Erster Besuch auf dem Erdtrabanten
Am 21. Juli jährt sich die erste Mondlandung von Astronauten zum 40. Mal. Schätzungsweise eine Milliarde Menschen verfolgten 1969 dieses Ereignis im Fernsehen. In seinem Buch "Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten" geht Alexis von Croy der Geschichte der ersten Mondlandung und der folgenden Missionen des US-amerikanischen Apollo-Programms nach.
"Manchmal sehe ich hinauf zum Mond und dann erscheint es mir ganz unwahrscheinlich, dass ich wirklich dort oben war."
So klagte Michael Collins Jahrzehnte nach seinen ersten Mondumrundungen mit dem NASA-Raumschiff Apollo 11. Alexis von Croy erzählt hingegen von der Mondlandung an jenem 21. Juli 1969 Minute für Minute so lebensprall, spannungsreich und packend, dass man als Leser glaubt unmittelbar dabei zu sein.
Von Croy schafft es, seine Detailkenntnisse ohne alle technische Worthuberei auszubreiten und ohne sich in Einzelheiten zu verlieren. Es ist eine Freude, diese Geschichte, die ja hier nicht zum ersten Mal erzählt wird, gerade mit vielen unbekannten Einzelheiten vorgeführt zu bekommen, denn die offenbaren vor allem drei Dinge: die gigantischen Mittel, die Washington für das Apollo-Programm auszugeben bereit war – heute wären das umgerechnet eine Billion Dollar. Dann die Kühnheit, mit der die NASA die außergewöhnliche Technik entwickeln ließ für ein Vorhaben, das keinerlei Vorläufer hatte. Schließlich die Unerschrockenheit, mit der die einstigen Airforce-Piloten unter solchen Voraussetzungen in die Apollokapseln geklettert sind.
Diese Leute mussten funktionieren wie technische Vollzugsorgane, deren Rationalität sie auch in den kritischsten Situationen richtig handeln ließ. Selbst bei Apollo 13, dem Raumschiff, das nur mit äußerster Not zurückkehrte, nachdem zuerst die Sauerstoffversorgung ausgefallen war und in Folge davon die Energieversorgung versagte. Ein Husarenstück ersten Ranges, aber es dokumentiert auch die äußerste Kaltblütigkeit, mit der ein Kommandant wie James Lovell den Überblick bewahrte in seinem lädierten Raumschiff, das ihm beinahe keine Hoffnung ließ.
Natürlich braucht es solche Leute für derartige Unternehmen, kein "normaler" Mensch hätte den Mut zu dergleichen Pioniertaten, aber sehr blut- und gefühlvoll sind solche Männer nicht. Insofern beklagt sich von Croy in seinem Vorwort eher weinerlich, dass Astronauten in den Medien oft als "eiskalte Technokraten" hingestellt werden. Wären sie es nicht, hätten sie in einem Raumschiff nichts zu suchen.
Von Croy ist Pilot mit einem Faible für Luftaufnahmen und Chefredakteur der Zeitschrift "Planet Aerospace", Hausorgan des europäischen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzerns EADS. (Richtigstellung: Alexis von Croy ist nicht mehr Chefredakteur des EADS-Magazins "Planet Aerospace". Das Magazin wurde 2008 eingestellt.)
Verdienstvoll ist, dass er am Anfang unkompliziert, ausführlich und informativ das gesicherte Wissen über Entstehung und geologische Beschaffenheit des Mondes zusammenfasst. So hat man das sonst in dieser Dichte und aufs Wesentliche konzentriert noch nicht gelesen.
Der Autor erzählt die Geschichte der ersten amerikanischen Mondflüge als grandioses Abenteuer, in dem sich ein Haufen mutiger Testpiloten in bessere Blechdosen gesetzt hat, um sich damit ins All schießen zu lassen.
Aber dass diese tollen Kerle aktiver Teil eines gigantischen Rüstungswettkampfes gewesen sind, der mit fragwürdigen Mitteln geführt worden ist, kommt entschieden zu kurz. Fragwürdig, weil dabei ausgerechnet der Raketenbauer Hitlers Wernher von Braun eine Hauptrolle gespielt hat, unter dessen Leitung die Ur-Rakete V2 entstanden ist und dabei Zehntausende Häftlinge zu Tode gekommen sind. Von dieser V2 zur US-Mondrakete Saturn 5 führt ein direkter Entwicklungsweg, den von Braun gegangen ist.
Natürlich erwähnt von Croy von Brauns Vergangenheit. Diese dunkle Seite der strahlenden Geschichte des ersten Mondfluges streift der Autor aber nur kurz, er konzentriert sich viel lieber auf die Details der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969.
