"Es ist Bühne, es ist Show"
Alle zwei Jahre lädt der Melody-Chor zu seinem großen Weihnachtskonzert ein. In diesem Dezember singt das Ensemble wieder deutsche und englische Weihnachtshits. Doch auch übers Jahr ist das 85-köpfige Ensemble, das Wert auf Glamour und Glitzer legt, höchst aktiv.
Den Melody-Chor aus Marl gibt es seit 1953. Vor 20 Jahren übernahm Angelika Claassen die Leitung. Zur gleichen Zeit gab der Chor sich auch einen neuen Namen, der für frischen Wind sorgen sollte. Denn "Volks-Chor", wie das Ensemble seit den 60er Jahren hieß, das klang den Damen und Herren dann doch etwas zu bieder.
"Mit dem Namen Volks-Chor bekamen wir keine Mitglieder. Die Mitglieder verbanden das mit Volkslied, und das will zumindest die junge Bevölkerung nicht singen. Und deswegen ist auch unser Zuspruch recht groß. Also Melody-Chor heißt moderne Chormusik, und modern heißt Musical, Popmusik, alles das, was im Moment auf dem Markt ist, und wenn's nicht zu kaufen gibt, dann arrangier ich das halt selber."
Die gelernte Kirchenmusikerin ist eine zupackende Frau Ende 40. Mit ihrer unkomplizierten Art hat sie die 85 Sängerinnen und Sänger gut im Griff und sorgt für eine lockere Probenatmosphäre. Jedes Jahr studiert sie mit der Gruppe ein Dutzend neue Lieder ein. Um für die regelmäßigen Konzerte genügend neue Stücke zu haben, ist dieses Pensum unerlässlich, erklärt die Vorsitzende Silvia Kruse.
"Und zwar haben wir alle zwei Jahre das Konzertjahr, so nennen wir das. Da haben wir immer ein Frühjahrskonzert, und dann haben wir im Dezember immer unser großes Weihnachtskonzert, was in diesem Jahr auch wieder ansteht."
Die Sopranistin ist bereits seit 1979 beim Melody-Chor. Dass sie einmal den Vorsitz in einem Chor übernehmen würde, hätte sie früher kaum für möglich gehalten. In der Grundschule vorzusingen, fand sie schrecklich. Heute sucht Silvia Kruse mit großer Begeisterung nach neuen Weihnachtsliedern für den Chor.
"Es gibt unglaublich viele Weihnachtslieder, wenn man sich mit dem Thema mal beschäftigt, und ich muss ehrlich sagen, das ist so ein kleines Hobby von mir. Ich blühe immer auf bei Weihnachtskonzerten. Das ist meine Lieblingsmusik."
Fündig wird sie oft bei amerikanischen Liedern. Die englischen Texte sind für die Jugendlichen kein Problem. Für die älteste Sängerin des Chores jedoch, die 90-jährige Ruth Jandt, die bereits seit 41 Jahren dabei ist, sind die Texte mitunter schon eine Herausforderung.
"Ich hab zwar mal in der Schule Englisch gehabt, aber da ist nicht mehr viel übrig. (lacht) Aber auf die Bühne kann ich nicht. Ich kann nicht mehr zwei Stunden stehen, das geht nicht."
Die Konzerte verfolgt sie deshalb sitzend aus dem Zuschauerraum. Zwei Stunden Musik, 26 Lieder, 150 Stimmen und eine siebenköpfige Band werden den Zuhörern dort geboten. Der Melody-Chor wird bei seinem Auftritt noch verstärkt durch einen fast ebenso großen Kinder- und Jugendchor.
In diesem Jugendchor hat auch Carolin Kleinsorge ihre ersten Chorerfahrungen gesammelt. Mittlerweile singt die 18-jährige Schülerin bei den Großen mit und freut sich auf die Aufregung vor dem Auftritt.
