"Es geht um den geistigen Inhalt der Architektur"
Praemium Imperiale: Ein Nobelpreis der Künste, gestiftet vom japanischen Kaiserhaus als Dank für die Bereicherung der Weltgemeinschaft. Die jährlich in fünf Kategorien vergebene Auszeichnung geht dieses Jahr unter anderem an einen Deutschen: Frei Otto, Architekt und Konstrukteur des Zeltdachs des Münchner Olympiastadions.
Dass er die Ehre habe, die Träger des kaiserlich-japanischen Preises Praemium Imperiale in Deutschland verkünden zu dürfen, schmunzelt Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, habe nicht allein mit seinem vormaligen Amt zu tun. Vielmehr zählt er auch zum illustren Kreis derer, die auf nationaler Ebene eine Vorauswahl treffen und potentielle Preisträger auswählen. Und so hat er selbst einen kleinen Anteil daran, dass die Ehrung in der Sparte Architektur in diesem Jahr dem deutschen Architekten Frei Otto zuteil wird.
"Es ist eine Förderung dessen, was wir für unser menschliches, gesellschaftliches und politisches Leben dringend brauchen: die Kraft und Bedeutung der Kunst. Gerade bei dem Preisträger Frei Otto, einem in der Welt berühmten deutschen Architekten steht das Stichwort Kunst in der Mitte. Darüber bin ich besonders glücklich."
Der solchermaßen Geehrte selbst gibt sich bei der Verkündigung der diesjährigen Preisträger in der Akademie der Künste in Berlin bescheiden – und doch weiß der einstige Schöpfer der Dachüberspannung vom Münchener Olympia-Stadion bereits, wofür er die etwa 100.000 Euro Preisgeld zu verwenden gedenkt:
"Ich freue mich, mal wieder nach Japan fahren zu dürfen, und muss auch sagen, es ist wunderbar, dass da auch Geld dabei ist, weil wir es dringend nötig haben. Ich möchte es in weitere Forschung stecken, die bereits angelaufen ist. Eine Forschung in eine besondere Richtung, bei der nicht die Funktion wichtig, sondern die versucht, Entstehungsprozesse von Neuem in der Kunst zu erkennen. Wobei ich unter Kunst nicht nur Baukunst verstehe."
Das japanische Kaiserhaus auch nicht. Und so ehrt es neben dem Architekten auch Steve Reich, dessen minimalistische Musik für preiswürdig gehalten wurde - und die einstige Primaballerina des Bolschoi Theaters Maja Plisetskaja. Mit Blick auf die Meriten anderer nehme sein Werk sich eigentlich bescheiden aus, bekennt Frei Otto.
" Die anderen haben den Preis viel eher verdient als ich. Ich weiß gar nicht, wieso ich dazu komme und finde es auch ein bisschen falsch, wenn ich an Kollegen denke, die ich sehr verehre, wundere ich mich, dass ich ihn bekommen habe."
Bekommen hat ihn auch die Malerin Yayoi Kusama, derzeit in der Neuen Nationalgalerie in Berlin mit pop-artigen Arbeiten vertreten: Zeugnisse des Ringens mit ihren Ängsten, bekundet die Japanerin: Sie sei verzweifelt. Das Malen und alle schöpferischen Prozesse würden ihr helfen auf dem den Weg durch das Leben voranzugehen.
Anders die Motivation hinter dem Schaffen von Christian Boltanski, Träger des diesjährigen Praemium Imperiale in der Sparte Skulptur. Seine Archiv-Installationen sind Raum füllende Collagen aus Dokumenten und anderen Relikten aus vergangenen Tagen. Der Künstler erzeugt eine Spannung zwischen dem Gedächtnis und der Realität: Ihn interessiere die Verbindung zwischen dem Objekt, dem verschwundenen Kontext und dem Betrachter.
Der deutsche Preisträger Frei Otto, 1925 in Sachsen geboren, distanziert sich seinerseits von jeglichem Anflug von Monumentalität in seiner Arbeit:
"Im Prinzip hab' ich gegen Monumente nichts. Wenn man aus einem Bildhauer- und Steinmetzhaus kommt, dann gehört das Monument dazu. Aber man sollte überlegen: Was ist ein Monument? Was kann ein Stein in positiver Weise erinnern? Ich erwähne das nur, um zu sagen: Also Frei Otto und so ein Preis, das passt gar nicht. Passt nicht und doch. Ich bin froh, dass die deutsche Baukunst aus dem tiefen Tal herauszukommen scheint, und wenn man aus einem tiefen Kessel herauskommt, kann es nur bergauf gehen."
