"Ein vollkommen neues Fenster zum All öffnen"
Der ESA-Satellit LISA Pathfinder ist gestartet. Wie Forscher unter Federführung des Albert-Einstein-Instituts in Hannover mit LISAs Hilfe Gravitationswellen im All auf die Spur kommen wollen, erklärt der Physiker Benjamin Knispel.
Physiker pflegen ihren Großgeräten immer besonders hübsche Namen zu geben: Bessy, Desy, HasyLab... und jetzt ist LISA Pathfinder von Französisch-Guyana ins All gestartet. Der Name des Satelliten steht für Laser Interferometer Space Antenna. LISA Pathfinder wird Kerntechnologien zur Messung von Gravitationswellen im Weltall erproben und den Weg für zukünftige Gravitationswellen-Detektoren ebnen. Das Albert-Einstein-Institut in Hannover – auch bekannt als Max-Planck-Institut (MPI) für Gravitationsphysik – ist federführend an LISA Pathfinder und dem künftigen Gravitationswellen-Detektor eLISA beteiligt.
Die Gravitationstheorie von Einstein erneut beweisen
LISA Pathfinder ist eine Mission der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA. Daran beteiligt sind europäische Raumfahrtunternehmen unter der Systemverantwortung von Airbus DS, Forschungseinrichtungen aus Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, der Schweiz, und Großbritannien sowie die NASA.
LISA Pathfinder wird an ihrem Zielpunkt im All – 1,5 Millionen Kilometer vor der Erde in Richtung Sonne – zwei Testmassen in nahezu perfekten freien Fall positionieren und hochpräzise vermessen und kontrollieren. Dazu kommen neuartige Trägheitssensoren, ein Laser-Messsystem, ein berührungsfreies Kontrollsystem und ein extrem präzises Antriebssystem zum Einsatz.
Alle zittern mit
Wenn die Mission glückt, haben die Forscher einmal mehr die Gültigkeit der Gravitationstheorie von Albert Einstein bewiesen. "Aber das Entscheidende ist, dass uns die Gravitationswellen ein vollkommen neues Fenster zum Weltall öffnen werden. Weil wir dann Objekte wahrnehmen können, die sich nur durch die Schwerkraft, nur durch Gravitationswellen verraten", sagt Benjamin Knispel, Physiker und Pressereferent des MPI in Hannover. "Man zittert jetzt mit." Er wünsche LISA eine komplikationsfreie Mission. Die Bedingungen dafür seien gut:
"Man hat diese Bahn dort um den sogenannten LaGrange-Punkt gewählt, weil es im Grunde genommen ein sehr ruhiger Punkt im All ist. Das bedeutet: Man ist erstmal relativ weit weg von allen großen Massen wie der Erde oder der Sonne – dadurch hat man weniger Gezeitenkräfte und kann eben diese Testmassen, die man in diesem Satelliten schweben lassen will, gut frei schweben lassen. Gleichzeitig gibt es da immer schön Sonnenlicht - und man ist da immer in der gleichen Entfernung zur Erde, das macht die Kommunikation mit dem Satelliten auch noch einfacher."