„Es ist nicht nur Musik, es ist eine ganze Welt“

Das Chanson ist Leidenschaft, Melancholie und Lebensfreude. Es seien diese typisch französischen Motive, sagt Publizist Olaf Salié, die sich im Chanson wiederfinden. Deshalb sei das Chanson im Vergleich mit der Mode oder dem Film die französischste Kulturdisziplin, findet er.

„Das wichtigste Merkmal des Chansons sind die wunderschönen Texte“, sagt Salié. Die großen Dichter Frankreichs hätten immerhin Texte für das Chanson geschrieben. Juliette Gréco habe ihre Karriere mit Texten von Jean Paul Sartre begonnen. Auch Prevert oder Aragon hätten Texte für das französische Chanson geliefert.

„Für mich gehört aber auch die Melodie dazu. Das ist keine rhythmusbezogene Musik, sondern es gibt immer eine kleine Melodie, die man nachpfeifen kann und die im Gedächtnis bleibt.“

Charles Trenets Chanson „La Mer“ sei für ihn das beste Chansons, sagt Salié. An diesem kleinen Stück könne man die ganze Schönheit und das Wesen des Chansons sichtbar machen.

„Der Text ist so schön wie ein Haiku. Er geht um die Betrachtung des Meeres. Und das ruft, wie bei Proust, Erinnerungen an die Kindheit hervor“, begründet Salié seine Begeisterung für dieses Stück.

Und diese Begeisterung für das Chanson reicht bei Salié schon bis in die Kindheit zurück. „Es begann mit einer Kassette mit Piaf-Chansons. Und seitdem ist es die Musik meines Lebens. Und beim Chansons geht ja eine Tür auf. Das ist ja nicht nur Musik, das ist eine ganze Welt. Und es gibt darüber ganz viele Geschichten zu erzählen.“