Eugen Kogon

Widerständler der ersten Stunde

Kogon war von 1949 bis 1953 der erste Präsident der Europa-Union in Deutschland. Er wurde am 2. Februar 1903 in München geboren und starb am 24. Dezember 1987 in Falkenstein (Taunus).
Der Publizist und Politikwissenschaftler Eugen Kogon am 22. Juni 1949 während eines Vortrags über die europäische Bewegung. © picture alliance / dpa / Günter Bratke
Florian-Felix Weyh im Gespräch mit Michael Kogon |
Der Publizist Eugen Kogon war ein früher Gegner der Nazis und bedeutender Intellektueller der Bundesrepublik. Sein Sohn Michael Kogon dokumentiert in "Lieber Vater! Wie ist das Wetter bei dir?", wie er die Inhaftierung im KZ Buchenwald überlebte.
Der Sohn erinnert an den Vater, will Eugen Kogon (1903-1987) für die Enkelgeneration aus der Vergessenheit herausholen. Die Nachkriegsjugend war ja mit dessen Buch "Der SS-Staat" aufgewachsen, das zum Standardwerk wurde und den katholischen Publizisten prominent machte.
Gründer der "Frankfurter Hefte"
Gemeinsam mit Walter Dirks gründete er die "Frankfurter Hefte", wurde erster Präsident der "Europa Union Deutschland", lehrte an der Technischen Hochschule Darmstadt Politikwissenschaften und arbeitete für das Fernsehen, unter anderem als Leiter des Magazins "Panorama".
Eugen Kogon war ein früher, ein konservativer Gegner des Nationalsozialismus und verfügte als Vermögensverwalter, wie sein Sohn Michael berichtet, über ausreichend finanzielle Mittel, um politische Flüchtlinge zu unterstützen. Dreimal wurde er deswegen von der Gestapo verhaftet, zuletzt 1938 in Wien, kurz nachdem Österreich an das nationalsozialistische Deutschland angeschlossen worden war.
Er blieb bis 1945 in Haft, bis das Konzentrationslager Buchenwald befreit worden war, überlebte, obschon die Gestapo ihn mehrfach in den sicheren Tod des KZ Auschwitz transportieren wollte – der jüdischen Wurzeln wegen.
Dokumentation von Briefen der Mutter und der Kinder
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Cover: "Lieber Vati! Wie ist das Wetter bei Dir?"von Michael Kogon © Pattloch Verlag
Der heranwachsende Michael erlebt diese sieben Jahre als eine tiefgreifende Störung des Familienlebens, die zerreißt und vieles durcheinander bringt. Er erinnert sich nicht nur persönlich, sondern dokumentiert auch Briefe der Mutter, der drei Kinder sowie Kassiber des Vaters, versteckte oder verschlüsselte Botschaften also, die allein es dem Ehepaar erlaubten, an der Gefängniszensur vorbei persönliche Worte auszutauschen.
Wie der Vater hat auch Michael Kogon Nationalökonomie studiert und arbeitete in der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel. Später übersetzte er Texte des französischen Essayisten Stephane Hessel, dem der Vater in der Haftzeit begegnet war.

Michael Kogon: Lieber Vati! Wie ist das Wetter bei Dir? Erinnerungen an meinen Vater Eugen Kogon. Briefe aus dem KZ Buchenwald
Pattloch Verlag München, 01. September 2014
528 Seiten, 22,99 Euro, auch als E-Book

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