Erster Studiengang für Öko-Mode
Ab Herbst wird die Modemacherin Friederike von Wedel-Parlow ihren Studierenden beibringen, wie hippe Textilien entstehen, die besonders umweltverträglich sind. In Berlin leitet sie den internationalen Masterstudiengang "Sustainability in Fashion".
"Ich hab' schon gemerkt, dass mich das auch irritiert, dieser saisonale Rhythmus, dieser Markt, der dem Designer diktiert, Du musst jede Saison was Neues machen. Was Neues, was Neues, was Neues ..."
In der privaten Modeschule Esmod. Ein Backsteingebäude in einem Kreuzberger Hinterhof.
"Das ist Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden, war eine Grundschule. Jetzt im Moment befinden wir uns im Knabenteil."
Friederike von Wedel-Parlow, 39 Jahre alt, steckt in blauen Pluderhosen und hat ein grobes Tuch um Hals und Schultern gewickelt, das man auch für eine Tischdecke halten könnte. Zielsicher läuft sie den noch verwaisten, dunklen Flügel der Schule hinunter.
Hinter den schweren Türen rechts und links des Flures sollen in einem halben Jahr Modedesign-Absolventen ökologisch korrekte Mode entwerfen. Die Studenten und Studentinnen werden natürliche Färbetechniken ausprobieren, Röcke aus Abfällen schneidern und herausfinden, wie sich auch aus Stoffen, die nicht chemisch auf Knitterfreiheit getrimmt wurden, raffinierte Abendmoden kreieren lassen. Friederike von Wedel-Parlow hat viele Jahre selbst als Designerin gearbeitet, führte gemeinsam mit der Modemacherin Regina Tiedeken das Label "von Wedel&Tiedeken".
"Ich habe mit einer Kollektion angefangen, wo ich Schnitte entwickelt habe, die keinen Verschnitt haben, die den gesamten Stoff verbrauchen. Das ist ja auch eine Einschränkung, weil plötzlich kann man kein Armloch mehr wegschneiden, weil das wäre dann ein Rest, den man nicht mehr einsetzen kann, sondern ich habe den Stoff, dann in lauter Streifen geschnitten und dann wieder zusammen gesetzt, so dass es den Körper umformt."
Umweltverträgliche Materialien, mit denen die Macher von Green Fashion arbeiten können, sind noch knapp. Diese Einschränkung, sagt die Modeexpertin, kann im besten Fall Kreativität freisetzen – und die Nachwuchsdesigner im Masterstudiengang "Sustainability in Fashion" zu neuen Lösungen führen.
"Vielleicht sind es auch die Einschränkungen, die ich zu Hause hatte. Ich hatte schon sehr früh eine Nähmaschine und habe mir meine Sachen selbst genäht."
1983. Friederike von Wedel-Parlow ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Berlin Zehlendorf, im Westen der Stadt. Nach der Schule besucht sie einen Nähkurs für Mädchen im Haus der Jugend. Als der Kurs nach ein paar Monaten zu Ende ist, gibt es eine Modenschau im Garten. Friederike von Wedel-Parlow weiß noch genau, wie ihr Outfit damals aussah.
"Da habe ich mir einen pinken Bahnrock gemacht mit einer schwarzen Satinbluse und fand es unheimlich schick." (lacht)
Drei Jahre später explodiert das Kernkraftwerk in Tschernobyl.
"Ich kann mich vor allem noch daran erinnern, dass die Frage war, was kann man essen, kann man noch Pilze sammeln gehen oder nicht. Welche Lebensmittel sind noch sauber, welche nicht. Darüber gab es viele Diskussionen."
Jetzt sitzt die 39-jährige Professorin am Schreibtisch ihres Büros im Knabenflügel der ehemaligen Grundschule in Kreuzberg, das einmal ein Klassenzimmer war. Immer wieder fährt sie sich durch den kurzen, kantig geschnittenen Pony.
"Dann ist mein Freund damals zu Greenpeace gegangen, ich war auch bei Aktionen dabei. Ich habe dann auch für Greenpeace einen Solarrucksack entwickelt. Das war von der Technik noch gar nicht so einfach umzusetzen."
Zur Jahrtausendwende macht Friederike von Wedel-Parlow ihren Modedesign-Abschluss an der Universität der Künste, bleibt an der Uni, wird Assistentin der berühmten Modemacherin Vivienne Westwood, die zu dieser Zeit Gastprofessorin an der Universität ist. Über ein Nachhaltigkeitsprojekt vor zwei Jahren kommt die Berlinerin in Kontakt mit der Esmod-Schule. Bald darauf entsteht die Idee, einen Masterstudiengang für nachhaltige Mode zu initiieren.
"Das hat mich total gekickt. Das gibt es in Deutschland einfach nicht. Es gibt überhaupt weltweit einen Studiengang in London, der in der Richtung arbeitet. Und ich habe auch schon in der Lehre gearbeitet und finde es sehr spannend mit jungen Leuten zusammen zu arbeiten. Von daher habe ich mich jetzt voll darauf konzentriert."
Wenn sie nicht unterwegs zu Messen und Schauen in der ganzen Welt ist, telefoniert sie mit Modehäusern in Paris oder New York um Praxisworkshops für die Studenten des neuen Studienganges zu organisieren. Alles im schnellen Takt der Modewelt. Gleichzeitig hat sie Kooperationen mit kleinen Häkelwerkstätten in Indien auf die Beine gestellt: Die Globalisierung bringt traditionelle Techniken und Produktionsweisen zurück. Es muss nicht alles neu sein. Friederike von Wedel-Parlow Mode will nicht nur nachhaltige Mode machen, sondern auch in die Vergangenheit blicken.
