Trophäenbilder für die extreme Rechte
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Ein Mob von Trump-Fans stürmt das Kapitol – und die ganze Welt kann sehen, wie leicht es gelingt. Die Bilder aus Washington seien Manifestationen des Hasses und würden nun triumphierend geteilt, sagt die Rechtsextremismusexpertin Karolin Schwarz.
Ein Abgeordneter hält die Hand einer Kollegin, Politiker versuchen im Kapitol, sich vor dem Mob zu schützen. Ein Eindringling trägt ein gestohlenes Podium weg. Eine Sicherheitskraft bietet einer älteren Frau, die offensichtlich am Aufruhr beteiligt war, seine Hand an, um die Treppenstufen herunterzusteigen: Bei der Erstürmung des Kapitols durch Anhänger Donald Trumps sind zahlreiche Bilder entstanden, die der Welt wohl im Gedächtnis bleiben werden.
Viele von ihnen sind Trophäenbilder für die extreme Rechte - und diese würden nun triumphierend in den Kanälen der Szene verbreitet, sagt Karolin Schwarz, Journalistin und Autorin des Buches "Hasskrieger. Der neue globale Rechtsextremismus".
Feindbild Nancy Pelosi
Ein Bild, das wahrscheinlich in Erinnerung bleiben werde, sei das Foto von Richard Barnett, der in das Büro von Nancy Pelosi, der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, eindrang: "Pelosi ist eines der wichtigsten Feindbilder der Szene. Allein schon das Eindringen in das Büro hat Symbolkraft dadurch. Und dann legt er auch noch die Füße auf den Tisch und posiert. Das ist natürlich eine Machtdemonstration."
Das Bild, so Schwarz, sage aus: "Ihr seid hier nicht sicher. Wir können euch da treffen, wo ihr arbeitet." Doch ob das Foto aus dem Büro der demokratischen Politikerin planvoll entstanden sei, sei schwer zu sagen.
Hass und Gewaltfantasien
Andere Videos und Fotos zeigen außerdem Angriffe auf Kamerateams und die Zerstörung von journalistischem Equipment. "Das ist eine Manifestation des Hasses, den auch Donald Trump geschürt hat", betont Schwarz.
Auf den Aufnahmen ist beispielsweise zu sehen, wie eine Person ein Mikrofon des ZDF in der Hand hält, ein "Souvenir des Eindringens", sagt die Journalistin. Auch sei zu sehen, dass aus einem Kabel des zerstörten Equipments eine Schlinge geknotet wurde.
Es seien "wahnsinnige Gewaltfantasien, die da artikuliert wurden", sagt Schwarz. In einem Video sehe man zudem, dass auf eine Tür des Kapitols "Murder the media" geschrieben wurde – also: "Ermordet die Medien".
Mit Blick auf die Ereignisse in Berlin im August und November, als "Querdenker" auf die Treppe des Reichstags gelangten und Besucher von AfD-Politikern andere Abgeordnete im Bundestag bedrängten, sagt Schwarz: "Man wird sich vielleicht nicht gewöhnen, aber man wird sich gefasst machen müssen auf weitere solche Bilder."
Antworten darauf seien bisher noch nicht gefunden wurden, so die Rechtsextremismusexpertin.
(jfr)