Eukalyptus - der Retter des Rachens
Erkältungszeit ist die Hochsaison für Eukalyptus-Bonbons. Bekanntlich wachsen die Eukalyptusbäume in Australien, wo die Koalas leben, die sich ausschließlich von den Blättern dieser Bäume ernähren. Wahrscheinlich sind die putzigen Bärchen deshalb auch nie heiser.
Unser Eukalyptusöl kommt vor allem aus Spanien. Dort werden heute die ursprünglich in Australien beheimateten Bäume in Plantagen angebaut. Die wachsen unglaublich schnell. Sie können je nach Art eine Höhe von bis zu 150 Meter erreichen. Als Rohstoff für die Ölgewinnung dienen die Blätter und Triebspitzen. Um die besser abernten zu können, werden dafür gleich die ganzen Bäume gefällt. Das Holz lässt sich beispielsweise zum Betreiben der fahrbaren Destillationsanlagen verfeuern. Das gewonnene "Roh-Öl" wird zur Entfernung von Verunreinigungen mit Lauge behandelt und anschließend fraktioniert destilliert. Der wichtigste Aromastoff ist das Cineol. Im Handel befinden sich vor allem Eukalyptus-Öle mit etwa 80 bis 90 Prozent Cineol.
Wenn ich bei Husten Eukalyptusbonbons lutsche, geht's mir besser. Kann das die Wissenschaft bestätigen?
Im Prinzip ja. Denn das Öl wirkt gegen eine Reihe von Erregern, insbesondere gegen allerlei Viren und Bakterien, die Erkrankungen der Atemwege auslösen. Der Hauptwirkstoff, das Cineol ist aber auch wirksam gegen Pilze und Hefen wie Trichoderma oder Candida.
Man spürt ja richtig, wie die Atemwege frei werden.
Das hat einen ganz anderen Grund: Die Wirkung auf die Atemwege wird über die Kälterezeptoren in der Nase vermittelt. Die Nasenschleimhaut schwillt durch Eukalyptus nicht ab, aber ich spüre durch die Aktivierung der Kälterezeptoren den Luftzug beim Atmen stärker - und dadurch entsteht das Gefühl des besseren Durchatmens. Anders ist es beim Hustenreiz: Der wird durch das Cineol tatsächlich unterdrückt, wobei man bis heute nicht weiß, wie das funktioniert.
Sie sprechen immer vom Cineol. Hat man denn nicht mal das ganze Öl getestet?
Kann man schon, bringt hier aber nicht viel. Die Zusammensetzung schwankt in einem weiten Bereich: Je nachdem, aus welcher Art Sie das ätherische Öl gewinnen. Die eine Art liefert um die 70 Prozent Cineol, die nächste enthält zu 70 Prozent den Aromastoff Citronellal. Sie sind aber jeweils frei vom anderen. Und zu allem Überfluss gibt es bei ein und derselben Art auch unterschiedliche Formen, mit der Folge, dass zwei an sich gleiche Eukalyptusbäume, ganz andere ätherische Öle liefern. Das ist aber noch nicht alles: Junge und alte Blätter ein und derselben Art haben ganz unterschiedliche Zusammensetzung. Das ist die Crux mit den Naturpräparaten. Niemand weiß, was da wirklich drin ist.
Ist das bei einem traditionellen Produkt so wichtig?
Ich denke schon. Denn das Eukalyptusöl ist nicht zwangsläufig harmlos. In der einschlägigen Fachpresse, in den Lehrbüchern der Pharmakologie und Toxikologie wird das Öl des Baumes als "giftig" gewertet - vor allem, wenn es verzehrt wird. Es ist dokumentiert, dass bereits 5 Milliliter des Öles beim Erwachsenen zum Tode führen können. Andere haben die 40-fache Dosis überlebt. Ich vermute, dass dies nicht nur eine Folge der unterschiedlichen Empfindlichkeit ist, sondern auch der starken Schwankungen in der Zusammensetzung der Öle. Auch die Aufnahme über die Haut hat ihre Tücken: Das großflächige Einreiben (zum Beispiel im Falle von Nesselsucht) führte bei Kindern zu Bewusstlosigkeit. In Australien ist Eukalyptusöl eine der wichtigsten Vergiftungsursachen von Kindern.
