Erster Smog-Alarm vor 40 Jahren

Weniger Gestank, gleiche Gefahr

Mehrere Pkw und Lkw fahren am 13.12.2007 auf der Autobahn bei Oberhausen-Holten. Im Hintergrund ist bei Sonnenuntergang ein Chemiewerk zu sehen.
Den Dreck in der Luft riecht man oft nicht - und das ist tückisch. © picture alliance / imageBROKER / Jochen Tack
Frank Uekötter im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 17.01.2019
Vor 40 Jahren gab es in Deutschland den ersten Smog-Alarm - und das konnte man damals auch sehen, riechen und schmecken. Inzwischen ist die Verschmutzung unserer Atemluft heimtückischer geworden, berichtet der Umwelthistoriker Frank Uekötter.
Am 17. Januar 1979 unterbricht der Radiosender WDR2 sein Programm. Die Bevölkerung im Ruhrgebiet wird aufgefordert, wegen der hohen Luftverschmutzung auf das Auto zu verzichten. Der Smog-Alarm "feiert" also bereits seinen 40. Jahrestag. Eine Verschmutzung der Luft, wie es sie damals gab, ist zwar längst Geschichte, sagt der Umwelthistoriker Frank Uekötter von der Universität Birmingham. Die Problem als solches sei aber geblieben.

"Wir bemerken es nicht, wenn wir Feinstaub einatmen"

"Es ist heimtückischer, würde ich sagen", erklärt Uekötter im Deutschlandfunk Kultur. "Es ist ganz anders als die Wäsche, die damals dreckig wurde - da hatte man sozusagen die Problemdiagnose." Heute sei die Verschmutzung undurchsichtiger und man bemerke sie nicht in der eigenen Lebenswelt oft kaum. "Wir sehen das nicht so richtig, wir bemerken es nicht, wenn wir Feinstaub einatmen."

"Heute müssen wir sehr viel mehr Bewusstseinsarbeit leisten"

Die Wahrnehmung der Luftverschmutzung sei früher kein großes Problem gewesen. Der Smog-Alarm habe damals eine Art Memento dargestellt. "Heute müssen wir das sozusagen sehr viel mehr Bewusstseinarbeit leisten." Ein Wandel sei hier aber bereits erkennbar, so der Umwelthistoriker: "Wenn wir über Feinstaub reden, reden wir nicht nur über die Partikel und was sie in unseren Lungen machen, sondern darüber was ist eigentlich eine lebenswerte Stadt. Also wir merken da schon, rein technischen Lösungen, wie man sie in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren favorisierte - die reichen nicht mehr aus."
(kü)
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