Erste Frau an der Spitze eines Bundeslandes
"Plötzlich war ich Ministerpräsidentin", erinnerte sich Heide Simonis später an den Tag, an dem sie das höchste politische Amt Schleswig-Holsteins übernahm. Sie trat die Nachfolge Björn Engholms an und wurde am 19. Mai 1993 erste Landeschefin in Deutschland.
"Wir wollen für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land versuchen, das Beste zu tun, wir wollen versuchen, für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land Arbeitsplätze sicher zu machen, wir wollen versuchen, für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land soziale Gerechtigkeit, Ausbildungschancen, genügend Wohnungen zu finden."
Erklärte Heide Simonis am 19. Mai 1993 nach ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Zum ersten Mal stand eine Frau an der Spitze eines deutschen Bundeslandes.
"Ich habe eine große Freude in mir, dass Sie mir Ihr Vertrauen gegeben haben, und die, die mit Nein gestimmt haben, werden vielleicht in drei Jahren das noch mal bereuen, dass sie nicht mit Ja gestimmt haben, hoffe ich jedenfalls."
"Eine einzige Frau regiert das wunderschöne Land ganz allein. Das darf doch nicht sein."
Mit dieser Bemerkung sei ein älterer Herr kopfschüttelnd auf sie zugekommen, als sie - frisch im Amt - auf einer Veranstaltung des Bauernverbandes auftrat, erzählte die Ministerpräsidentin später.
Begonnen hatte Heide Simonis‘ politische Karriere in Kiel, wo sie seit 1971 der SPD-Fraktion in der Ratsversammlung angehörte. 1976 zog die Diplom-Volkswirtin als jüngste Abgeordnete in den Deutschen Bundestag ein. Sie verschaffte sich Ansehen als Finanzexpertin und war jahrelang Mitglied des Haushaltsausschusses, bis sie der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm 1988 als Finanzministerin in sein Kabinett berief.
Als Engholm fünf Jahre später wegen Falschaussagen in der sogenannten Barschel-Affäre zurücktreten musste, wurde Heide Simonis mit 49 Jahren seine Nachfolgerin. Mit ihrem unverblümten, spontanen Auftreten - hier bei der Eröffnung der Kieler Woche - erwarb sie sich rasch Sympathien in der Bevölkerung.
"Ich wünsche Euch und Ihnen allen einen wunderschönen Abend, und jetzt soll ich drücken: lang, kurz, kurz, lang, dann soll ich sagen: Leinen los! Und dann wünsch ich Euch viel Spaß und macht keinen Scheiß, und nu gaht et los."
Heide Simonis‘ politische Bilanz fiel hingegen bescheiden aus: Schleswig-Holstein zählte in ihrer Amtszeit zu den ärmsten Bundesländern mit hoher Verschuldung und vielen Arbeitslosen. Die SPD verlor bei jeder Landtagswahl unter ihrer Führung Stimmen, nicht unbedingt die beste Voraussetzung, um sich für ein wichtiges politisches Amt auf Bundesebene zu empfehlen. Dabei wäre Simonis gerne Bundesfinanzministerin geworden.
"Alle anderen Sachen, die kann ich auch nicht so gut. Ich bin keine große Außenpolitikerin, ich bin keine Diplomatin, kann das also nicht so gut. Andere Sachen interessieren mich auch nicht so, also das Einzige, was ich wirklich könnte, wären Finanzen."
Was Heide Simonis erst Jahre später öffentlich machte: Im Jahr 2002 erkrankte sie an Brustkrebs, verheimlichte dies aber selbst im politischen Freundeskreis, weil sie negative Auswirkungen auf ihre Karriere fürchtete. Drei Tage nach ihrer Operation trat sie bereits wieder öffentlich auf. Eine Frau, so ihre Erfahrung, dürfe keine Schwäche zeigen.
"Wie sagt man: Freund, Feind, Parteifreund. Und ich würde jedem raten, nicht über Krankheiten zu sprechen."
Zur Landtagswahl im März 2005 trat Heide Simonis erneut als Spitzenkandidatin an. Doch die rot-grüne Koalition verlor ihre Regierungsmehrheit und war auf die Tolerierung durch den Südschleswigschen Wählerverband angewiesen. Simonis setzte auf den Rückhalt der sogenannten Dänenampel. Aber als am 17. März im Kieler Landtag die Wahl zur Ministerpräsidentin stattfand, verweigerte ihr ein Abgeordneter aus dem eigenen Lager die Gefolgschaft. In vier Wahlgängen fehlte ihr jeweils die eine, entscheidende Stimme zum Sieg über den CDU-Kandidaten Harry Carstensen.
"Für den Abgeordneten Carstensen haben gestimmt: 34, für die Abgeordnete Simonis haben gestimmt: 34, Enthaltungen: eine. Damit ist keiner der beiden Kandidaten gewählt worden."
Der bis heute unbekannt gebliebene Abgeordnete ging als Heidemörder in die norddeutsche Parlamentsgeschichte ein. Die sichtlich getroffene Heide Simonis verzichtete auf jede weitere Abstimmung und erklärte einen Monat später ihren Abschied aus der aktiven Politik.
"Wir haben in vielen Wahlkämpfen für unsere Ideen und Konzepte gekämpft, ich war immer gerne mit dabei, leidenschaftlich mit dabei, und ich finde, es hat sich gelohnt."
