Essen in Kita und Schule: Wie kann es besser werden?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Ulrike Arens-Azevedo und Anja Schermer. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.
Wie kann es besser werden?
86:18 Minuten
Zu fett, zu süß, zu viel Fleisch: Es gibt immer wieder Diskussionen über das Essen in Kitas und Schulen. Über die Qualität und auch, wie viel es kosten darf. Gutes Essen muss nicht teuer sein – das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zur Schulverpflegung.
Etwa drei Millionen Schüler und fast zwei Millionen Kita-Kinder essen hierzulande in Einrichtungen zu Mittag. Was dort auf die Teller kommt, entspricht eher selten den Qualitätsstandards für eine ausgewogene Ernährung.
"Nach wie vor gibt es in Schulen zu häufig Fleisch, zu selten Fisch und noch keineswegs täglich frisches Obst bzw. Gemüse und Salat", sagt Prof. Dr. Ulrike Arens-Azevedo, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Frischgekochtes sei kaum zu finden. "Es überwiegt in allen Regionen das Verpflegungssystem der Anlieferung von warmgehaltenen Speisen."
Kein Wunder, dass sich viele Schüler lieber beim Imbiss oder Bäcker um die Ecke versorgen. Auch in den Kitas überwiege Aufgewärmtes aus Großküchen; weniger als ein Drittel der Kitas koche selber. "Kitas mit eigener Küche sind wünschenswert, aber oft nicht zu realisieren, weil Geld oder Platz fehlt." Dabei sei gesundes Essen nicht unbedingt teurer, so die aktuelle Studie der DGE, die in dieser Woche von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner vorgestellt wurde. Mit nur vier Cent mehr lasse sich eine ausgewogene Mahlzeit zubereiten.
Kinder für Kochen begeistern
Unzufriedenen Eltern rät die Ernährungswissenschaftlerin, Druck zu machen:
"Sie können sich selbstverständlich einbringen, in Gremien oder Schulkonferenzen. Aber sie müssen es auch tun! Das Problem ist, dass sich die Eltern eben oft nicht einmischen."
"Die gesamte gesellschaftliche Entwicklung läuft darauf hinaus, dass Kinder immer mehr Zeit in Kita und Schule verbringen", sagt Anja Schermer, Geschäftsführerin der Sarah Wiener Stiftung. Die Stiftung setzt sich seit 2007 für praktische Ernährungsbildung bei Kindern ein und schult unter anderem deutschlandweit Pädagogen, wie sie Kinder für das Kochen begeistern können.
"Die Eltern sind an der Arbeit, die Hauptmahlzeiten werden nur noch extrem selten in den Familien eingenommen. Die Kinder werden auch nicht mehr an dem Prozess der Essenszubereitung beteiligt. Dass der Kartoffelbrei mal eine Kartoffel war, die auf einem Feld gewachsen ist, ist für sie nicht mehr sichtbar." Dies sei nicht nur eine Frage der Esskultur, sondern habe auch eine gesellschaftliche Dimension: "Was ist uns das Essen für unsere Kinder wert? Und unsere Vision ist, dass alle Kinder vielseitig und bewusst ernährt werden, unabhängig von ihrer Herkunft."