Erstaunliche Inszenierung
Der Regisseur Frank-Patrick Steckel war lange vergessen. Nun meldet er sich mit erstaunlichen Inszenierungen zurück - wie mit dem Stück "Die Macbeth Tragödie" am Bremer Theater.
Vielleicht war es ja in der Geschichte vom kleinen dicken Ritter Oblong-Fitz-Oblong, aber ganz sicher ist das nicht. Irgendwann und irgendwo jedenfalls in der weiten Welt der "Augsburger Puppenkiste" existierte mal eine "Blechbüchsenarmee", deren Mitkämpfer tatsächlich in ebensolchen steckten und sich beim Angriff auf den Feind einfach, schepper-schepper-schepper-roll-roll-roll, den Berg herunterrollen ließen, auf dem ihre Burg stand, günstigerweise.
In Bremen wird "Die Macbeth Tragödie" nun zwar nicht direkt von einer Blechbüchsen-, aber immerhin einer Art Pappkameraden-Armee eröffnet: Komplett in ulkige Rüstungen aus Pappen und Bänder ist das Ensemble geschnürt, wie Kinder für den Fasching - oben und unten rum, vorn und hinten, unterschiedlich eckig zugeschnittene und mit gruppenbildenden Zeichen bemalte Schilde, Beine und Arme mit entsprechenden Schienen umgürtet, das Ganze von starken Bändern zusammengehalten.
Ulkig geformte und gefaltete Hüte und Helme, und selbst die Hände in Handschuhe gezwängt, die entfernt an Nosferatus monströse Riesenfinger erinnern, und (ganz wichtig!) Holzschwerter – Sabine Böings Kostüme (und Steckels wichtigster Inszenierungsgedanke) fordern alle Kräfte.
Dieses komplette verschnürte Ensemble auf der Bühne wird zwar mächtig klappern und scheppern von nun an, sich darum aber im eigenen Interesse stets äußerst vorsichtig und zeremoniell bewegen – das ist gewollt; und eine der einfachsten Folgen solch ausgefallener Kostüm-Ideen, mit denen Steckel ja öfter schon gearbeitet hat. Lärm wie vom Kinderspielplatz erklingt zum eingefrorenen Eröffnungs-Panorama, und Odetta, eine der Königinnen des schwarzen Gospel, singt dazu vom "motherless child". Im ersten Staunen über dieses kleine Wunderwerk erklärt sich aber vor allem sofort, wohin der Abend führen wird: mitten hinein in einen Traum aus Kindertagen.
Der ist nun weit weniger schwarz, als wir "Die Macbeth Tragödie" (wie Steckel die eigene neue und ziemlich grandiose Übersetzung überschreibt) bislang kannten. Tatsächlich schauen wir hier keinem Finsterling zu, der vom noch finstreren Weib die letzen Skrupel gegenüber Königs- oder Kindermord ausgetrieben bekommt.
Eher beginnt ein noch ungezähmtes Kind auszuprobieren, wie weit es jeweils gehen kann, nachdem ihm sonderbare Zauberwesen (die Hexen, hier monströs maskierte Schicksalsschwestern) viel versprechende Phantasien eingeblasen haben. Und als die sich in Luft auflösen zum Schluss und alles schief geht: Pech gehabt, dumm gelaufen, das Ganze, am Ende. Aber war nun alles falsch darum?
Unter dieser Voraussetzung schauen wir der Geschichte ganz anders zu, und die Übersetzung ist auch, aber nicht vor allem modern und heutig - obwohl es Begriffe wie "hin und weg" gibt und noch ein bisschen mehr von dieser Sorte. Grundsätzlich aber ist sie streng und genau, die auf Knappheit forcierte Grammatik fordert die ganze Kunst des Sprechens auf der Bühne – und hier schleichen sich dann die ersten Defizite ein; naturgemäß an einem Theater, dessen Männer-Ensemble kaum allererste Klasse birgt. Trotz einiger klarer, kräftiger Soli drum herum ist eine Blechbüchsenarmee eben immer eine Blechbüchsenarmee.
Als solche ist sie prima. Und Inszenierungen, gedanklich so klar wie diese, wären vielen anderen Theatern durchaus zu wünschen gewesen am Beginn der neuen Saison.
In Bremen wird "Die Macbeth Tragödie" nun zwar nicht direkt von einer Blechbüchsen-, aber immerhin einer Art Pappkameraden-Armee eröffnet: Komplett in ulkige Rüstungen aus Pappen und Bänder ist das Ensemble geschnürt, wie Kinder für den Fasching - oben und unten rum, vorn und hinten, unterschiedlich eckig zugeschnittene und mit gruppenbildenden Zeichen bemalte Schilde, Beine und Arme mit entsprechenden Schienen umgürtet, das Ganze von starken Bändern zusammengehalten.
Ulkig geformte und gefaltete Hüte und Helme, und selbst die Hände in Handschuhe gezwängt, die entfernt an Nosferatus monströse Riesenfinger erinnern, und (ganz wichtig!) Holzschwerter – Sabine Böings Kostüme (und Steckels wichtigster Inszenierungsgedanke) fordern alle Kräfte.
Dieses komplette verschnürte Ensemble auf der Bühne wird zwar mächtig klappern und scheppern von nun an, sich darum aber im eigenen Interesse stets äußerst vorsichtig und zeremoniell bewegen – das ist gewollt; und eine der einfachsten Folgen solch ausgefallener Kostüm-Ideen, mit denen Steckel ja öfter schon gearbeitet hat. Lärm wie vom Kinderspielplatz erklingt zum eingefrorenen Eröffnungs-Panorama, und Odetta, eine der Königinnen des schwarzen Gospel, singt dazu vom "motherless child". Im ersten Staunen über dieses kleine Wunderwerk erklärt sich aber vor allem sofort, wohin der Abend führen wird: mitten hinein in einen Traum aus Kindertagen.
Der ist nun weit weniger schwarz, als wir "Die Macbeth Tragödie" (wie Steckel die eigene neue und ziemlich grandiose Übersetzung überschreibt) bislang kannten. Tatsächlich schauen wir hier keinem Finsterling zu, der vom noch finstreren Weib die letzen Skrupel gegenüber Königs- oder Kindermord ausgetrieben bekommt.
Eher beginnt ein noch ungezähmtes Kind auszuprobieren, wie weit es jeweils gehen kann, nachdem ihm sonderbare Zauberwesen (die Hexen, hier monströs maskierte Schicksalsschwestern) viel versprechende Phantasien eingeblasen haben. Und als die sich in Luft auflösen zum Schluss und alles schief geht: Pech gehabt, dumm gelaufen, das Ganze, am Ende. Aber war nun alles falsch darum?
Unter dieser Voraussetzung schauen wir der Geschichte ganz anders zu, und die Übersetzung ist auch, aber nicht vor allem modern und heutig - obwohl es Begriffe wie "hin und weg" gibt und noch ein bisschen mehr von dieser Sorte. Grundsätzlich aber ist sie streng und genau, die auf Knappheit forcierte Grammatik fordert die ganze Kunst des Sprechens auf der Bühne – und hier schleichen sich dann die ersten Defizite ein; naturgemäß an einem Theater, dessen Männer-Ensemble kaum allererste Klasse birgt. Trotz einiger klarer, kräftiger Soli drum herum ist eine Blechbüchsenarmee eben immer eine Blechbüchsenarmee.
Als solche ist sie prima. Und Inszenierungen, gedanklich so klar wie diese, wären vielen anderen Theatern durchaus zu wünschen gewesen am Beginn der neuen Saison.