Darf ich nun meine Bonbons lutschen oder lieber nicht?
Da passiert rein gar nichts, weil uns die Schärfe davon abhält, mehr zu verzehren als uns gut tut. Solange es schmeckt, ist keine Gefahr im Verzug, im Gegenteil, es ist dann ein echtes Functional Food, ein Lebensmittel mit gesundheitlicher Wirkung. Aber wer glaubt, Medizin hilft nur dann, wenn es im Mund brennt, der geht ein Risiko ein.
Mit diesem Öl schützt sich der Baum vor Schädlingen. In der Dritten Welt wird das Öl diverser Eukalyptusarten zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Auch am Menschen: Eine Mischung mit Pfefferminzöl macht Kopfläuse platt. Lediglich der Koalabär hat es geschafft, spezielle Entgiftungstechniken zu entwickeln, damit der sich von den "giftigen" Blättern nähren kann. Der kann sich daran Tag für Tag satt essen.
Literatur:
Coppen JJW: Eucalyptus - The Genus Eucalyptus. Taylor & Francis, London 2002
Blaschek W et al: Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. Hager ROM, Springer, Heidelberg 2004
Moore BD et al: Eucalyptus foliar chemistry explains selective feeding by koalas. Biology Letters 2005; 1: 64-67
Roth L et al: Giftpflanzen - Pflanzengifte. Ecomed, Landsberg/L. 1984
Cermelli C et al: Effect of eucalyptus essential oil on respiratory bacteria and viruses. Current Microbiology 2008; 56: 89-92
Salari MH et al: Antibacterial effects of eucalyptus globulus leaf extract on pathogenic bacteria isolated from specimens with respiratory tract disorders. Clinical Microbiology and Infection 2006; 12: 194-196
Sartorelli P et al: Chemical composition and antimicrobial activity of the essential oils from two species of Eucalyptus. Phytotherapy Research 2007; 21: 231-233
Darben T et al: Topical eucalyptus oil poisoning. Australasian Journal of Dermatology 1998; 39: 265-267
Patel S, Wiggins J: Eucalyptus oil poisoning. Archives of Disease in Childhood 1980; 55: 405-406
Gonzalez Audino P et al: Effectiveness of lotions based on essential oils from aromatic plants against permenthrin resistant Pediculus humanus capitis. Archives of Dermatological Research 2007; 299: 389-392
Day LM et al: Eucalyptus oil poisoning among young children: mechanisms of access and the potential for prevention. Australian and New Zealand Journal of Public Health 1997; 21: 297-302
Webb NJ, Pitt WR: Eucalyptus oil poisoning in childhood: 41 cases in south-east Queensland. Journal of Pediatrics and Child Health 1993; 29: 368-371
Frohne D, Pfänder HJ: Giftpflanzen. WVG, Stuttgart 2004
Wenn ich bei Husten Eukalyptusbonbons lutsche, geht's mir besser. Kann das die Wissenschaft bestätigen?
Im Prinzip ja. Denn das Öl wirkt gegen eine Reihe von Erregern, insbesondere gegen allerlei Viren und Bakterien, die Erkrankungen der Atemwege auslösen. Der Hauptwirkstoff, das Cineol ist aber auch wirksam gegen Pilze und Hefen wie Trichoderma oder Candida.
Man spürt ja richtig, wie die Atemwege frei werden.
Das hat einen ganz anderen Grund: Die Wirkung auf die Atemwege wird über die Kälterezeptoren in der Nase vermittelt. Die Nasenschleimhaut schwillt durch Eukalyptus nicht ab, aber ich spüre durch die Aktivierung der Kälterezeptoren den Luftzug beim Atmen stärker - und dadurch entsteht das Gefühl des besseren Durchatmens. Anders ist es beim Hustenreiz: Der wird durch das Cineol tatsächlich unterdrückt, wobei man bis heute nicht weiß, wie das funktioniert.
Sie sprechen immer vom Cineol. Hat man denn nicht mal das ganze Öl getestet?
