blick zurück auf uns selbst.
"Ja, was mich fasziniert bei all den Bildern von der Erde, ist, wie dünn diese Atmosphäre ist, ja? Das ist ein hauchdünner Schleier, den man ganz genau sehen kann, wenn man von der Seite draufschaut. Man sieht sogar Polarlichter, man sieht Wolken, und all das, all unser Leben findet auf einem ganz kleinen dünnen Streifen statt um die Erde drum. Wenn man das mit einem Apfel vergleicht, ist die Atmosphäre so dick wie die Haut vom Apfel."
"Das ist unser Sojus-Trainer, da kann man trainieren, wie man mit der Sojus-Kapsel an der Raumstation andockt. Ist ein sehr geräumiges Modell, obwohl es sehr eng schon hier aussieht, aber die echte Sojus ist noch mal um einiges enger (lacht). Wenn man darin festgeschnallt ist, kann man sich wirklich nicht mehr bewegen, außer die Arme, mit denen man dann die Kapsel bedient und steuert. Ja, ich denk, man kann allgemein sagen, dass Raumfahrt nichts für Klaustrophobiker ist."
Im September 2011 gibt die Europäische Weltraum-Organisation, ESA, bekannt, dass Alexander Gerst im Jahr 2014 zum ersten Mal zur ISS fliegen wird. Wenn alles gut geht, wird er dann auf dem Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in der Kapsel einer Sojus-Rakete sitzen, die senkrecht in den Himmel ragt.
Beim "lift-off" werden er und zwei weitere Astronauten mit 28 000 Stundenkilometern in die Atmosphäre und durch sie hindurch ins tiefe All katapultiert. Angst hat Gerst nicht.
"Nee, im Gegenteil, ich stell mir das genauso vor, aber ich freu mich wahnsinnig drauf. Wenn ich Angst davor hätte, hätte ich mich bestimmt nicht beworben als Astronaut."
"Wir haben einen Plan A, Plan B, Plan C, so dass wir, wenn wir in so eine Situation kommen, eben diesen Kontrollverlust, dieses Gefühl des Kontrollverlustes, ausblenden können und logisch reagieren."
"Ich hab mich als Astronaut nicht deshalb beworben, weil ich gedacht hab, ich werde Astronaut, sondern weil ich diesen Traum mein ganzes Leben lang schon hatte. Und ich denk, das ist eine gute Herangehensweise für jeden, der einen Traum hat, der noch so unwahrscheinlich ist. Man soll's einfach mal probieren, weil, wenn man's nicht probiert, wird man sich sein Leben lang fragen, hätt's vielleicht nicht doch funktionieren können?"
"Brüllende Stürme, bei denen man sich anschreien muss im Abstand von einem Meter, und gar nichts versteht. Sichtweiten unter einem Meter."
"Das war immer schon etwas, dass mich sehr fasziniert hat, zu sehen, wo meine Grenzen sind. Das heißt nicht, da unbedingt drüber zu gehen, das wäre schlecht, aber zumindest mal zu sehen, wo sie denn liegen."
Hamburg, März 2009. Alexander Gerst ist Geophysiker und Vulkanologe. Seine Forschungsreisen haben ihn bereits an entlegenste Orte, an den Kraterrand aktiver Vulkane und in die Antarktis geführt. Doch der Doktorand an der Universität Hamburg will mehr. Gerst bewirbt sich als Astronaut bei der Europäischen Weltraumbehörde ESA und absolviert die Tests des langwierigen Auswahlverfahrens. Er möchte sich seinen Kindheitstraum erfüllen.
"Mein Opa hatte so einen kleinen Raum unten bei uns im Haus, das hieß der Check, das war vollgestopft mit elektronischen Geräten, Funkgeräten aller Art, der hatte eine riesen Antenne auf dem Dach."
"Der hatte irgendwie eine Möglichkeit rausgefunden, seine Antenne auf den Mond zu richten, und hat dann sein Funkgerät eingeschaltet, hat mich dann da rein sprechen lassen, so ein paar Worte, und die Worte sind dann zum Mond geschickt worden, sind dann dort an der Oberfläche vom Mond reflektiert und dann wieder zurück zur Erde. Und so zwei bis drei Sekunden später habe ich dann einfach meine eigene Stimme im Funkgerät, im Äther gehört."
