Essen

Rezepte-Sammlung aus dem Internet

Ein Mann surft mit seinem Smartphone im Internet. Fast neun von zehn Deutschen finden es unhöflich, wenn ihr Gegenüber beim Essen immer wieder auf das Smartphone schaut. Foto: Nicolas Armer
Smartphone © picture alliance / dpa / Foto: Nicolas Armer
Von Michael Engel |
Zu den unzähligen Koch-Shows und Koch-Büchern gesellt sich jetzt auch noch eine Koch-App dazu. Damit lassen sich Kochrezepte im Internet finden und es gibt einen Zufallsgenerator, der bei der Menüauswahl hilft.
Ob "Promidinner", "Küchenschlacht" oder vollmundige Reisen mit "Sarah Wiener": Das Fernsehen quillt über mit Unterhaltung rund ums Kochen. Und auch der Buchhandel mischt fleißig mit. Kochbücher haben Hochkonjunktur. Nun also auch noch die Informatiker: Programmierer aus dem Saarland schufen "Kochbot" - eine App mit Ambitionen:
Hörprobe aus "Kochbot"
"Garnelen bis zur Schwanzflosse längs halbieren und den Darm entfernen."
Susanne Berger: "Ich hab mir gerade eine Thailändische Garnelensuppe ausgesucht und lasse mich jetzt einfach mal von der App führen…"
Susanne Berger hat sich die kostenlose App auf ihr Tablet geladen. Nun hängt das Teil über dem Herd und spult die Rezeptur auf Nachfrage ab.
Berger: "Weiter…"
Hörprobe aus "Kochbot"
"Garnelenköpfe und Schalen in einen Durchschlag geben kalt abspülen."
Ulrich Schäfer: "Kochbot ist der sprechende Küchenassistent…"
…sagt Dr. Ulrich Schäfer, Experte für Sprachtechnologie im Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz:
Schäfer: "…wir können uns während des Kochvorgangs von der App vorlesen lassen, was zu tun ist – Schritt für Schritt. Bevor wir anfangen zu kochen, können wir sogar mit Zutaten, die wir dem Kochbot nennen, passende Rezepte suchen lassen."
Mehr als 30.000 Rezepte stehen zur Auswahl
Wir haben Rezepte von Ulrikes Rezepte-Sammlung aus dem Web, und da finden wir eigentlich immer, wenn man ein paar Zutaten nennt, ein passendes Gericht zu Kochen.
Vorbei das TV-Geschwafel über exotische Zutaten, die es ohnehin kaum zu kaufen gibt. Stattdessen: Kühlschrank auf, und selbst wenn da nur wenig drin ist, weiß Kochbot das Beste daraus zu machen. Einfach die vorhandenen Zutaten eintippen, schon wird ein Rezept daraus. Über 30.000 davon stehen zur Auswahl.
Schäfer: "Wir wissen, dass viele heute lieber schon mit ihrem Smartphone kochen. Das heißt, es wird in die Küche gelegt, läuft aber da auch Gefahr nass zu werden oder wir müssen mit den schmutzigen Händen drauf greifen, und da ist eben die Idee bei der App jetzt mit Sprache allein den Vorgang des Kochens zu steuern und auch eben Fragen stellen zu können. Beispielsweise während des Kochens: Wie viele Tomaten muss ich nehmen?"
Susanne Berger: "Weiter…"
Hörprobe aus "Kochbot"
"Das Öl erhitzen."
Susanne Berger: "Also ich bin nun nicht gerade ein Freund von Rezepten, weil ich lieber aus Lust und Laune heraus koche. Deswegen engt mich so eine Koch-App eigentlich zu sehr ein. Interessant – als Erfahrung – finde ich den Kochbot aber schon. Ich denke, wer noch nie gekocht hat und ohne Smartphone oder Tablet nicht auskommt, für den ist auch dies App sicher ideal."
Die App kann sogar die Küche steuern
Das Programm greift online auf Rezepte zu, die im Internet stehen. Ein besonderes Problem für die Entwickler waren die vielen Abkürzungen, die beim Kochen verwendet werden. Mal steht in den Rezepten das Kürzel "esl.“, ein andermal "el“. In beiden Fällen ist natürlich der Esslöffel gemeint, und so sagt es der Kochbot dann auch. Die App kann aber noch mehr. Sie kann sogar die Küche steuern…
Schäfer: "Das Rezept gibt der Küche die Anweisung beispielsweise ein Liter Wasser abzumessen, weil das im Rezept so steht. Und dann wird genau ein Liter ausgelassen, sobald man den Topf unter den Wasserhahn hält, und wenn dann ein Liter eingefüllt wurde, dann stoppt der Wasserhahn. Dann kann man den Topf auf den Herd stellen, und anschließend wird der Herd entsprechend den Anweisungen im Rezept – zum Beispiel ´Kochen lassen`auf maximale Stufe gestellt. Und wir können auch dann entsprechend die Dunstabzugshaube stärker oder schwächer stellen lassen."
Eine Küche – wie von Geisterhand gesteuert – ist mit der App allein natürlich nicht zu bekommen. Dazu bedarf es zusätzlicher elektronischer Komponenten, die es aber schon im Handel gibt, eine Option zum Beispiel für sehbehinderte Menschen, sagt der Wissenschaftler. Aber auch solo – ohne Elektronik – hat die App Vorteile. Wer zum Beispiel immer noch nicht weiß, was heute gekocht werden soll, kann den eingebauten Zufallsgenerator befragen.
Schäfer: "Das ist ein kleiner Gimmick, den wir in die App eingebaut haben. Wir schütteln einfach das Smartphone, und durch den Bewegungssensor wird dann festgestellt, hier geht es um eine Mixbewegung, und wir liefern dann ein Zufallsrezept per Zufallsgenerator. Und ich kann jetzt einfach schütteln und sehe ein Zufallsrezept: Heute gibt es ´Bunte Paprikasuppe`."
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