"Es geht um einen grundlegenden Wandel“
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf seinem Johannisempfang in Berlin ein 23-seitiges Papier zur Finanzkrise vorgestellt. Unter dem Titel "Wie ein Riss in einer hohen Mauer" werden zehn Empfehlungen zur Bewältigung der Wirtschaftsmisere gegeben.
"Meine Aufgabe ist nicht das Befürchten, sondern ein Beitrag zum Verhindern","
sagt Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Und verhindert werden sollen in diesem Fall weiter reichende und schlimmere Folgen der Finanzkrise.
""Es geht um weit mehr als ein Krisenmanagement. Konjunkturpolitische Maßnahmen und die Regulierung der Finanzmärkte sind wichtig. Darüber hinaus geht es aber um einen grundlegenden Wandel."
"Wie ein Riss in einer hohen Mauer", so heißt der 23-seitige Text, ein Zitat aus dem Buch Jesaja im Alten Testament. Es stammt aus einer Rede des Propheten, der seinem Volk eine Katastrophe voraussagt, wenn es sein Verhalten nicht ändert. In zehn Punkten hat der Rat der EKD Empfehlungen zur Bewältigung der Krise zusammengefasst.
"Wir brauchen tragfähige globale Rahmenbedingungen und Kontrollinstanzen für ein soziales und nachhaltiges Wirtschaften – auch und zuerst im Kontext der EU. (...) Wir müssen die Kosten der Krise möglich gerecht verteilen. (...) Nur so lässt sich Vertrauen in unsere Wirtschaftsordnung wieder aufbauen."
Wenn die Finanzmärkte nicht international reguliert werden, werden sie sich erneut von der Realwirtschaft abkoppeln, warnt die EKD-Spitze.
Vor einem Jahr klang das noch etwas anders. Schon damals hatte die EKD ein Schreiben zur Finanzwelt veröffentlicht, die sogenannte Unternehmerdenkschrift. Darin beschwör die Kirchenleitung die Ehrbarkeit des Kaufmanns, in dessen Verantwortung neue Verfahren und innovative Produkte entstehen würden. Von politischer Begrenzung der kaufmännischen Freiheit war da kaum die Rede – ein Grund, warum die damalige Denkschrift im Kirchenparlament heftig kritisiert wurde. Wohl auch deshalb legt der Rat innerhalb von so kurzer Zeit noch einmal nach. Bischof Huber sagt zwar, er halte voll an der Unternehmer-Denkschrift fest,
"trotzdem wird die Tiefe der Zäsur, durch die wir jetzt hindurchgehen in diesem Text natürlich noch nicht voll gewürdigt. Und er ist auch noch nicht in derselben Weise konzentriert auf die Forderung, die soziale Marktwirtschaft unter Gesichtspunkten der ökologischen Vertretbarkeit, der Vertretbarkeit aus der Perspektive internationaler Gerechtigkeit und aus der Perspektive der Generationengerechtigkeit weiter zu entwickeln."
Die Kirchenleitung will eine Wirtschaft, die den Menschen heute dient, ohne die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu zerstören, eine Weltgesellschaft, die die Verbesserung der Situation ihrer ärmsten und schwächsten Mitglieder zu den vorrangigsten Aufgaben macht und ein Finanzsystem, das sich in den Dienst dieser Aufgabe stellt. Mit konkreten Hinweisen, wie dies zu erreichen sein könnte, hält sich die EKD-Spitze jedoch zurück.
"Nicht Politik machen, sondern möglich machen… Das Finden der Lösungen begleiten wir, aber wir sind nicht diejenigen, die sozusagen Autoritativlösungen zu vertreten hätten."
Im Text gibt es weder Vorschläge zur angemessenen Höhe von Renditen, noch ein Wort zum Mindestlohn oder zum Boni-System. Die Folgen der Finanzkrise müssten die Stärkeren tragen, heißt es. Wer aber die Stärkeren sind und wie viel sie tragen sollen, bleibt offen. Etwas konkreter zu werden, hätte dem Wort des Rates sicherlich gut getan und würde seine Resonanz in der Gesellschaft wahrscheinlich verstärken. Denn in der breiten Öffentlichkeit wird vor allem diskutiert, was provoziert. Eine Voraussetzung, die das Wort des Rates der EKD nicht erfüllt.
sagt Bischof Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Und verhindert werden sollen in diesem Fall weiter reichende und schlimmere Folgen der Finanzkrise.