In der privaten Modeschule Esmod. Ein Backsteingebäude in einem Kreuzberger Hinterhof.
"Das ist Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden, war eine Grundschule. Jetzt im Moment befinden wir uns im Knabenteil."
Friederike von Wedel-Parlow, 39 Jahre alt, steckt in blauen Pluderhosen und hat ein grobes Tuch um Hals und Schultern gewickelt, das man auch für eine Tischdecke halten könnte. Zielsicher läuft sie den noch verwaisten, dunklen Flügel der Schule hinunter.
Hinter den schweren Türen rechts und links des Flures sollen in einem halben Jahr Modedesign-Absolventen ökologisch korrekte Mode entwerfen. Die Studenten und Studentinnen werden natürliche Färbetechniken ausprobieren, Röcke aus Abfällen schneidern und herausfinden, wie sich auch aus Stoffen, die nicht chemisch auf Knitterfreiheit getrimmt wurden, raffinierte Abendmoden kreieren lassen. Friederike von Wedel-Parlow hat viele Jahre selbst als Designerin gearbeitet, führte gemeinsam mit der Modemacherin Regina Tiedeken das Label "von Wedel&Tiedeken".
"Ich habe mit einer Kollektion angefangen, wo ich Schnitte entwickelt habe, die keinen Verschnitt haben, die den gesamten Stoff verbrauchen. Das ist ja auch eine Einschränkung, weil plötzlich kann man kein Armloch mehr wegschneiden, weil das wäre dann ein Rest, den man nicht mehr einsetzen kann, sondern ich habe den Stoff, dann in lauter Streifen geschnitten und dann wieder zusammen gesetzt, so dass es den Körper umformt."
Umweltverträgliche Materialien, mit denen die Macher von Green Fashion arbeiten können, sind noch knapp. Diese Einschränkung, sagt die Modeexpertin, kann im besten Fall Kreativität freisetzen – und die Nachwuchsdesigner im Masterstudiengang "Sustainability in Fashion" zu neuen Lösungen führen.
"Vielleicht sind es auch die Einschränkungen, die ich zu Hause hatte. Ich hatte schon sehr früh eine Nähmaschine und habe mir meine Sachen selbst genäht."
1983. Friederike von Wedel-Parlow ist zwölf Jahre alt und lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester in Berlin Zehlendorf, im Westen der Stadt. Nach der Schule besucht sie einen Nähkurs für Mädchen im Haus der Jugend. Als der Kurs nach ein paar Monaten zu Ende ist, gibt es eine Modenschau im Garten. Friederike von Wedel-Parlow weiß noch genau, wie ihr Outfit damals aussah.
"Da habe ich mir einen pinken Bahnrock gemacht mit einer schwarzen Satinbluse und fand es unheimlich schick." (lacht)
Drei Jahre später explodiert das Kernkraftwerk in Tschernobyl.
"Ich kann mich vor allem noch daran erinnern, dass die Frage war, was kann man essen, kann man noch Pilze sammeln gehen oder nicht. Welche Lebensmittel sind noch sauber, welche nicht. Darüber gab es viele Diskussionen."
Jetzt sitzt die 39-jährige Professorin am Schreibtisch ihres Büros im Knabenflügel der ehemaligen Grundschule in Kreuzberg, das einmal ein Klassenzimmer war. Immer wieder fährt sie sich durch den kurzen, kantig geschnittenen Pony.
"Dann ist mein Freund damals zu Greenpeace gegangen, ich war auch bei Aktionen dabei. Ich habe dann auch für Greenpeace einen Solarrucksack entwickelt. Das war von der Technik noch gar nicht so einfach umzusetzen."
Zur Jahrtausendwende macht Friederike von Wedel-Parlow ihren Modedesign-Abschluss an der Universität der Künste, bleibt an der Uni, wird Assistentin der berühmten Modemacherin Vivienne Westwood, die zu dieser Zeit Gastprofessorin an der Universität ist. Über ein Nachhaltigkeitsprojekt vor zwei Jahren kommt die Berlinerin in Kontakt mit der Esmod-Schule. Bald darauf entsteht die Idee, einen Masterstudiengang für nachhaltige Mode zu initiieren.
"Das hat mich total gekickt. Das gibt es in Deutschland einfach nicht. Es gibt überhaupt weltweit einen Studiengang in London, der in der Richtung arbeitet. Und ich habe auch schon in der Lehre gearbeitet und finde es sehr spannend mit jungen Leuten zusammen zu arbeiten. Von daher habe ich mich jetzt voll darauf konzentriert."
Wenn sie nicht unterwegs zu Messen und Schauen in der ganzen Welt ist, telefoniert sie mit Modehäusern in Paris oder New York um Praxisworkshops für die Studenten des neuen Studienganges zu organisieren. Alles im schnellen Takt der Modewelt. Gleichzeitig hat sie Kooperationen mit kleinen Häkelwerkstätten in Indien auf die Beine gestellt: Die Globalisierung bringt traditionelle Techniken und Produktionsweisen zurück. Es muss nicht alles neu sein. Friederike von Wedel-Parlow Mode will nicht nur nachhaltige Mode machen, sondern auch in die Vergangenheit blicken.