Euro-Krise

Washington wundert sich über Tsipras

Greek Prime Minister Alexis Tsipras (R) talks with Victoria Nuland (L), Assistant Secretary of State for European and Eurasian Affairs at the United States Department of State, in Athens on 17 March 2015. Victoria Nuland is in Athens on one-day working visit.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras (r) spricht mit Victoria Nuland, der Assistant Secretary of State im Dienst des US-Außenministeriums. © picture alliance / dpa / EPA / ORESTIS PANAGIOTOU
Von Marcus Pindur |
Ein stabiles Europa ist für den US-Handel unverzichtbar, Eskalationen mit Griechenland würden die USA nicht kalt lassen. Einen Schuldigen hat Washington schon gefunden: die Syriza-Regierung.
Die Zeiten, da die Obama-Regierung wieder und wieder den Europäern ans Herz legte, die Konjunktur mit geliehenem Geld anzukurbeln, sind lange vorbei. Man hat genug mit dem eigenen Schuldenabbau zu tun.
Doch das Interesse an einem stabilen Europa haben die USA nach wie vor. Die Hälfte der weltweiten Handelsströme geht über den Atlantik, amerikanische Firmen investieren mehr in Holland als in China, und deutsche Firmen stellen mehr als 500.000 Arbeitsplätze in den USA.
Janet Yellen, die Chefin der Federal Reserve Bank, der amerikanischen Notenbank, befürchtet bei einer Eskalation der Griechenlandkrise deshalb auch Auswirkungen für die USA. Falls sich Griechenland nicht mit seinen Gläubigern einigen könne, werde es Turbulenzen geben.
"Das ist ein sehr schwierige Lage. Falls es keine Übereinkunft gibt, sehe ich ein hohes Potential für volkswirtschaftliche Störungen. Das könnte das Wachstum in Europa betreffen und die globalen Finanzmärkte."
Kritik an Verweigerungshaltung der Griechen
Die USA haben nur sehr begrenzte Handels- und Finanzbeziehungen mit Griechenland. Aber Wachstumsschwäche in Europa oder Störungen auf den Finanzmärkten, so Janet Yellen weiter, beträfen über kurz oder lang auch die USA.
Die Sicht auf Griechenland hat sich mit der Koalitionsregierung aus Links- und Rechtsextremisten in Athen dramatisch in Washington verändert. Die wenig konstruktive Haltung des griechischen Ministerpräsidenten Tsipras wird in den USA mit Verwunderung zur Kenntnis genommen.
Die Verantwortung für die gegenwärtige Lage sieht der Volkswirt Jacob Kirkegaard vom Peterson Institute for International Economics in Washington hauptsächlich bei der griechischen Regierung und ihrer Verweigerungshaltung.
"Es gibt in Washington einen Konsens, dass die Syriza-Regierung aus Amateuren besteht. Sowohl in der Art und Weise ihrer Verhandlungsführung, als auch, wie sie Griechenland regiert. Und es gibt einen Konsens in Washington, dass die Syriza- Regierung die Hauptverantwortung trägt, falls es zu einem schlimmen Ende kommen sollte."
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