Erstaunlicher Langmut

Von Benjamin Großkopff |
Mitten im Strom soll man nicht die Pferde wechseln: Das mögen sich die Letten gedacht haben, als sie im vergangenen Oktober Valdis Dombrovskis als Regierungschef einer Mitte-Rechts-Koalition aus fünf Parteien bestätigten.
Obwohl er mit seinem rigiden Sparkurs eigentlich viel dafür getan hat, sich unbeliebt zu machen. Aber während Lettland – kurz vor dem Staatsbankrott stehend – noch unter Dombrovskis Vorgängerregierung im Januar 2009 von gewaltätigen Protesten gegen deren Wirtschafts- und Sozialpolitik erschüttert wurde, beweisen die Letten seitdem erstaunlichen Langmut und Einsicht ins Unvermeidliche.

Und der Sparkurs zeigt Wirkung. Seit einigen Monaten stabilisiert sich die Wirtschaft, Industrieproduktion und Exporte steigen. Für 2011 sagt der IWF wieder eine wachsende Wirtschaft voraus. Doch die meisten Letten müssen immer noch mit den Folgen der drastischen Kürzungen vor allem im Gesundheitswesen sowie im Sozial- und Bildungsbereich klarkommen.

Dombrovskis galt nur als Übergangspremier, als er im März 2009 die Regierungsgeschäfte in der hoch verschuldeten baltischen Republik übernahm. Im Gegenzug für Milliardenkredite der EU und des IWF setzte die Regierung Dombrovskis in nur einem Jahr einen harten Sparkurs mit Haushaltskürzungen von 40 Prozent durch, Gehälter und Renten der 2,3 Millionen Einwohner sanken bis zu einem Fünftel. Der sich abzeichnende Erfolg gibt dem Premier recht, die Letten auch, erst im Oktober wurde Dombrovskis im Amt bestätigt.
Mehr zum Thema