Gegen die in Beton gegossenen Bauten setzt er auch Vergängliches, die oft nur für ein paar Stunden aufgebauten architektonischen Gebilde - Zeltdächer, die ihm den Ruf eingebracht hat, der Anti-Architekt zu sein:
"Das wird immer wieder gesagt, weil viele unter Architektur nur Stein und Glas verstehen. Aber das ist es nicht. Wer nur Material gelten lässt, verleugnet den geistigen Inhalt der Architektur. Es geht um den geistigen Inhalt der Architektur. Da ist das Material immer nur an der zweiten Stelle."
"Es ist eine Förderung dessen, was wir für unser menschliches, gesellschaftliches und politisches Leben dringend brauchen: die Kraft und Bedeutung der Kunst. Gerade bei dem Preisträger Frei Otto, einem in der Welt berühmten deutschen Architekten steht das Stichwort Kunst in der Mitte. Darüber bin ich besonders glücklich."
Der solchermaßen Geehrte selbst gibt sich bei der Verkündigung der diesjährigen Preisträger in der Akademie der Künste in Berlin bescheiden – und doch weiß der einstige Schöpfer der Dachüberspannung vom Münchener Olympia-Stadion bereits, wofür er die etwa 100.000 Euro Preisgeld zu verwenden gedenkt:
"Ich freue mich, mal wieder nach Japan fahren zu dürfen, und muss auch sagen, es ist wunderbar, dass da auch Geld dabei ist, weil wir es dringend nötig haben. Ich möchte es in weitere Forschung stecken, die bereits angelaufen ist. Eine Forschung in eine besondere Richtung, bei der nicht die Funktion wichtig, sondern die versucht, Entstehungsprozesse von Neuem in der Kunst zu erkennen. Wobei ich unter Kunst nicht nur Baukunst verstehe."
Das japanische Kaiserhaus auch nicht. Und so ehrt es neben dem Architekten auch Steve Reich, dessen minimalistische Musik für preiswürdig gehalten wurde - und die einstige Primaballerina des Bolschoi Theaters Maja Plisetskaja. Mit Blick auf die Meriten anderer nehme sein Werk sich eigentlich bescheiden aus, bekennt Frei Otto.
" Die anderen haben den Preis viel eher verdient als ich. Ich weiß gar nicht, wieso ich dazu komme und finde es auch ein bisschen falsch, wenn ich an Kollegen denke, die ich sehr verehre, wundere ich mich, dass ich ihn bekommen habe."
Bekommen hat ihn auch die Malerin Yayoi Kusama, derzeit in der Neuen Nationalgalerie in Berlin mit pop-artigen Arbeiten vertreten: Zeugnisse des Ringens mit ihren Ängsten, bekundet die Japanerin: Sie sei verzweifelt. Das Malen und alle schöpferischen Prozesse würden ihr helfen auf dem den Weg durch das Leben voranzugehen.
Anders die Motivation hinter dem Schaffen von Christian Boltanski, Träger des diesjährigen Praemium Imperiale in der Sparte Skulptur. Seine Archiv-Installationen sind Raum füllende Collagen aus Dokumenten und anderen Relikten aus vergangenen Tagen. Der Künstler erzeugt eine Spannung zwischen dem Gedächtnis und der Realität: Ihn interessiere die Verbindung zwischen dem Objekt, dem verschwundenen Kontext und dem Betrachter.
Der deutsche Preisträger Frei Otto, 1925 in Sachsen geboren, distanziert sich seinerseits von jeglichem Anflug von Monumentalität in seiner Arbeit:
"Im Prinzip hab' ich gegen Monumente nichts. Wenn man aus einem Bildhauer- und Steinmetzhaus kommt, dann gehört das Monument dazu. Aber man sollte überlegen: Was ist ein Monument? Was kann ein Stein in positiver Weise erinnern? Ich erwähne das nur, um zu sagen: Also Frei Otto und so ein Preis, das passt gar nicht. Passt nicht und doch. Ich bin froh, dass die deutsche Baukunst aus dem tiefen Tal herauszukommen scheint, und wenn man aus einem tiefen Kessel herauskommt, kann es nur bergauf gehen."
Gegen die in Beton gegossenen Bauten setzt er auch Vergängliches, die oft nur für ein paar Stunden aufgebauten architektonischen Gebilde - Zeltdächer, die ihm den Ruf eingebracht hat, der Anti-Architekt zu sein:
"Das wird immer wieder gesagt, weil viele unter Architektur nur Stein und Glas verstehen. Aber das ist es nicht. Wer nur Material gelten lässt, verleugnet den geistigen Inhalt der Architektur. Es geht um den geistigen Inhalt der Architektur. Da ist das Material immer nur an der zweiten Stelle."