Unter Blumen der Harmonie
In diesem Jahr ist viel vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges, seinem Umfeld und vom Verhältnis der europäischen Künstler und Intellektuellen zu diesem Epochenbruch die Rede. Auch Claude Debussy bezog als französischer Patriot eindeutig Stellung zu den Ereignissen und äußerste sich mehrfach nicht nur tief erschüttert, sondern auch dezidiert deutschlandfeindlich.
Künstlerisch allerdings gibt es aus den letzten Jahren des damals bereits kranken Komponisten - er starb 1918 - keine derart eindeutigen Stellungnahmen, sondern eher das Gegenteil: einen Rückzug in die hermetischen Innenräume der Musik, letzte, sublime Auseinandersetzungen mit der europäischen Musiktradition zwischen Renaissance und Romantik. Auch seine Klavieretüden - harmlos in der Anmutung, herausfordernd in der technischen Bewältigung, tiefgründig im Erspüren atmosphärisch-geistiger Stimmungen - gehören dazu. Jürgen Otten geht in seiner Sendung den außerordentlich differenzierten Auslegungsmöglichkeiten der Stücke nach, wie sie unter anderem von Maurizio Pollini, Pierre-Laurent Aimard, Mitsuko Uchida und Jean-Efflam Bavouzet angeboten werden.