"Hinter der Bühne ist ein Riesengewusel, alle Leute sind nervös, dann kommt man auf diese Bühne raus, der Vorhang ist auf, man sieht 1000 Leute, das Licht blendet einen, und dann fängt die Band auch schon an zu spielen und es macht einfach unglaublichen Spaß, wenn man da mit allen zusammen singen kann."
Zu den Frühjahrskonzerten lädt der Chor seit Jahrzehnten gerne stimmgewaltige Solisten ein, die das Programm abwechslungsreicher gestalten. Früher waren mal Bill Ramsey, Cindy & Bert oder Dunja Reiter dabei, heute sind es meist weniger bekannte Solisten oder Musicaldarsteller. Für Carolins Vater, Michael Kleinsorge, sind diese Gastauftritte immer ein Genuss.
"Das ist auch immer wieder ein Erlebnis, zuzuhören. Weil dann können wir als Chor, der auf der Bühne steht, ja auch mal lauschen, ohne dann in dem Moment selbst aktiv sein zu müssen. Das ist dann auch immer sehr angenehm."
Wenn der Melody-Chor auf die Bühne tritt, bleibt nichts dem Zufall überlassen. Das Eröffnungslied muss die Leute direkt gefangen nehmen. Und auch die Chorkleidung - die Männer in schwarzer Hose mit leuchtend türkisem Seidenhemd, die Frauen ganz in türkis mit paillettenbesticktem Oberteil - soll die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich lenken.
"Es ist Bühne, es ist Show. Und wir finden, dass es auffällig sein muss, dass es glitzernd sein sollte, damit auch ein bisschen optisch was rüberkommt."
Vor der Show gibt Chorleiterin Angelika Claassen ihren Sängerinnen und Sängern noch einmal letzte Anweisungen mit auf den Weg.
"Tut mir einen Gefallen. Wenn ihr im Konzert merkt: Man, ich hätte singen sollen! Ich glaub, der Sopran war nicht alleine dran, ich auch ... - Dann diskutiert nicht drüber! (lachen) Weil, das schmeißt mich so raus!"
Angelika Claassen weiß: Am besten klingt der Chor, wenn er mit guter Laune auftritt. Und dafür - und auch für ihre eigene Laune - verzichtet sie sogar auf das klassische Einsingen.
"Das ist leider üblich. Zu meiner Schande muss ich das gestehen. Eigentlich ist es wirklich notwendig, aber ich hab dazu keine Lust. (lacht)"
Melody-Chor Marl
"Mit dem Namen Volks-Chor bekamen wir keine Mitglieder. Die Mitglieder verbanden das mit Volkslied, und das will zumindest die junge Bevölkerung nicht singen. Und deswegen ist auch unser Zuspruch recht groß. Also Melody-Chor heißt moderne Chormusik, und modern heißt Musical, Popmusik, alles das, was im Moment auf dem Markt ist, und wenn's nicht zu kaufen gibt, dann arrangier ich das halt selber."
Die gelernte Kirchenmusikerin ist eine zupackende Frau Ende 40. Mit ihrer unkomplizierten Art hat sie die 85 Sängerinnen und Sänger gut im Griff und sorgt für eine lockere Probenatmosphäre. Jedes Jahr studiert sie mit der Gruppe ein Dutzend neue Lieder ein. Um für die regelmäßigen Konzerte genügend neue Stücke zu haben, ist dieses Pensum unerlässlich, erklärt die Vorsitzende Silvia Kruse.
"Und zwar haben wir alle zwei Jahre das Konzertjahr, so nennen wir das. Da haben wir immer ein Frühjahrskonzert, und dann haben wir im Dezember immer unser großes Weihnachtskonzert, was in diesem Jahr auch wieder ansteht."
Die Sopranistin ist bereits seit 1979 beim Melody-Chor. Dass sie einmal den Vorsitz in einem Chor übernehmen würde, hätte sie früher kaum für möglich gehalten. In der Grundschule vorzusingen, fand sie schrecklich. Heute sucht Silvia Kruse mit großer Begeisterung nach neuen Weihnachtsliedern für den Chor.
