200. Todestag von E.T.A. Hoffmann

Dialog über Dichtung und Dämonen

56:58 Minuten
Der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann
Musste sich gegen den Vorwurf "demagogischer Umtriebe" wehren: E.T.A. Hoffmann (1776-1822). © dpa / picture alliance
Von Holger Teschke |
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Vor 200 Jahren, am 25. Juni 1822, starb E.T.A. Hoffmann. Kurz vor seinem Tod hatte er sich ein weiteres Mal bei den Mächtigen im Staate Preußen unbeliebt gemacht. Ein Nachtstück zu Ehren des Dichters und seines Freundes Adelbert von Chamisso.
Die Spitzen des Staates Preußen sind in Aufruhr, dem Kammergerichtsrat und Dichter E.T.A. Hoffmann wird der Prozess gemacht. Der Vorwurf: "demagogische Umtriebe". So nennt es jedenfalls die regierende Restauration. Hoffmann entgegnet empört: wegen eines Flohs! Genauer: wegen "Meister Floh", einer Erzählung, in der sich ein Staatsbeamter wiedererkennt, leider Gottes unvorteilhaft gezeichnet.

Sind die Inquisitionsknechte im Anmarsch?

Den ganzen Tag hat Hoffmann seine Verteidigungsschrift diktiert, da klopft es spät in der Nacht des 21. Februar 1822 an der Tür, laut und bestimmt. Sind sie das schon? Wollen ihn die Inquisitionsknechte holen und in die Bleikammern schleifen? Hoffmann ist krank, er hat ein Attest - und Angst.
Doch es ist sein Freund Adelbert Chamisso mit einer Flasche Champagner. Hoffmann begrüßt ihn erleichtert: "Was bleibt einem sonst noch in diesen trostlosen Zeiten, als ein wenig zu träumen und zu schlampampen."
Holger Teschke lässt die Freunde über die Südsee plaudern, wo Chamisso seine glücklichste Zeit verbrachte. Und natürlich über "Meister Floh". In einer Gestalt der Erzählung, dem Geheimen Hofrat Knarrpanti, erkennt sich - durchaus nicht zu Unrecht - Karl Albert von Kamptz, Hoffmanns Gegner im Innenministerium.

Das Manuskript der Sendung können Sie hier herunterladen.

Der Dichter hat in seiner Wut auf die allgegenwärtige "Spitzeley" und staatliche Repression in diesen Jahren auf Justizakten zurückgegriffen. In einer wird - wie in "Meister Floh" - ein rot unterstrichenes Wort als Beleg für Hochverrat gewertet. Nun sieht sich mit dem hohen Beamten auch der König angegriffen. Adelbert von Chamisso fasst beeindruckt zusammen:

Also Beleidigung königlicher Beamter, Verletzung der Amtsverschwiegenheit, dazu noch Majestätsbeleidigung. Eine schöne Latte. Hast Du noch mehr auf dem Kerbholz?

Adelbert von Chamisso

Das bunte Treiben auf dem Markt

Da lächelt der Dichter, hustet und trinkt noch einen Schluck vom Lebenselixier. Holger Teschke lässt es dann hoffmannesk werden: Bevor Dappertutto, Coppelius und Kater Murr auftreten, sperrt er mit Hilfe der Poesie die Fenster von Hoffmanns Wohnung am Berliner Gendarmenmarkt auf. Vor ihnen liegt das bunte Treiben auf dem Markt, von dem "Des Vetters Eckfenster" erzählt.
(pla)

Mit Ulrich Noethen als E.T.A. Hoffmann und Manuel Harder als Adelbert von Chamisso
Ton: Hermann Leppich
Regie: Beate Ziegs
Redaktion: Jörg Plath
Deutschlandfunk Kultur 2022

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