Britta Lange: "Die Entdeckung Deutschlands. Science Fiction als Propaganda."
Erschienen im Verbrecher-Verlag
Marsmännchen im Anflug
Der Erste Weltkrieg zog sich hin, die deutsche Militärführung versuchte mit ungewöhnlichen Mitteln, weiterhin Siegesgewissheit zu verbreiten. Dazu schuf sie 1916 den ersten deutschen Propagandafilm und setzte dabei auch auf Außerirdische.
Im Film "Die Entdeckung Deutschlands durch die Marsbewohner" empfangen die Marsianer auf ihrem Planeten die Nachrichten der kriegführenden Parteien auf der Erde. Darin heißt es: Die deutsche Wirtschaft macht schlapp, die Menschen hungern und die Kapitulation steht bevor.
Die Mars-Männchen fliegen nach Deutschland, um zu schauen, ob das auch stimmt, was da berichtet wird und stellen fest: Die deutsche Wirtschaft brummt und alle glauben daran, Deutschland wird den Krieg gewinnen. Fertig war der erste deutsche Propagandafilm - und der einzige mit phantastischem Rahmen.
Marsmännchen für die deutsche Heimatfront
Gedacht war er für die deutsche Heimatfront und das neutrale Ausland, sagt die Kulturwissenschaftlerin Britta Lange, die über die Entstehung des Films ein Buch geschrieben hat. Die Filmemacher hätten für ihre Lügengeschichte aus einem einfachen Grund zu Weltraum und Außerirdischen gegriffen: um eine politisch und journalistisch neutrale Position zu konstruieren.
Nur noch ein Fragment ist übrig
Für die Produktion des ersten offiziellen deutschen Propagandafilms wurde 1916 eigens die "Mars-Film GmbH" gegründet. Die britischen und französischen Kriegsgegner waren zu diesem Zeitpunkt bereits sehr erfolgreich mit ihren eigenen Kriegspropagandafilmen, so Lange. Wer heute "Die Entdeckung Deutschlands durch die Marsbewohner" ansehen will, dürfte enttäuscht sein: Es existiert nur noch ein 15 Minuten langes Fragment - im Filmmuseum Amsterdam.