"Essigs Essenzen"

Was bedeutet es, wenn jemand zu allem "seinen Senf dazu geben" muss? Wenn etwas "zum Mäusemelken" ist? Warum verstehen wir manchmal "nur noch Bahnhof", feiern wir "bis in die Puppen" oder "staunen Bauklötze"? Und warum soll man sich ausgerechnet "einen Storch braten", wenn doch schon "der Hund in der Pfanne verrückt" wird?
Die Liste der Sprichwörter und Redewendungen, die wir seit Februar gemeinsam mit Rolf-Bernhard Essig geklärt haben, ist schier endlos. Jeden Freitag kurz nach 11 Uhrerklärte uns der Literaturwissenschaftler auf seine charmant verschmitzte und kenntnisreiche Art ihren Ursprung und die eigentliche Bedeutung.

Rolf-Bernhard Essig geht es darum, die Freude an Sprichwörtern, Redensarten und der Sprache an sich zu vermitteln. "500 mindestens hat jeder auf der Pfanne, Minimum. Wenn man bedenkt, dass der aktive Wortschatz täglich ungefähr 1500 Wörter umfasst, ist das sehr viel." Darunter sind auch Alltagsfloskeln wie "Schwamm drüber" oder "Der Knackpunkt an der Sache" oder "Ende gut, alles gut".

Auch in unserem technisch rasanten Zeitalter sprechen wir noch vom "Sand im Getriebe", von der "langen Leitung", obwohl es kaum noch Zahnräder gibt und wir längst schnurlos telefonieren. Als Germanist und Historiker hat er auch bei Goethe, Schiller und Shakespeare nachgeschlagen, um die wahre Bedeutung von Redewendungen wie "Ich wittere Morgenluft" (Hamlet) oder des "Pudels Kern" (Faust) zu zeigen. Sein Motto, frei erfunden nach Heinrich von Kleist: "Zum Missverstehen braucht`s nichts als Worte".

In seinem Buch "Wie die Kuh aufs Eis kam", das im Kiepenheuer Verlag erschienen ist, ist dies alles auf höchst vergnügliche Art nachzulesen. Darin zeichnet er auch nach, wie sich die Sprichwörter und Redensarten im Laufe der Zeit verändert haben und warum sie so wichtig für uns sind: "Sie sind der Joker, den man für alles einsetzen kann. Zum Beispiel ´gleich und gleich gesellt sich gern` und ´Gegensätze ziehen sich an`. Sie sind auch psychologisch interessant, sie regeln unser Handeln, indem sie es im Nachhinein legitimieren. Sie bestärken unsere Entscheidung. Sie sind ein lebendiger Bestandteil unserer Sprache, das Salz in der Suppe."

Sein Ziel, Freude an den Sprichwörtern zu wecken, hat Rolf-Bernhard Essig erreicht: Immer wieder stellten ihn die Hörerinnen und Hörer mit neuen und ungewöhnlichen Beispielen auf die Probe.

Heute haben sie nochmals zwei Stunden lang Zeit, ihm "auf den Zahn zu fühlen":
Rolf–Bernhard Essig beantwortet alle Fragen rund um Sprichwörter und Redensarten – auch Jahreszeitliches: Warum wünscht man sich zum Beispiel einen "Guten Rutsch" oder "Hals- und Beinbruch"?


"Essigs Essenzen – Was Sie schon immer über Sprichwörter und Redewendungen wissen wollten" heißt es heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr. Rolf-Bernhard Essig ist zu Gast bei Gisela Steinhauer. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 – 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Literaturhinweis:
Rolf-Bernhard Essig: Wie die Kuh vom Eis kam, Verlag Gustav Kiepenheuer 2007, 160 Seiten

Informationen über Rolf-Bernhard Essig:
www.schuressig2.homepage.t-online.de
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