Kunstbiennale in Saudi-Arabien

Mehr als Imagepflege fürs Regime

07:17 Minuten
Eine Frau steht mit dem Rücken zur Kamera. Sie betrachte ein Kunstwerk, das aus den Röntgenbildern zweier zugewandter Menschen besteht.
Der saudi-arabische Künstler und Arzt Ahmed Mater setzt Röntgenbilder in seiner Kunst ein. © picture alliance / AP Photo / Kirsty Wigglesworth
Werner Bloch im Gespräch mit Marietta Schwarz · 08.12.2021
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Die erste Kunstbiennale in Saudi-Arabien soll Werbung für das Land machen. Viel wichtiger sei aber die Kunst selbst, sagt der Journalist Werner Bloch. Die sei erstaunlich radikal und kritisch.
Diriya ist ein Vorort der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Zwischen malerischen Lehmbauten findet hier die erste Kunstbiennale des Königreichs statt.
„Die Außenwirkung ist ganz klar: Es soll ein absolut positives Bild des Landes gezeichnet werden“, sagt der Journalist Werner Bloch. Das dort herrschende Regime steht wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Kronprinz Mohammed bin Salman versuche nun, mithilfe internationaler Veranstaltungen die Offenheit Saudi-Arabiens zu demonstrieren.

Charmeoffensive mit Kunst

So findet neben der Biennale ein Philosophie-Kongress in der Hauptstadt statt, die UNO diskutiert über erneuerbare Energien und in Djeddah gibt es ein Filmfestival.
Ein Teil dieser Charmeoffensive ist die Kunst. "Mohammed bin Salman hat eine ganze Reihe von Künstlern hinter sich geschart, die laufen hinter der Fahne des Kronprinzen her", sagt Bloch.
Bei der Biennale sind viele saudi-arabische Künstler und Künstlerinnen zu sehen, aber auch Larry Bell aus den USA, Nabuqi aus China oder Wolfgang Laib aus Deutschland.

Kritik an der Ölindustrie

Die saudi-arabische Kunstszene sei erstaunlich kritisch und radikal, sagt Bloch. So habe Manal AlDowayan mit künstlerischen Mitteln gegen das bis vor Kurzem bestehende Fahrverbot für Frauen protestiert und Ahmed Mater, eigentlich ein Arzt, übt mit seinen auf Röntgenbildern basierenden Bildern Kritik an der Ölindustrie.
"Wenn es eine Kunstausstellung gibt, kann man immer sagen, das dient dem Herrscher", sagt Bloch. Das sei aber nicht der Punkt: "Das Entscheidende ist, dass die Künstler etwas zu sagen haben. Sie werfen Fragen nach Freiheit auf, sie üben indirekt Kritik."
(beb)

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