Geoffroy de Lagasnerie: Die Kunst der Revolte - Snowden, Assange, Manning
Suhrkamp / Insel, Berlin 2016
158 Seiten, 19,95 Euro
Den Staat in die Krise gestürzt
Der Philosoph und Soziologe Geoffroy de Lagasnerie hat ein Essay über Whistleblower geschrieben. Dabei steht er radikal an der Seite von Edward Snowden, Julian Assange und Chelsea Manning und fordert neue Gesetze, um sie zu schützen.
Für den französischen Philosophen Geoffroy de Lagasnerie ist das Wirken berühmter Whistleblower wie Edward Snowden, Julian Assange oder Chelsea Manning noch nicht in seiner ganzen Tiefe erkannt worden.
Es sei erstaunlich, mit welcher Repression der Staat auf alle drei reagiert habe, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Durch emanzipatorische Fragen von politisch interessierten Bürgern sei der Staat in eine Krise geraten, betonte de Lagasnerie, der Professor für Philosophie an der Pariser École nationale supérieure d'arts de Cergy-Pontoise ist.
Ein Bürger muss sich von seinem Staat scheiden lassen können
De Lagasneries Essay dreht sich um jede Menge Fragen, die das Verhältnis des Staates zum Individuum berühren. Seiner Ansicht nach haben Snowden, Assange und Manning die "Dysfunktionalität" alter Strukturen aufgezeigt.
De Lagasneries Forderung: Ein Bürger muss auch die Möglichkeit haben, sich von seinem Staat scheiden zu lassen. Er wolle nicht den Staat abschaffen, sagte de Lagasnerie, notwendig seien aber neue Gesetze, die auch das Individuum schützten und nicht nur die Interessen der Nationalstaaten verträten.
Kritik an der Polizei ist in Frankreich derzeit unmöglich
Zuviel Staatsmacht findet er gefährlich. Das jüngste Beispiel sind für ihn die Sicherheitsgesetze in Frankreich. "Unter dem Deckmantel der Sicherheit ist eine Kritik an der Polizei gar nicht mehr möglich", sagte er. Dabei würden inzwischen vom Staat auch Aktivisten verfolgt, die mit Terror gar nichts zu tun hätten.