""Es geht um weit mehr als ein Krisenmanagement. Konjunkturpolitische Maßnahmen und die Regulierung der Finanzmärkte sind wichtig. Darüber hinaus geht es aber um einen grundlegenden Wandel."
"Wie ein Riss in einer hohen Mauer", so heißt der 23-seitige Text, ein Zitat aus dem Buch Jesaja im Alten Testament. Es stammt aus einer Rede des Propheten, der seinem Volk eine Katastrophe voraussagt, wenn es sein Verhalten nicht ändert. In zehn Punkten hat der Rat der EKD Empfehlungen zur Bewältigung der Krise zusammengefasst.
"Wir brauchen tragfähige globale Rahmenbedingungen und Kontrollinstanzen für ein soziales und nachhaltiges Wirtschaften – auch und zuerst im Kontext der EU. (...) Wir müssen die Kosten der Krise möglich gerecht verteilen. (...) Nur so lässt sich Vertrauen in unsere Wirtschaftsordnung wieder aufbauen."
Wenn die Finanzmärkte nicht international reguliert werden, werden sie sich erneut von der Realwirtschaft abkoppeln, warnt die EKD-Spitze.
Vor einem Jahr klang das noch etwas anders. Schon damals hatte die EKD ein Schreiben zur Finanzwelt veröffentlicht, die sogenannte Unternehmerdenkschrift. Darin beschwör die Kirchenleitung die Ehrbarkeit des Kaufmanns, in dessen Verantwortung neue Verfahren und innovative Produkte entstehen würden. Von politischer Begrenzung der kaufmännischen Freiheit war da kaum die Rede – ein Grund, warum die damalige Denkschrift im Kirchenparlament heftig kritisiert wurde. Wohl auch deshalb legt der Rat innerhalb von so kurzer Zeit noch einmal nach. Bischof Huber sagt zwar, er halte voll an der Unternehmer-Denkschrift fest,
"trotzdem wird die Tiefe der Zäsur, durch die wir jetzt hindurchgehen in diesem Text natürlich noch nicht voll gewürdigt. Und er ist auch noch nicht in derselben Weise konzentriert auf die Forderung, die soziale Marktwirtschaft unter Gesichtspunkten der ökologischen Vertretbarkeit, der Vertretbarkeit aus der Perspektive internationaler Gerechtigkeit und aus der Perspektive der Generationengerechtigkeit weiter zu entwickeln."
Die Kirchenleitung will eine Wirtschaft, die den Menschen heute dient, ohne die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu zerstören, eine Weltgesellschaft, die die Verbesserung der Situation ihrer ärmsten und schwächsten Mitglieder zu den vorrangigsten Aufgaben macht und ein Finanzsystem, das sich in den Dienst dieser Aufgabe stellt. Mit konkreten Hinweisen, wie dies zu erreichen sein könnte, hält sich die EKD-Spitze jedoch zurück.
"Nicht Politik machen, sondern möglich machen… Das Finden der Lösungen begleiten wir, aber wir sind nicht diejenigen, die sozusagen Autoritativlösungen zu vertreten hätten."
Im Text gibt es weder Vorschläge zur angemessenen Höhe von Renditen, noch ein Wort zum Mindestlohn oder zum Boni-System. Die Folgen der Finanzkrise müssten die Stärkeren tragen, heißt es. Wer aber die Stärkeren sind und wie viel sie tragen sollen, bleibt offen. Etwas konkreter zu werden, hätte dem Wort des Rates sicherlich gut getan und würde seine Resonanz in der Gesellschaft wahrscheinlich verstärken. Denn in der breiten Öffentlichkeit wird vor allem diskutiert, was provoziert. Eine Voraussetzung, die das Wort des Rates der EKD nicht erfüllt.