Mehr als ein Jahrzehnt war Heide Simonis die einzige Frau im Kreis deutscher Regierungschefs im Bund und in den Ländern. Erst 2005, als sie aus der Politik ausschied, wurde Angela Merkel erste Kanzlerin und heute sitzen im Bundesrat drei Ministerpräsidentinnen.
Erklärte Heide Simonis am 19. Mai 1993 nach ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Zum ersten Mal stand eine Frau an der Spitze eines deutschen Bundeslandes.
"Ich habe eine große Freude in mir, dass Sie mir Ihr Vertrauen gegeben haben, und die, die mit Nein gestimmt haben, werden vielleicht in drei Jahren das noch mal bereuen, dass sie nicht mit Ja gestimmt haben, hoffe ich jedenfalls."
"Eine einzige Frau regiert das wunderschöne Land ganz allein. Das darf doch nicht sein."
Mit dieser Bemerkung sei ein älterer Herr kopfschüttelnd auf sie zugekommen, als sie - frisch im Amt - auf einer Veranstaltung des Bauernverbandes auftrat, erzählte die Ministerpräsidentin später.
Begonnen hatte Heide Simonis‘ politische Karriere in Kiel, wo sie seit 1971 der SPD-Fraktion in der Ratsversammlung angehörte. 1976 zog die Diplom-Volkswirtin als jüngste Abgeordnete in den Deutschen Bundestag ein. Sie verschaffte sich Ansehen als Finanzexpertin und war jahrelang Mitglied des Haushaltsausschusses, bis sie der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm 1988 als Finanzministerin in sein Kabinett berief.
Als Engholm fünf Jahre später wegen Falschaussagen in der sogenannten Barschel-Affäre zurücktreten musste, wurde Heide Simonis mit 49 Jahren seine Nachfolgerin. Mit ihrem unverblümten, spontanen Auftreten - hier bei der Eröffnung der Kieler Woche - erwarb sie sich rasch Sympathien in der Bevölkerung.
"Ich wünsche Euch und Ihnen allen einen wunderschönen Abend, und jetzt soll ich drücken: lang, kurz, kurz, lang, dann soll ich sagen: Leinen los! Und dann wünsch ich Euch viel Spaß und macht keinen Scheiß, und nu gaht et los."
Heide Simonis‘ politische Bilanz fiel hingegen bescheiden aus: Schleswig-Holstein zählte in ihrer Amtszeit zu den ärmsten Bundesländern mit hoher Verschuldung und vielen Arbeitslosen. Die SPD verlor bei jeder Landtagswahl unter ihrer Führung Stimmen, nicht unbedingt die beste Voraussetzung, um sich für ein wichtiges politisches Amt auf Bundesebene zu empfehlen. Dabei wäre Simonis gerne Bundesfinanzministerin geworden.
"Alle anderen Sachen, die kann ich auch nicht so gut. Ich bin keine große Außenpolitikerin, ich bin keine Diplomatin, kann das also nicht so gut. Andere Sachen interessieren mich auch nicht so, also das Einzige, was ich wirklich könnte, wären Finanzen."
Was Heide Simonis erst Jahre später öffentlich machte: Im Jahr 2002 erkrankte sie an Brustkrebs, verheimlichte dies aber selbst im politischen Freundeskreis, weil sie negative Auswirkungen auf ihre Karriere fürchtete. Drei Tage nach ihrer Operation trat sie bereits wieder öffentlich auf. Eine Frau, so ihre Erfahrung, dürfe keine Schwäche zeigen.
"Wie sagt man: Freund, Feind, Parteifreund. Und ich würde jedem raten, nicht über Krankheiten zu sprechen."
Zur Landtagswahl im März 2005 trat Heide Simonis erneut als Spitzenkandidatin an. Doch die rot-grüne Koalition verlor ihre Regierungsmehrheit und war auf die Tolerierung durch den Südschleswigschen Wählerverband angewiesen. Simonis setzte auf den Rückhalt der sogenannten Dänenampel. Aber als am 17. März im Kieler Landtag die Wahl zur Ministerpräsidentin stattfand, verweigerte ihr ein Abgeordneter aus dem eigenen Lager die Gefolgschaft. In vier Wahlgängen fehlte ihr jeweils die eine, entscheidende Stimme zum Sieg über den CDU-Kandidaten Harry Carstensen.
"Für den Abgeordneten Carstensen haben gestimmt: 34, für die Abgeordnete Simonis haben gestimmt: 34, Enthaltungen: eine. Damit ist keiner der beiden Kandidaten gewählt worden."
Der bis heute unbekannt gebliebene Abgeordnete ging als Heidemörder in die norddeutsche Parlamentsgeschichte ein. Die sichtlich getroffene Heide Simonis verzichtete auf jede weitere Abstimmung und erklärte einen Monat später ihren Abschied aus der aktiven Politik.
"Wir haben in vielen Wahlkämpfen für unsere Ideen und Konzepte gekämpft, ich war immer gerne mit dabei, leidenschaftlich mit dabei, und ich finde, es hat sich gelohnt."
Mehr als ein Jahrzehnt war Heide Simonis die einzige Frau im Kreis deutscher Regierungschefs im Bund und in den Ländern. Erst 2005, als sie aus der Politik ausschied, wurde Angela Merkel erste Kanzlerin und heute sitzen im Bundesrat drei Ministerpräsidentinnen.