Erziehungsratgeber

Wie Mütter ihre Töchter stärken können

10:13 Minuten
Susanne Mierau schaut in die Kamera. Sie hat lange, rötlich-braune Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hat. Sie trägt in dunkles Oberteil und eine goldene Kette mit Anhänger. Im Hingtergrund ist Mauerwerk zu sehen.
Susanne Mierau plädiert für eine gleichberechtigte Erziehungsarbeit zwischen Mann und Frau. © Ronja Jung
Susanne Mierau im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Die Pädagogin Susanne Mierau wendet sich mit ihrem neuen Erziehungsratgeber explizit an Mütter. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe sie dazu bewogen, sagt sie und rät zu mehr Selbstreflektion.
Töchter für ein gleichberechtigtes Leben zu stärken und Frauen dabei zu helfen, die Rolle als Mutter in diesem Prozess zu reflektieren – das will Susanne Mierau mit ihrem neuen Buch „New Moms for Rebel Girls“.
Die Pädagogin begleitet im Berufsleben Familien und ist zudem Bloggerin und Podcasterin, als Autorin hat sie mehrere erfolgreiche Ratgeber zu Erziehungsfragen geschrieben. Mit dem Titel ihres neuen Buches lehnt sie sich an an die erfolgreiche "Rebel Girls"-Reihe von Elena Favilli und Francesca Cavallo, die Mädchen weibliche Vorbilder präsentiert – mit dem gleichen Ziel wie Mierau: Mädchen für ein gleichberechtigtes Leben zu stärken.

Mutter-Rolle in der Corona-Pandemie

Dass Mierau nun explizit die Mütter anspricht, hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun, in deren Verlauf sich traditionelle Verhaltensmuster oft wieder durchgesetzt haben, auch dort, wo sie schon überwunden geglaubt waren.
Sowohl erwachsene Frauen als auch Mädchen hätten Benachteiligung in der Corona-Zeit erfahren, sagt die Erziehungsexpertin. „Deswegen müssen wir tatsächlich etwas machen an der Gesellschaft und eben auch in Bezug auf Erziehung, um unsere Töchter zu stärken.“
„Es sind verinnerlichte Strukturen, mit denen wir selber schon aufgewachsen sind“, sagt sie mit Blick auf die Elterngeneration. Zudem würden diese auch noch über Filme und Werbung immer wieder mit in den Alltag eingegeben, letztlich zeigten sie sich dann in der Erziehung.

Schönheitsideale bei Müttern und Töchtern

Als ein Beispiel nennt Mierau Schönheitsideale, denen Mädchen und erwachsene Frauen gleichermaßen ausgesetzt seien: „Die sind unbewusst in uns verankert, und wir geben sie dann nachteilig weiter.“
Es gelinge Müttern nicht immer, „damit so reflektiert umzugehen, wie unsere Töchter das brauchen würden, um etwas zu ändern“, sagt die Autorin. Unreflektierte Schönheitsideale verursachten Stress, was mitunter die Feinfühligkeit leiden lasse.
"Und da besonders Mütter viel unter der Pandemie gelitten haben, gleichzeitig aber auch sehr viel mit den Kindern zusammen sein mussten, wirkt sich das auch in Beziehungskonflikten aus – und das wirkt sich dann auf die Bindung aus", so Mierau. "Das ist natürlich eine ganz ungünstige Situation, die da entstehen kann."

Männer und Erziehungsarbeit

Auch die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau könne zu Konflikten führen. Die gebürtige Berlinerin, die inzwischen mit Mann und drei Kindern auf dem Land in Brandenburg lebt, zeigt sich überzeugt, dass Fürsorgearbeit nicht nur Arbeit für Frauen ist. „Aufklärung ist ganz wichtig, das Stärken der Frauen“, sagt sie. „Gleichzeitig müssen sich Männer mehr einbringen und sehen, dass Fürsorgearbeit nichts ist, was irgendwie weiblich natürlich wäre.“
Letztlich kommt Mierau immer wieder zu dem Schluss, dass Strukturen reflektiert werden müssten, auf der individuellen Ebene wie auf der gesellschaftlichen.
„Es ist tatsächlich etwas Politisches“, sagt sie aus der Sicht einer Frau und Mutter, „dass wir lernen, gut auf uns zu achten und unsere eigenen Bedürfnisse zu versorgen: Damit wir uns gut fühlen, Verantwortung abgeben und aus diesem Gutfühlen heraus auch entspannte Beziehungen gestalten können.“
Um die Selbstreflexion zu erleichtern, macht sie im Buch ein Angebot: „Es ist immer schön, Bücher zu lesen“, sagt Mierau, aber die Umsetzung falle mitunter schwer: „Um wirklich etwas zu ändern an meinem Bewusstsein, an meiner Wahrnehmung, an meinem Verhalten, dafür muss man sich einfach tiefer wirklich mit dem beschäftigen: Was denke ich? Was tue ich? Wie sind diese Handlungen? Und deswegen habe ich immer wieder Reflexionsübungen mit eingebaut, um dieses Wissen zu vertiefen.“
(mfu)

Susanne Mierau: "New Moms for Rebel Girls"
Mit Illustrationen von Nadine Roßa
Beltz, Weinheim 2022
320 Seiten, 19 Euro

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