"Es gibt unglaublich viele Weihnachtslieder, wenn man sich mit dem Thema mal beschäftigt, und ich muss ehrlich sagen, das ist so ein kleines Hobby von mir. Ich blühe immer auf bei Weihnachtskonzerten. Das ist meine Lieblingsmusik."
Fündig wird sie oft bei amerikanischen Liedern. Die englischen Texte sind für die Jugendlichen kein Problem. Für die älteste Sängerin des Chores jedoch, die 90-jährige Ruth Jandt, die bereits seit 41 Jahren dabei ist, sind die Texte mitunter schon eine Herausforderung.
"Ich hab zwar mal in der Schule Englisch gehabt, aber da ist nicht mehr viel übrig. (lacht) Aber auf die Bühne kann ich nicht. Ich kann nicht mehr zwei Stunden stehen, das geht nicht."
Die Konzerte verfolgt sie deshalb sitzend aus dem Zuschauerraum. Zwei Stunden Musik, 26 Lieder, 150 Stimmen und eine siebenköpfige Band werden den Zuhörern dort geboten. Der Melody-Chor wird bei seinem Auftritt noch verstärkt durch einen fast ebenso großen Kinder- und Jugendchor.
In diesem Jugendchor hat auch Carolin Kleinsorge ihre ersten Chorerfahrungen gesammelt. Mittlerweile singt die 18-jährige Schülerin bei den Großen mit und freut sich auf die Aufregung vor dem Auftritt.
"Hinter der Bühne ist ein Riesengewusel, alle Leute sind nervös, dann kommt man auf diese Bühne raus, der Vorhang ist auf, man sieht 1000 Leute, das Licht blendet einen, und dann fängt die Band auch schon an zu spielen und es macht einfach unglaublichen Spaß, wenn man da mit allen zusammen singen kann."
Zu den Frühjahrskonzerten lädt der Chor seit Jahrzehnten gerne stimmgewaltige Solisten ein, die das Programm abwechslungsreicher gestalten. Früher waren mal Bill Ramsey, Cindy & Bert oder Dunja Reiter dabei, heute sind es meist weniger bekannte Solisten oder Musicaldarsteller. Für Carolins Vater, Michael Kleinsorge, sind diese Gastauftritte immer ein Genuss.
"Das ist auch immer wieder ein Erlebnis, zuzuhören. Weil dann können wir als Chor, der auf der Bühne steht, ja auch mal lauschen, ohne dann in dem Moment selbst aktiv sein zu müssen. Das ist dann auch immer sehr angenehm."
Wenn der Melody-Chor auf die Bühne tritt, bleibt nichts dem Zufall überlassen. Das Eröffnungslied muss die Leute direkt gefangen nehmen. Und auch die Chorkleidung - die Männer in schwarzer Hose mit leuchtend türkisem Seidenhemd, die Frauen ganz in türkis mit paillettenbesticktem Oberteil - soll die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich lenken.
"Es ist Bühne, es ist Show. Und wir finden, dass es auffällig sein muss, dass es glitzernd sein sollte, damit auch ein bisschen optisch was rüberkommt."
Vor der Show gibt Chorleiterin Angelika Claassen ihren Sängerinnen und Sängern noch einmal letzte Anweisungen mit auf den Weg.
"Tut mir einen Gefallen. Wenn ihr im Konzert merkt: Man, ich hätte singen sollen! Ich glaub, der Sopran war nicht alleine dran, ich auch ... - Dann diskutiert nicht drüber! (lachen) Weil, das schmeißt mich so raus!"
Angelika Claassen weiß: Am besten klingt der Chor, wenn er mit guter Laune auftritt. Und dafür - und auch für ihre eigene Laune - verzichtet sie sogar auf das klassische Einsingen.
"Das ist leider üblich. Zu meiner Schande muss ich das gestehen. Eigentlich ist es wirklich notwendig, aber ich hab dazu keine Lust. (lacht)"
Melody-Chor Marl