"So, now I think that it`s time to introduce the six new astronauts of ESA, ...”"
Zwei Monate später. Paris, Mai 2009. Die Europäische Weltraumbehörde ESA stellt ihre neuen Astronauten- Anwärter vor. Mit dabei:
""... Mr. Alexander Gerst, European astronaut of German nationality ... ”"
Zusammen mit fünf weiteren zukünftigen Astronauten konnte sich der 35-Jährige aus dem baden-würtembergischen Künzelsau gegen mehr als 8000 Mitbewerber durchsetzen. Es folgen zwei Jahre hartes Training.
""Wir stehen hier im Moment in der Trainingshalle des Europäischen Astronautenzentrums in Köln, und hier sind die Module nachgebaut, an denen wir hier in Köln trainieren."
"Wir sind hier gerade im Columbus-Labor, das Forschungsmodul der Europäischen Raumfahrtorganisation, und das ist hier so eine typische Arbeitsgeräusch-Kulisse, das heißt man hat Experimente, die im Hintergrund laufen, man hat Lüfter, die an sind, die machen ‘ne Geräuschkulisse, und man hört nebenbei noch den Funk mit der Bodenkontrolle, den man selber durchführt, den die Kollegen durchführen im anderen Modul, und hier arbeitet man dann ein Großteil des Tages an wissenschaftlichen Experimenten."
Grundlagenforschung in der Schwerelosigkeit, die auch auf der Erde helfen könnte, etwa bei der Heilung von Krankheiten - das ist nur das Eine, das Alexander Gerst an der Arbeit in der Internationalen Raumstation, ISS, wichtig findet. Vor allem ermögliche uns Raumfahrt einen Blick zurück auf uns selbst.
"Ja, was mich fasziniert bei all den Bildern von der Erde, ist, wie dünn diese Atmosphäre ist, ja? Das ist ein hauchdünner Schleier, den man ganz genau sehen kann, wenn man von der Seite draufschaut. Man sieht sogar Polarlichter, man sieht Wolken, und all das, all unser Leben findet auf einem ganz kleinen dünnen Streifen statt um die Erde drum. Wenn man das mit einem Apfel vergleicht, ist die Atmosphäre so dick wie die Haut vom Apfel."
"Das ist unser Sojus-Trainer, da kann man trainieren, wie man mit der Sojus-Kapsel an der Raumstation andockt. Ist ein sehr geräumiges Modell, obwohl es sehr eng schon hier aussieht, aber die echte Sojus ist noch mal um einiges enger (lacht). Wenn man darin festgeschnallt ist, kann man sich wirklich nicht mehr bewegen, außer die Arme, mit denen man dann die Kapsel bedient und steuert. Ja, ich denk, man kann allgemein sagen, dass Raumfahrt nichts für Klaustrophobiker ist."
Im September 2011 gibt die Europäische Weltraum-Organisation, ESA, bekannt, dass Alexander Gerst im Jahr 2014 zum ersten Mal zur ISS fliegen wird. Wenn alles gut geht, wird er dann auf dem Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan in der Kapsel einer Sojus-Rakete sitzen, die senkrecht in den Himmel ragt.
Beim "lift-off" werden er und zwei weitere Astronauten mit 28 000 Stundenkilometern in die Atmosphäre und durch sie hindurch ins tiefe All katapultiert. Angst hat Gerst nicht.
"Nee, im Gegenteil, ich stell mir das genauso vor, aber ich freu mich wahnsinnig drauf. Wenn ich Angst davor hätte, hätte ich mich bestimmt nicht beworben als Astronaut."
"Wir haben einen Plan A, Plan B, Plan C, so dass wir, wenn wir in so eine Situation kommen, eben diesen Kontrollverlust, dieses Gefühl des Kontrollverlustes, ausblenden können und logisch reagieren."
"Ich hab mich als Astronaut nicht deshalb beworben, weil ich gedacht hab, ich werde Astronaut, sondern weil ich diesen Traum mein ganzes Leben lang schon hatte. Und ich denk, das ist eine gute Herangehensweise für jeden, der einen Traum hat, der noch so unwahrscheinlich ist. Man soll's einfach mal probieren, weil, wenn man's nicht probiert, wird man sich sein Leben lang fragen, hätt's vielleicht nicht doch funktionieren können?"