Rezensiert von Florian Hildebrand
Alexis von Croy: Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten
Herbig-Verlag, München 2009
288 Seiten, 19,95 Euro
Hinweis: Der Text wurde am 5. Mai 2009 durch eine Richtigstellung ergänzt.
So klagte Michael Collins Jahrzehnte nach seinen ersten Mondumrundungen mit dem NASA-Raumschiff Apollo 11. Alexis von Croy erzählt hingegen von der Mondlandung an jenem 21. Juli 1969 Minute für Minute so lebensprall, spannungsreich und packend, dass man als Leser glaubt unmittelbar dabei zu sein.
Von Croy schafft es, seine Detailkenntnisse ohne alle technische Worthuberei auszubreiten und ohne sich in Einzelheiten zu verlieren. Es ist eine Freude, diese Geschichte, die ja hier nicht zum ersten Mal erzählt wird, gerade mit vielen unbekannten Einzelheiten vorgeführt zu bekommen, denn die offenbaren vor allem drei Dinge: die gigantischen Mittel, die Washington für das Apollo-Programm auszugeben bereit war – heute wären das umgerechnet eine Billion Dollar. Dann die Kühnheit, mit der die NASA die außergewöhnliche Technik entwickeln ließ für ein Vorhaben, das keinerlei Vorläufer hatte. Schließlich die Unerschrockenheit, mit der die einstigen Airforce-Piloten unter solchen Voraussetzungen in die Apollokapseln geklettert sind.
Diese Leute mussten funktionieren wie technische Vollzugsorgane, deren Rationalität sie auch in den kritischsten Situationen richtig handeln ließ. Selbst bei Apollo 13, dem Raumschiff, das nur mit äußerster Not zurückkehrte, nachdem zuerst die Sauerstoffversorgung ausgefallen war und in Folge davon die Energieversorgung versagte. Ein Husarenstück ersten Ranges, aber es dokumentiert auch die äußerste Kaltblütigkeit, mit der ein Kommandant wie James Lovell den Überblick bewahrte in seinem lädierten Raumschiff, das ihm beinahe keine Hoffnung ließ.
Natürlich braucht es solche Leute für derartige Unternehmen, kein "normaler" Mensch hätte den Mut zu dergleichen Pioniertaten, aber sehr blut- und gefühlvoll sind solche Männer nicht. Insofern beklagt sich von Croy in seinem Vorwort eher weinerlich, dass Astronauten in den Medien oft als "eiskalte Technokraten" hingestellt werden. Wären sie es nicht, hätten sie in einem Raumschiff nichts zu suchen.
Von Croy ist Pilot mit einem Faible für Luftaufnahmen und Chefredakteur der Zeitschrift "Planet Aerospace", Hausorgan des europäischen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzerns EADS. (Richtigstellung: Alexis von Croy ist nicht mehr Chefredakteur des EADS-Magazins "Planet Aerospace". Das Magazin wurde 2008 eingestellt.)
Verdienstvoll ist, dass er am Anfang unkompliziert, ausführlich und informativ das gesicherte Wissen über Entstehung und geologische Beschaffenheit des Mondes zusammenfasst. So hat man das sonst in dieser Dichte und aufs Wesentliche konzentriert noch nicht gelesen.
Der Autor erzählt die Geschichte der ersten amerikanischen Mondflüge als grandioses Abenteuer, in dem sich ein Haufen mutiger Testpiloten in bessere Blechdosen gesetzt hat, um sich damit ins All schießen zu lassen.
Aber dass diese tollen Kerle aktiver Teil eines gigantischen Rüstungswettkampfes gewesen sind, der mit fragwürdigen Mitteln geführt worden ist, kommt entschieden zu kurz. Fragwürdig, weil dabei ausgerechnet der Raketenbauer Hitlers Wernher von Braun eine Hauptrolle gespielt hat, unter dessen Leitung die Ur-Rakete V2 entstanden ist und dabei Zehntausende Häftlinge zu Tode gekommen sind. Von dieser V2 zur US-Mondrakete Saturn 5 führt ein direkter Entwicklungsweg, den von Braun gegangen ist.
Natürlich erwähnt von Croy von Brauns Vergangenheit. Diese dunkle Seite der strahlenden Geschichte des ersten Mondfluges streift der Autor aber nur kurz, er konzentriert sich viel lieber auf die Details der ersten Mondlandung am 21. Juli 1969.
Rezensiert von Florian Hildebrand
Alexis von Croy: Der Mond und die Abenteuer der Apollo-Astronauten
Herbig-Verlag, München 2009
288 Seiten, 19,95 Euro
Hinweis: Der Text wurde am 5. Mai 2009 durch eine Richtigstellung ergänzt.