Kann man schon, bringt hier aber nicht viel. Die Zusammensetzung schwankt in einem weiten Bereich: Je nachdem, aus welcher Art Sie das ätherische Öl gewinnen. Die eine Art liefert um die 70 Prozent Cineol, die nächste enthält zu 70 Prozent den Aromastoff Citronellal. Sie sind aber jeweils frei vom anderen. Und zu allem Überfluss gibt es bei ein und derselben Art auch unterschiedliche Formen, mit der Folge, dass zwei an sich gleiche Eukalyptusbäume, ganz andere ätherische Öle liefern. Das ist aber noch nicht alles: Junge und alte Blätter ein und derselben Art haben ganz unterschiedliche Zusammensetzung. Das ist die Crux mit den Naturpräparaten. Niemand weiß, was da wirklich drin ist.
Ist das bei einem traditionellen Produkt so wichtig?
Ich denke schon. Denn das Eukalyptusöl ist nicht zwangsläufig harmlos. In der einschlägigen Fachpresse, in den Lehrbüchern der Pharmakologie und Toxikologie wird das Öl des Baumes als "giftig" gewertet - vor allem, wenn es verzehrt wird. Es ist dokumentiert, dass bereits 5 Milliliter des Öles beim Erwachsenen zum Tode führen können. Andere haben die 40-fache Dosis überlebt. Ich vermute, dass dies nicht nur eine Folge der unterschiedlichen Empfindlichkeit ist, sondern auch der starken Schwankungen in der Zusammensetzung der Öle. Auch die Aufnahme über die Haut hat ihre Tücken: Das großflächige Einreiben (zum Beispiel im Falle von Nesselsucht) führte bei Kindern zu Bewusstlosigkeit. In Australien ist Eukalyptusöl eine der wichtigsten Vergiftungsursachen von Kindern.
Darf ich nun meine Bonbons lutschen oder lieber nicht?
Da passiert rein gar nichts, weil uns die Schärfe davon abhält, mehr zu verzehren als uns gut tut. Solange es schmeckt, ist keine Gefahr im Verzug, im Gegenteil, es ist dann ein echtes Functional Food, ein Lebensmittel mit gesundheitlicher Wirkung. Aber wer glaubt, Medizin hilft nur dann, wenn es im Mund brennt, der geht ein Risiko ein.
Mit diesem Öl schützt sich der Baum vor Schädlingen. In der Dritten Welt wird das Öl diverser Eukalyptusarten zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Auch am Menschen: Eine Mischung mit Pfefferminzöl macht Kopfläuse platt. Lediglich der Koalabär hat es geschafft, spezielle Entgiftungstechniken zu entwickeln, damit der sich von den "giftigen" Blättern nähren kann. Der kann sich daran Tag für Tag satt essen.
Literatur:
Coppen JJW: Eucalyptus - The Genus Eucalyptus. Taylor & Francis, London 2002
Blaschek W et al: Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. Hager ROM, Springer, Heidelberg 2004
Moore BD et al: Eucalyptus foliar chemistry explains selective feeding by koalas. Biology Letters 2005; 1: 64-67
Roth L et al: Giftpflanzen - Pflanzengifte. Ecomed, Landsberg/L. 1984
Cermelli C et al: Effect of eucalyptus essential oil on respiratory bacteria and viruses. Current Microbiology 2008; 56: 89-92
Salari MH et al: Antibacterial effects of eucalyptus globulus leaf extract on pathogenic bacteria isolated from specimens with respiratory tract disorders. Clinical Microbiology and Infection 2006; 12: 194-196
Sartorelli P et al: Chemical composition and antimicrobial activity of the essential oils from two species of Eucalyptus. Phytotherapy Research 2007; 21: 231-233
Darben T et al: Topical eucalyptus oil poisoning. Australasian Journal of Dermatology 1998; 39: 265-267
Patel S, Wiggins J: Eucalyptus oil poisoning. Archives of Disease in Childhood 1980; 55: 405-406
Gonzalez Audino P et al: Effectiveness of lotions based on essential oils from aromatic plants against permenthrin resistant Pediculus humanus capitis. Archives of Dermatological Research 2007; 299: 389-392
Day LM et al: Eucalyptus oil poisoning among young children: mechanisms of access and the potential for prevention. Australian and New Zealand Journal of Public Health 1997; 21: 297-302
Webb NJ, Pitt WR: Eucalyptus oil poisoning in childhood: 41 cases in south-east Queensland. Journal of Pediatrics and Child Health 1993; 29: 368-371
Frohne D, Pfänder HJ: Giftpflanzen. WVG, Stuttgart 2004